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Am schnellsten geht es mit Methanol

Reedereien stellen bereits teilweise von Schweröl auf Methanol um. Nachhaltig ist das allerdings nur unter einer Bedingung. Und ob es genug von dem Kraftstoff geben wird, ist fraglich.

Die Schifffahrt hängt am Tropf der fossilen Energien: Hochseeschiffe tanken in erster Linie Schweröl. Doch bis Mitte des Jahrhunderts soll die Branche weltweit klimaneutral werden. Wasserstoff, Ammoniak oder Methanol sollen Schweröl und andere Marinediesel ablösen. Im Auftrag von Greenpeace hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nun untersucht, mit welchem der erneuerbaren Kraftstoffe die Schiffsflotte am zügigsten klimaneutral würde. Die Antwort ist eindeutig: mit grünem Methanol.

Grün bedeutet, dass der Kraftstoff aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt wird: aus Wasserstoff, der per Elektrolyse gewonnen wird, und aus CO2. Das kann direkt aus der Atmosphäre abgeschieden werden oder aus anderen Quellen stammen. Würde in sämtlichen Schiffen in Deutschland Methanol als Kraftstoff eingesetzt, sänken die Emissionen der Flotte laut der Studie um 96 Prozent.

Doch warum Methanol und nicht Ammoniak oder Wasserstoff? Bei Raumtemperatur ist Methanol flüssig, kann also ähnlich wie Dieselkraftstoff transportiert und in bestehenden Anlagen gelagert werden. Die Techniken für seine Herstellung sind erprobt, zudem können Motoren umgerüstet werden. Neben der einfachen Handhabung ist Methanol weniger toxisch als Ammoniak. Entflammbar und giftig ist der Kraftstoff dennoch, allerdings gibt es in der Schifffahrt für den Umgang mit Methanol bereits Vorschriften.

Mit einer Tankfüllung Methanol kommt man ausserdem weiter. Die Energiedichte ist mit 4,4 Kilowattstunden je Liter höher als die von Wasserstoff und Ammoniak. Andererseits erreicht sie nur den halben Wert von Schweröl oder Schiffsdiesel. Ein Schiff mit Methanolantrieb bräuchte entsprechend grössere Tanks, oder es müsste häufiger betankt werden.

Dennoch bleibt Methanol die attraktivste Option und das Interesse an dem Kraftstoff wächst entsprechend. Grosse Reedereien wie der dänische Maersk-Konzern stellen bereits Teile ihrer Containerflotte auf Methanolantrieb um.

Mit dem Interesse an dem Kraftstoff wächst allerdings nicht nur der Bedarf, sondern auch die Unsicherheit, ob in Zukunft überhaupt genug davon verfügbar sein wird. Heute wird er noch kaum klimaneutral produziert. Laut der Studie liegt der künftige jährliche Bedarf aber bei 5,7 Millionen Tonnen, um allein die deutsche Schiffsflotte zu versorgen.

Der breite Einsatz von grünem Methanol in der Schifffahrt wäre teuer: Es bräuchte Elektrolyseure, und auch die CO2-Abscheidung wäre kostspielig. Ohne staatliche Anreize und regulatorischen Druck wird es laut der Studie an den nötigen Produktionsanlagen fehlen. Zudem müssten Teile des deutschen Bedarfs importiert werden. Dennoch rechnet das DLR damit, dass sich Methanol künftig für bestimmte Schiffstypen oder Fahrtrouten etablieren wird.

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