Siri Schubert
Produkttest

Columbias «Konos TRS Outdry»: eher Spaziergänger als Speedhiker

Die «Konos TRS Outdry»-Schuhe von Columbia sind für schnelle Wanderungen gemacht. Warum ich sie dennoch nicht für die optimale Wahl fürs Speedhiking halte, erfährst du hier.

Schuhe testen ist so eine Sache – was für die einen Füsse der Himmel auf Erden ist, bringt anderen Schmerzen und Druckstellen. Ein Test ist deshalb immer subjektiv. Dennoch gibt es gute Schuhe für verschiedene Anwendungsbereiche, die bestimmte Anforderungen erfüllen.

Der Columbia «Konos TRS Outdry» soll für lange Wanderungen und Speedhikes besonders gut geeignet sein. Ich habe vom Hersteller Columbia ein Paar für einen Test erhalten. Und freute mich darauf, die Schuhe beim Wandern auf der Insel Mallorca und in der Schweiz auszuprobieren.

Der «Konos TRS Outdry» ist wasserdicht und somit ideal für die vielen Regentage, die uns das Jahr bisher bescherte. Für den Frühling auf Mallorca waren sie hingegen nicht geeignet, weil ich bei Temperaturen um die 20 Grad schnell schwitzige Füsse darin bekam. Also durften die Schuhe in der verregneten Schweiz zeigen, was sie können.

Ein erster Eindruck: dickes Polster und viel Sprengung

Der Schuh wiegt in Grösse 40 auf meiner Küchenwaage 310 Gramm. Das ist für einen wasserdichten Wanderschuh ganz ok. Dennoch ist er nicht ganz so leicht wie Trailrunning-Schuhe, die meist unter 300 Gramm liegen. Das Obermaterial ist aus flexiblem Polyester mit Verstärkungen aus Kunststoff im Zehenbereich, an der Schnürung und der Ferse.

Besonders sticht mir die grosszügige Polsterung ins Auge. So viel Schaum ist bei Ultra-Trailrunning-Schuhen, nachdem Hoka eine Vorreiterrolle eingenommen hat, inzwischen weit verbreitet. Die Polsterung kommt zunehmend auch bei Wanderschuhen für einfaches Gelände zum Einsatz. Verstärkt wird sie beim Columbia-Schuh noch durch eine Innensohle von Ortholite.

Was ebenfalls auffällt, ist die Höhendifferenz zwischen Ferse und Vorfuss, die als Sprengung bezeichnet wird. Anders als bei den gepolsterten Schuhen von Hoka, die sehr wenig Sprengung aufweisen (beim Hoka «Challenger ATR 7» sind es vier Millimeter), beträgt das Gefälle bei Columbias «Konos TRS Outdry» zehn Millimeter.

Die Noppen aus Gummi verhindern das Abrutschen auf unebenen Wegen.
Die Noppen aus Gummi verhindern das Abrutschen auf unebenen Wegen.
Quelle: Siri Schubert

Die Aussensohle hat ein Profil mit weichen Noppen, um dem Schuh auf rutschigen Wegen den nötigen Grip zu verleihen. Dank der Sohle sieht der Schuh aus wie ein leichter, tief geschnittener Wanderschuh und wird von Columbia auch als solcher kategorisiert.

Praxistest: Wasserdicht, aber nicht ideal fürs Gelände

Die hohe Sprengung macht sich bemerkbar, sobald ich die ersten Schritte gehe. Die Fussstellung mit erhöhter Ferse mag sich bei hoher Spannung in den Waden oder einer verkürzten Achillessehne gut anfühlen, bei mir erhöht sie den Druck auf den Vorfuss. Der vordere Mittelfuss und der grosse Zeh melden sich bald mit einem unangenehmen Ziehen. Das passiert auch bei weiteren Ausflügen im «Konos TRS Outdry» immer wieder. Da ich sonst hauptsächlich in Schuhen mit neutraler oder minimaler Sprengung unterwegs bin, überrascht das nicht.

Doch eine Höhendifferenz von mehr als neun Millimetern ist bei Wanderschuhen im hügeligen Gelände grundsätzlich nicht ideal. Gerade beim Bergabgehen erhöht sie den Druck auf die Knie, wie etwa in dieser Studie nachzulesen ist.

Dank der «Outdry»-Membran können leichter Regen und nasses Grass dem Schuh nichts anhaben.
Dank der «Outdry»-Membran können leichter Regen und nasses Grass dem Schuh nichts anhaben.
Quelle: Siri Schubert

Die dicke Zwischensohle aus EVA-Schaum federt Stösse sehr gut ab. Ein Nebeneffekt ist, dass du recht hoch stehst und deine Balance dadurch beeinträchtigt wird. Das sehr bequeme Gefühl beim Stehen auf den weichen Sohlen wird durch ein schwammiges Gefühl beim Gehen beeinträchtigt. Das Auftreten ist weniger präzise und das Gefühl für den Untergrund geht verloren. Deshalb sehe ich den «Konos TRS Outdry» weniger beim Speedhiking im Gelände, sondern als Allrounder, der sich zum Spaziergang im Park, in der Stadt und zum Wandern auf breiten, eher flachen Wegen eignet.

Dank der «Outdry»-Membran bleiben meine Füsse auch bei starkem Regen eine Weile lang trocken, nach rund einer Stunde dringt dennoch Wasser ein. Natürlich dauert es – wie bei allen Schuhen mit einer wasserdichten Membran – dann auch länger, bis das Wasser entwichen und der Schuh trocken ist.

Fazit

Der Schuh steht ein bisschen in der Mitte

Der «Konos TRS Outdry» kombiniert verschiedene Features unterschiedlicher Schuhtypen: Die starke Dämpfung von Ultra-Running-Schuhen, die profilierte Aussensohle von Wanderschuhen, die Sprengung von Laufschuhen und die Wasserdichte, die bei langen Wanderungen über nasses Grass oder bei Regen sinnvoll ist. Dadurch soll er besonders gut für schnelle Wanderungen, das sogenannte Speedhiking, geeignet sein.

Allerdings ist meiner Meinung nach die Sprengung für hügeliges Gelände zu gross, die Dämpfung zu weich und die Torsionssteifigkeit gegen Verdrehungen zu gering. Deshalb empfehle ich fürs Speedhiking im Gelände einen echten Trailrunningschuh und fürs Wandern in leichtem bis mittlerem Gelände einen Trekkingschuh. Bei keiner dieser Outdoorsportarten zeigt der «Konos TRS Outdry» wirkliche Stärken. Für mich steht er irgendwo dazwischen und ist am ehesten für Spaziergänge auf breiten, flachen Wanderwegen oder in der Stadt geeignet, wenn du eine starke Dämpfung magst.

Pro

  • wasserdicht
  • üppiges Polster für Spaziergänge und leichte Wanderungen

Contra

  • schwammiges Laufgefühl
  • hohe Sprengung, die beim Bergablaufen den Druck aufs Knie verstärken kann
  • geringe Torsionssteifigkeit
  • fürs Speedhiking sehr stark gedämpft
Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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