Hintergrund

6 Tipps zum digitalen Zeichnen

Niemand wird als Experte geboren. Falls dich die digitale Kunst reizt oder du dein momentanes Hobby digitalisieren willst, habe ich hier deshalb einige Tipps für dich.

Die ersten Semester meines Grafikdesign Bachelorstudiums waren gefüllt mit Farbtheorie und dem Zeichnen von Äpfeln und Aktmodellen. Ein ästhetisches Verständnis kann nur mit den richtigen Basics entwickelt werden. Deshalb sind einige meiner Tipps genauso anwendbar für analoge Kunst.

Aber sogar wenn du bereits sehr gut mit Farbtheorie oder den Proportionen des menschlichen Körpers vertraut bist, wenn du den Sprung zur digitalen Kunst machst, gibt es trotzdem noch einige Dinge, die dir auf lange Sicht zu Gute kommen werden.

Meistere die Natur bevor du deinen eigenen Style findest

Beobachtung ist der Schlüssel, wenn du dich in die Welt der Kunst vorwagen willst. Durch Repetition verbesserst du dich dann im Laufe der Zeit. Du kannst das an einem Computer machen oder an einem Tablet. Aber um die Chance zu haben, möglichst viel Übung zu kriegen, trage immer ein Notizbuch auf dir und zeichne alles was du siehst, so oft wie möglich.

Denke daran, dass dich digitale Tools nur begrenzt weiterbringen können. Verbessere deine analogen Fähigkeiten, und dein digitales Zeichnen wird enorm davon profitieren.

Wenn deine Freunde nicht den YMCA für dich machen wollen, gibt es immer andere Wege..

Dein ideales Werkzeug finden

Die Auswahl des richtigen Programms für digitale Kunst ist eine persönliche Entscheidung und hängt von den Werkzeugen und Effekten ab, die du verwenden willst. Viele Leute arbeiten mit Adobe Photoshop und laden sich zusätzliche Pinsel dafür herunter - oder kreieren sie selbst.

Ich arbeite vorzugsweise mit den bereits vorhandenen Pinseln. Deshalb ist Corel Painter mein bevorzugtes Programm seit dem College. Vor kurzem habe ich ArtRage entdeckt und hatte einen sehr guten Eindruck. Im Lager der Gratisprogramme findest du Angebote wie GIMP oder FireAlpaca, die den Job auch erledigen.

Ganz oder gar nicht

Bevor du mit dem Zeichnen beginnst, werden dich die meisten Programme nach der Grösse deiner digitalen Leinwand fragen. Ausser wenn du eine Vektor-Grafik erstellen wirst, ist diese Eingabe sehr entscheidend. Du kannst die Grösse im Nachhinein immer reduzieren, aber vergrössern geht nicht ohne Qualitätsverlust.

Denke an dein Ziel: Wenn du einen Bildschirmhintergrund kreieren willst, wähle als Grösse 3840x2160. So kann ihn sogar ein 4K Bildschirm in seiner vollen Pracht darstellen. Wenn du deine Kunst aber drucken willst, dann wähle mindestens eine Nummer grösser als das Papier, das du benutzen wirst. Wenn du also zum Beispiel auf A4 drucken willst, arbeite besser auf einer A3-Leinwand für den Fall, dass du dich später umentscheidest oder das Bild anders zuschneiden willst.

Malen nach Zahlen

Stürze dich noch nicht gleich ins Malen mit Farben. Das erste, was du meistern musst, sind Lichter und Schatten. Für diesen Zweck empfehle ich dir, mit Malen in Schwarz und Weiss zu beginnen.

Sobald du denkst, dass du Schwarz und Weiss gemeistert hast, kannst du beginnen, andere Farben in die Gleichung einzufügen. Als erstes empfehle ich, eine Farbpalette zu verwenden und von dort aus weiterzuarbeiten.

Gibt es eine bessere Art, warme und kalte Farben zu üben als mit Eis und Feuer?

Aufschichten

Es spielt keine Rolle, welche Werkzeuge und Programme du verwendest, das digitale Arbeiten bietet meistens die selben Vorteile. Einer der praktischsten ist die Möglichkeit, mit verschiedenen Ebenen zu arbeiten.

Ich beginne gerne mit einer einfachen Skizze mit blauem Stift als unterste Ebene. In den historischen Zeiten von Xerox haben Künstler üblicherweise Non-Photo-Blue Stifte für den ersten Entwurf verwendet und danach mit Tinte darüber gezeichnet. Dieser Farbton wird auf Film oder Fotokopie kaum repliziert, deshalb muss er nicht mühsam wegradiert werden. Sogar heute ist es noch sehr einfach, die blauen Striche loszuwerden, indem man Kontrast und Helligkeit in Photoshop erhöht (oder einfach die ganze Ebene löscht).

Nun zurück zum Prozess.

Sobald ich eine vernünftige Skizze habe, arbeite ich zuoberst die fertigen Umrisse aus. Dann noch die Farben darauf mit einer grosszügigen Menge an Ebenen zwischen dem skizzierten und fertigen Umriss. Das ist sehr nützlich, wenn du einige Teile der Zeichnung bearbeiten oder löschen willst, ohne damit die ganze Arbeit zu ruinieren.

Letztes Jahr habe ich als Weihnachtsgeschenk für meine Schwiegermutter dieses Bild gezeichnet. Du siehst, wie viele Ebenen ich gebraucht habe, nur um die Haut richtig hinzukriegen..

Photoshoppe das Hässliche weg

Irren ist menschlich. Es braucht einige Stärke, seine eigenen Fehler einzugestehen. Um sie zu beheben, braucht es Photoshop.

Im Prozess des Meisterns deiner Kunst wirst du nie im ersten Versuch das gewünschte Resultat erzielen. Aus diesem Grund existiert Photoshop, und es ist nicht nur für Fotografen. Es ist okay, deiner Kunst hier und da ein paar Retuschierungen zu gönnen.

Bevor ich wusste, was Proportionen sind und wie sie funktionieren, hatte ich Mühe, eine menschliche Figur zu zeichnen, die nicht einen Kopf in der Grösse eines Kürbises hatte. Erst als ich fertig war mit zeichnen, habe ich realisiert, wie daneben alles aussah. Und an dem Punkt würde man denken, es sei zu spät. Die Zeichnung ist gemacht und man würde nie zurück an den Anfang gehen und von vorne beginnen. Aber keine Angst, Photoshop ist die Rettung.

Man nehme einfach das Zusammenziehen-Werkzeug aus den Verflüssigen-Filter um den riesigen Kopf zu normalisieren. Wenn irgendwas am falschen Platz ist, kann das einfach mit Vorwärts-krümmen korrigiert werden. Oder das Wischfinger-Werkzeug mit einem hohen Stärke-Wert für eine subtile Retuschierung.

Auch Farben können korrigiert werden. Erhöhe die Sättigung, passe Helligkeit und Kontrast an oder überlagere ein anderes Bild, um ein wenig Textur hinzuzufügen.

Voià! Ein echtes Meisterstück ist kreiert worden. Bravo!

Adobe Photoshop CC (12 Monate)
Lizenz

Adobe Photoshop CC

12 Monate

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Grafik-Designerin, Pokémon-Trainerin, tech-savvy und keine Schriftstellerin. Seit 2014 bin ich in der Schweiz. Ich führe einen steten Kampf gegen schlechtes Design.

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