Hintergrund

«Ab und zu lasse ich meine Flieger gegen einen Bussard oder einen Adler antreten.»

Je kleiner, desto besser. Thomas liebt es, in seinen Werkstätten an neuen Projekten zu tüfteln. Dabei wechselt er zwischen kleinsten Modellfliegern und grossen Oldtimern hin und her.

«Ich mache am liebsten filigrane, technische Dinge». Grosse Holzarbeiten faszinierten ihn eher weniger, meint Thomas. In seinem Haus in der Ostschweiz hat er zwei Bastlerbereiche. Ein Zimmer im oberen Stockwerk hat er zu einer Werkstatt umfunktioniert. Überall stehen kleine Modelle, an den Wänden hängen selbstgezeichnete Baupläne, die Schubladen seiner Kommoden sind voll mit Holz. Denn wenn er eine Idee habe, dann wolle er gleich anfangen können und nicht erst Material kaufen.

Inspiration findet sich überall

«An den Modellen faszinieren mich vor allem das Berechnen und Entwickeln, aber auch das Bauen. Erst dann sehe ich, ob auch alles so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe.» In dem Zimmer sind vor allem Modellflieger in allen Grössen zu sehen oder zumindest Teile davon. Vor allem Flügel und Rümpfe finden sich zuhauf. Diese fertigt er aus Balsaholz oder ganz dünnen Sperrholz, die er in Form sägt oder biegt und zusammenleimt oder steckt. Inspiration für die Flieger finde er überall. Im Internet, in Magazinen, in Museen. «Ich stolpere irgendwo drüber, sehe ein Foto und will das Motiv nachbauen», so Thomas. Die ganzen Masse und die Statik berechne er dabei selbst und zeichne seine eigenen Pläne. «Manchmal weiss ich mitten im Bau nicht mehr weiter, vielleicht weil mir die Idee oder das richtige Material fehlt.» Dann lasse er es liegen und baue an etwas anderem weiter, irgendwann kommt ihm dann der Geistesblitz.

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Ausgleich zur Arbeit

Es wird schnell klar, dass Thomas eine Engelsgeduld besitzt – und eine ausgeprägte Feinmotorik. Er kann sich stundenlang zurückziehen und seinem Hobby nachgehen. «Dann bin ich komplett in meinem Element und schalte ab.» Wenn er zu Hause ist, dann sei er sicher einmal pro Tag in seinem Bastelraum. «Unter der Woche arbeite ich in Bern und beurteile operative Prozesse von Unternehmen und Organisationen.» Deshalb beschränke sich sein Hobby meist auf das Wochenende. «Natürlich kommt die Familie aber nicht zu kurz. Wenn ein Ausflug oder ein Besuch ansteht, bin ich selbstverständlich mit von der Partie und lasse mein Hobby ruhen.»

Hilfe von den Töchtern

Seine beiden Töchter wohnen nicht mehr zu Hause, kommen aber regelmässig vorbei. «Wir haben ein enges Verhältnis.» Das Basteln habe er teilweise an sie weitergegeben. «Beide haben mir früher bei Projekten in der Werkstatt geholfen oder haben nebendran gezeichnet oder getöpfert.» Doch was sie vor allem verbinde, sei sein zweites Hobby, die Faszination für Autos. «Die eine Tochter schraubt regelmässig an ihrem Auto und macht alle Reparaturen selbst.»

Benzin in Blut

Vor 25 Jahren hat sich Thomas die Idee in den Kopf gesetzt, selbst ein Oldtimer zu restaurieren bzw. diesen aus seinen originalen Einzelteilen wieder zusammenzubauen. Fünf Jahre habe er dann während seiner Freizeit dafür in seiner Garage getüftelt, fast zwei davon gingen nur schon für das Finden und Lesen von Literatur drauf. «Viele Freunde dachten, dass ich das Auto nie fertig bekommen würde.» Doch bis heute fahre er damit herum, manchmal weiter als gedacht. « Kürzlich wollte ich eine kleine Testfahrt nach Altstätten machen, um etwas zu prüfen. Die Berge waren an diesem Tag aber so schön, dass ich immer weiterfuhr. Am Schluss sind daraus 500 Kilometer durch die Alpen bis ins Südtirol und zurück geworden.» In den fünf Jahren Bauzeit habe er fast ausschliesslich an dem Auto gearbeitet, andere „Bastelprojekte“ hätten keinen Platz gehabt. «Ich habe das Blech der Türe selbst geklopft, Teile des Innenlebens hergestellt und alles restauriert.» Einzig der Lack und das Stoffdach seien von Profis angebracht worden.

Es liegt in der Familie

Thomas war schon immer ein Bastler. «Meine Grossväter waren beide handwerklich und technisch begabt. Sie haben beide viel getüftelt.» Auch das Benzin in den Adern habe er von ihnen. Doch beigebracht hätten sie ihm nichts. «Ich bin Autodidakt. Ich habe vielleicht drei Modellflieger mit meinem Vater gemacht, danach habe ich selbstständig gebastelt und mich mit Büchern und dem Internet weitergebildet.»

Solitäres Hobby

Bis heute lebe er sein Hobby vornehmlich alleine aus. «Niemand besitzt dieselbe Geduld und Faszination.» Auch beim Ausprobieren seiner Projekte sei er meist solo unterwegs. «Meine Modellflugzeuge lass ich in den Bergen fliegen und verbinde dies mit einer Wanderung.» Auch dort könne er vom Alltag abschalten und die komplette Ruhe geniessen. «Ab und zu lasse ich meine Flieger gegen einen Bussard oder einen Adler antreten.» Der Flieger dürfe dem Vogel einfach nicht zu nahekommen, sonst werde dieser unfreundlich und schalte in den Angriffsmodus, was auch schon passiert sei.
Anders als der Vogel bekomme Thomas bei seinem Hobby kaum einen dicken Hals. «Manchmal gehen Dinge kaputt, das ist normal und darf einen nicht reuen.» Im Gegenteil, Thomas sieht das ganz pragmatisch. «Wenn etwas auseinanderfällt, gibt es Platz für ein neues Projekt.»

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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