Was wie eine Absturzstelle in der Area 51 aussieht, ist in Tat und Wahrheit die Wetterstation von BloomSky.
Produkttest

BloomSky: die smarte Wetterkugel mit Aussicht

Vor drei Jahren als Kickstarter-Projekt initiiert, verrichtet die smarte Wetterstation mit Kamera und Community-Anbindung heute ihre Dienste über den ganzen Erdball verteilt. Ich habe getestet, was die einäugige Kugel und ihr Sturmkamerad bieten.

Bereits am 23. Juli 2006, nur zwei Tage nach dem Projektlaunch, hatte die Kickstarter-Kampagne von BloomSky rund um ihre «world’s first community-based smart weather camera station with real-time images, time-lapse and precise weather data» den Zielbetrag von 80'000 Dollar um mehr als das Doppelte übertroffen. Am Ende kamen sogar fast 700'000 Dollar zusammen. Was die Sky2 und das Erweiterungsset Storm denn alles so draufhaben, wollte ich wissen, und habe die beiden BloomSky-Produkte einem Test unterzogen.

Der Fokus liegt auf dem weissen Ball: Die Sky2 kommt ohne viel Schnickschnack und Zubehör.

The Sky2 is the limit

Die Haupteinheit und das Prunkstück von BloomSky ist die mit einer Kamera ausgestattete Wetterstation Sky2. Der Vorgänger Sky1 wurde bereits 2014 durch Kickstarter erfolgreich finanziert und produziert. Die nach zahlreichem Community-Feedback überarbeitete Version bietet neu ein Setup mittels Bluetooth, was den Installationsprozess vereinfachen und schneller machen soll. Ausserdem wurde der UV-Sensor bei der Sky1 entfernt und ist neu bei der optional erhältlichen Zusatzeinheit Storm zu finden.

Das Unboxing ist eine schnelle Sache, denn nebst der Haupteinheit, die an ein futuristisches Zyklopen-Raumschiff erinnert, befinden sich in der Box ein zweiteiliger Montagepflock aus Plastik und ein Ladekabel. Das ist dann auch schon alles. Ich bin ein erstes Mal positiv überrascht, denn mehr will ich und braucht es auch gar nicht. Die Wetterstation ist allerdings um einiges grösser, als ich es mir vorgestellt habe. Sie wirkt sehr robust und gut verarbeitet – das muss sie auch sein, denn gemäss BloomSky hält sie es das ganze Jahr über problemlos an der frischen Luft aus.

Auch die anderen beiden Pakete beinhalten nur das Allernötigste: das Solarpanel und die Wandhalterung.

In einer zweiten Box befindet sich das Solarpanel und in einer weiteren dritten Schachtel noch die Wandhalterung. Falls du die Wetterstation an irgendeiner Mauer befestigen möchtest, anstatt sie in den Boden zu rammen. Das Solarpanel hat mich mit seiner Grösse ebenfalls etwas überrumpelt. Im Verhältnis zur Sky2 ist das Ganze jedoch nachzuvollziehen und wirkt nicht mehr derart überdimensioniert. Einmal voll aufgeladen, lebt die Wetterstation in der freien Wildbahn nur noch vom Solarpanel.

Storm: eine stürmische Angelegenheit

Möchtest du eine noch genauere Wetterstation, solltest du dir auch das separat erhältliche Zusatzmodul Storm anschaffen. Es misst die Regenmenge, die Windgeschwindigkeit und -richtung sowie die UV-Strahlung. Dieses Produkt funktioniert nur in Kombination mit der Sky1 oder Sky2. Auch hier habe ich mir ausgemalt, dass diese Einheit etwas kleiner ausfallen würde. Im Gegenteil: Der Storm ist gar noch etwas grösser als die Sky2. Unter dem nach oben geöffneten Regenauffangbehälter befindet sich ein kleines Rad, das die Richtung und Stärke des Windes misst.

Der Solarkollektor, der den Storm mit Strom versorgen soll, ist deutlich kleiner als derjenige der Sky2. Verständlich, denn hier muss auch keine HD-Kamera am Leben erhalten werden. Sind es bei der Sky2 drei Stunden, die es braucht, um das Produkt ein erstes Mal vollständig aufzuladen, spricht das äusserst knapp gehaltene Manual beim Storm von fünf Stunden. Gesagt, getan: Nach den Unboxings brauchen die beiden Wetterstationen zuerst eine Vollladung.

Beim Storm ist der Lieferumfang etwas grösser als bei der Sky2.

Installiert, so schnell wie der Wind

Die Akkus sind voll, das Aufsetzen kann endlich losgehen. Die drei Stunden Ladezeit für die Sky2 sind eher grosszügig bemessen, während die fünf Stunden für den Storm nicht ausgereicht haben. Nun sind aber beide Geräte einsatzbereit. Als erstes muss die BloomSky-App entweder für iOS oder Android heruntergeladen und ein Account erstellt werden. Alles, was benötigt wird, ist eine Emailadresse und ein Passwort. Danach kann auch schon ein neuer Device hinzugefügt werden.

Ich starte mit der Sky2, da der Storm eine Sky-Basisstation benötigt. Die App sagt mir, ich solle nach der vollständigen Ladung den Power-Button so lange gedrückt halten, bis das WiFi-LED zu leuchten beginnt. Dann musst du dein Smartphone mit demselben WiFi verbinden, mit welchem du deine Sky2 (und später dann auch den Storm) verbinden möchtest. Die App will das Passwort fürs WiFi und schon pairt sich die Wetterstation mit dem WLAN. Wichtig: Das Ganze läuft nur mit 2.4GHz-Verbindungen, 5GHz-Netzwerke werden nicht unterstützt. Zum Schluss darfst du deiner Sky2 noch einen Namen geben und schon ist sie ready für den Aussendienst.

Die App hat die Sky2 erkannt, braucht dann aber einige Minuten, bis deren Bilder online und die Daten übermittelt sind.

Beim Storm ist die Installation etwas aufwändiger, aber kaum schwieriger. In der App klickst du erneut auf «Add new device». Dank der bereits verbundenen Sky2 erscheint neu die Frage, ob du eine weitere Sky oder einen Storm pairen möchtest. Du wählst den Storm aus, schliesst den im Lieferumfang enthaltenen Dongle zuerst mit einem Netzwerkkabel an deinen Router und danach mit dem Stromkabel an einer Steckdose an. Danach stellst du mit dem ebenfalls vorhandenen USB-Kabel eine physische Verbindung zwischen dem Storm und dem Dongle her. Sobald der Storm erkannt worden ist, ist auch das Zusatzmodul einsatzbereit. Übrigens: Die App begleitet dich Schritt für Schritt, du kannst nichts falsch machen.

Die Kamera scheint zu funktionieren, auch die Angaben zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind sollten stimmen.

App in the sky

Die BloomSky-App ist die Schaltzentrale der Wetterstation. Du kannst deinen aktuellen Standort sowie die Live-Daten deiner Sky abrufen. In der Weather Map, die auch auf der BloomSky-Homepage verfügbar ist, siehst du alle User, die ihre Wetterstation als «public» markiert und somit für die Öffentlichkeit einsehbar gemacht haben. Das habe ich natürlich auch getan, weshalb du hier meine Sky2 findest. Nice to know: Die Kamera schaltet sich bei Sonnenuntergang aus und bei Sonnenaufgang wieder ein. So wird Akku gespart. Die Werte werden dennoch rund um die Uhr aktualisiert. Zudem kannst du die Time-Lapse-Funktion aktivieren, die nach Sonnenuntergang ein Videozusammenschnitt aus allen Bildern des Tages erstellt und diesen zum Teilen oder Download zur Verfügung stellt.

Sonnig und wolkenlos

Ich verlege meinen Arbeitsort nach draussen. Zum Glück reicht mein WiFi-Signal auch eine Etage tiefer nach draussen auf meine Terrasse. Der Kiesboden macht die Platzierung schwierig, da lächelt mich die Holzkiste mit Kräutern an. Schon habe ich den Bestimmungsort für meine Sky2 und den Storm gefunden. Ob das auch meiner Partnerin passt, welche die Kräuter damals ausgesucht hat, werde ich später erfahren. Anyway, die Solarpanels scheinen zu funktionieren, denn die entsprechenden LEDs zeigen an, dass der Strom in Strömen fliesst. Chapeau, BloomSky: So einfach und schnell habe ich selten ein smartes Produkt in Betrieb nehmen können.

Der Kräutergarten muss – zumindest teilweise – der Wetterstation weichen. Hier fehlt der Storm, er hängt noch am Strom.

Die Kamera schiesst alle fünf Minuten ein Bild, so kann ich das Ganze in gleichmässigen Abständen noch etwas feinjustieren. Nicht nur die Cam, auch der Storm muss korrekt positioniert werden: mit dem Logo nach Norden und möglichst waagrecht. Die Solarpanels sollten eine Südlage haben, um die grösstmögliche Sonneneinstrahlung zu erhalten. Beim Storm stecke ich noch sechs Vogelabwehrdrähte ein, damit wirklich nur die Regendurchflussmenge und nichts Anderes gemessen wird. In der kleinen Kräuterkiste sehen die beiden BloomSky-Geräte aus wie ein Atomkraftwerk, aber das stört mich nicht. Als Gadget- und Smarthome-Freak bin ich hellauf begeistert. Wenn das Ding auch über mehrere Tage hinweg tut, was es soll, kann's nur gut kommen.

Auch nach über einer Woche stelle ich fest: Die Batterie hält – sofern du das Solarpanel auch beim Zusatzmodul richtig einsteckst. Was ich beim ersten Versuch natürlich nicht gemacht habe. Daher durfte ich den Storm über Nacht nochmals komplett laden. Danach lief er aber wie am Schnürchen und ohne Aussetzer. Die ersten Bilder am frühen Morgen scheinen jeweils etwas verschwommen, bis der Tau verschwunden ist. Die App läuft stabil und ohne Absturz. Die ausgegebenen Werte stimmen grösstenteils – ich kontrolliere dies mit einem normalen Thermometer. Einzig die Luftfeuchtigkeit ist zu Beginn des Tages stets zu hoch, ebenfalls wegen des Taus. Die Time-Lapse-Videos funktionieren einwandfrei und auch sonst verzeichnen die BloomSky-Produkte keinen Verbindungsunterbruch. Ob das Ganze auch im Winter bei frostigen Temperaturen im Minusbereich läuft, wird sich zeigen.

Auch nach einer Woche sehen die Sky2 und der Storm aus wie neu.

Fazit

Die Sky2 in Kombination mit dem Storm kann sich mehr als nur sehen lassen. Sie ist grösser, als es den Anschein macht, wirkt robust und arbeitet in den allermeisten Fällen äusserst exakt und zuverlässig. Das Setup ist kinderleicht, die Akkus halten nach vollständigen Ladezyklen und mit dem Solarpanel-Support problemlos. Das Bild der Kamera erfährt keine Unterbrüche und sendet tadellos in HD. Die Community-Features sind cool, nerdig und ausserdem hilfreich. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Produkte von BloomSky auch zu Forschungszwecken verwendet werden. Toll wäre es daher, am Ende des Tages nicht nur ein Time-Lapse-Video, sondern auch eine ausführliche Statistik aller Werte auslesen zu können.

Ob ich mir die Sky2 für 319 Franken sowie das Zusatzmodul Storm für weitere 159 Franken kaufen würde? Ich bin ein Gadget-Aficionado und liebe smarte Technologie, Kameras und Wetterstationen im eigenen Garten. Daher: Ja. Ob ich den Preis fair finde? Das Pricing bewegt sich klar am oberen Limit, auch für mich als Fanboy. Daher kann ich dich verstehen, wenn du meinst, ein handelsübliches Thermometer mit Aussensensor für 50 Franken tue es auch. Ja, das tut es. Aber es macht nie und nimmer so viel Spass wie mit BloomSky.

Titelbild: Was wie eine Absturzstelle in der Area 51 aussieht, ist in Tat und Wahrheit die Wetterstation von BloomSky.

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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