

Bürostuhl Trillo Pro im Test: günstig – und auch gut?

Ein Bürostuhl mit nur einem einzigen Hebel, der aber doch deutlich teurer ist als einer vom schwedischen Möbeldiscounter – kann das ein gutes Produkt sein? Ich habe es getestet und komme zu einer klaren Kaufempfehlung.
Im Homeoffice brauche ich einen richtigen Stuhl. Mit «richtig» meine ich keinen Gaming Chair, sondern einen, der mich im Idealfall zum gesunden Sitzen bringt und auch selbst eine gute Figur macht im heimischen Büro. Meine Kollegin Pia hatte in jüngster Zeit schon eine ganze Reihe Modelle getestet – zum Beispiel den günstigen Hocker «to swift», den eher teuren Stuhl «Futu Mesh» oder das Luxus-Sitzmöbel «Capisco», das mit seinem Reitersitz zu ihrem Favoriten wurde.
Unter meinem Hinterteil finden sich Mittelklasse-Modelle. Solide, nicht ganz so spannend. Aber genau deshalb finde ich sie interessant. Für diese Stühle musst du keinen Kleinkredit aufnehmen und kannst deinem Rücken trotzdem etwas Gutes tun. Der Stilo ES von Dauphin ist bisher mein Favorit. Eine Preisklasse günstiger ist der Trillo Pro von Profim unterwegs. Vom Unternehmen habe ich den Stuhl für einige Wochen zur Verfügung gestellt bekommen.

Zusammenbau und erster Eindruck
Vier Schrauben, die Gasdruckfeder, ein Fusskreuz mit Rollen, Sitz und Lehne – das war’s. Aus nur acht Teilen muss ich den Trillo Pro zusammensetzen. Das gelingt sogar ohne Anleitung, wenn man will. Der Inbus für die vier Schrauben ist dabei. Weiteres Werkzeug brauche ich nicht.

Mein Testexemplar ist mit grau-kariertem Stoff überzogen, der Rest ist in mattem Schwarz gehalten. Die Teile sind aus hartem Kunststoff in weiche Formen gegossen, das eine angenehme Oberfläche hat: leicht angeraut, aber trotzdem Hände schmeichelnd. Gefertigt ist der Stuhl übrigens in Polen, wo das 1991 gegründete Unternehmer Profim seinen Firmensitz und Fabrikation hat. Das dürfte dem Hersteller helfen beim Thema Verfügbarkeit, falls die weltweiten Lieferprobleme anhalten.
Nach dem Aufbau, der in zehn Minuten erledigt ist, gefällt der Trillo Pro auf Anhieb: Dieser Stuhl macht eine gute Figur.
Funktionalität
Der Trillo Pro ist kein Stuhl, der mit Hebeln protzt. Genau genommen gibt es nur einen einzigen unter der Sitzfläche. Den für die Höheneinstellung. Mehr muss und kann ich nicht einstellen. Ich kann mich also ganz darauf konzentrieren, dass meine Unter- und Oberschenkel etwa einen rechten Winkel ergeben. Das klappt auch für mich und meine etwas über 1,90 Meter Körperlänge. Die Sitzhöhe kann ich um 13 Zentimeter verstellen, bis auf eine Sitzhöhe von 50 Zentimeter. Zum Vergleich: Ein Esszimmerstuhl hat etwa 45 Zentimeter.

Die Rückenlehne gibt nach, wenn ich mich kräftig dagegen lehne. Tue ich das nicht, stützt sie meinem Rücken und verhilft mir zu einer Haltung, die die Wirbelsäule schont. Bürostuhl-Designer nennen diese Art Feature «Synchronmechanik mit automatischer Federkrafteinstellung». Wenn mich die Dynamik stört, kann ich die Neigung verhindern, indem ich die Geheimfunktion des Hebels unter der Sitzfläche nutze. Schiebe ich ihn Richtung Mitte, arretiert sich die Lehne.
Die Armlehnen sind an der Rückenlehne montiert. Lehne ich mich zur Entspannung kräftig zurück, tun das auch die Armlehnen. Sie sind nur etwas über 20 Zentimeter lang und sieben Zentimeter breit, was aber völlig ausreichend ist. Die meiste Zeit liegen meine Unterarme ohnehin auf dem Tisch.
Eine nicht ganz ungefährliche Konstruktion ist das untere Ende der Rückenlehne. Beim Zurücklehnen schliesst das Plastik die Lücke zum Polster der Sitzfläche. Hier können Finger leicht gequetscht werden. Lookin’ at you, ihr Ein- bis Zweieinhalb-Jährigen, die im Homeoffice auf der Suche nach Entdeckungen seid!

Material und Pflege
Profim bietet für den Stoffbezug des Trillo Pro eine kleine Palette von Grautönen an. Dazu gibt es für Menschen mit Mut zur Farbe noch Blau, Rot, Grün und Beige. Der Stoff wird vollständig aus der Kunstfaser Polyester gemacht, was ihm eine gute Haltbarkeit gibt. In meinem rund vierwöchigem Test war auf dem Grau keine Abnutzung zu erkennen, weder Abfärbungen meiner Hosen noch eine Art von Pilling. Auf der Martindale-Skala, die die Scheuerbeständigkeit definiert, hat der Stoff immerhin einen Wert von 100’000. Das ist mehr als in Cafés oder in Bussen als Anforderung gilt. Zudem ist er Oekotex-Standard-100-zertifiziert. Das ist noch kein Cradle-to-cradle, aber immerhin schon mal nicht ganz schlecht.

Der Kunststoff, der in Schalenform die Polster hält, und das Drehkreuz sind dankbare Reinigungsobjekte. Egal ob Mikrofasertuch oder leicht feuchter Lappen – was auch immer weggewischt werden muss, ist abwischbar.
Fazit: ohne Schnicknack – und das ist gut so
Der Trillo Pro ist das perfekte Modell für dich, wenn du auf einem vernünftig verarbeiteten und ansprechend gestaltetem Stuhl sitzen möchtest. Mir hat das dezente Design gefallen, die Form der schwungvoll definierten Armlehnen werden auch beim Höhenverstell-Hebel wieder aufgenommen. Die Rückenlehne hat dank ihrer unterschiedlichen Materialstärke und weil sie nicht direkt an die Sitzfläche anschliesst, sondern darüber endet, eine gewisse Eleganz. Ich würde es heute sogar wagen, ihn mit einem farbigen Stoff zu bestellen, und eben nicht mit Grau auf Nummer sicher zu gehen. Den Mut hätte das gelungene Design verdient.
Positiv überrascht bin ich vom Sitzkomfort. Bei so wenigen Einstellmöglichkeiten war ich anfangs skeptisch, ob ich die richtige Sitzposition finde. Aber im Prinzip hat mir der Trillo Pro die Entscheidungen abgenommen. Ich kann mich darauf verlassen, dass die Rückenlehne so gemacht ist, dass sie für einen normalen Durchschnittsrücken passt, auch ohne siebenstufig verstellbare Lordosenstüztmechanik. Für das von Orthopäden empfohlene dynamische Sitzen bist du auf dem Trillo Pro letztendlich aber selbst verantwortlich. Das nehmen dir keine wippenden Sitzflächen ab, wie das bei teureren Modellen der Fall ist.

Am Ende ist die Suche nach einem Bürostuhl auch eine Preisfrage. Der Trillo Pro kostet rund die Hälfte weniger als mein bisheriger Test-Favorit, der Dauphin Stilo ES. Ist er auch um die Hälfte schlechter? Klar, er bietet weniger Funktionen, die mir als eher grossgewachsenem Mann sehr gefallen haben. Wenn du aber bereit bist, auf Schnickschnack wie verstellbare Sitzflächen oder Armlehnen, die du in vier Richtungen verschieben kannst, zu verzichten, ist der Trillo Pro ohne Frage eine gute Wahl. Er bringt dich stilvoll durch die Bürotage zu Hause.
Hast du Fragen zum getesteten Stuhl? Dann gerne ab in die Kommentare damit – ich beantwortete sie gerne.


Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.