Produkttest

Der Assault Rower Elite, ein Gerät für Puristen mit Platz

Wenn es um Rudergeräte mit Luftwiderstand geht, sind die Modelle von Concept2 die unangefochtenen Flaggschiffe. Assault Fitness hält mit einem Koloss dagegen, der eine spezielle Zielgruppe anspricht.

Dass der Assault Rower Elite in einer anderen Gewichtsklasse spielt, wird mir so richtig bewusst, als der Lieferant das Testgerät vor dem Garagentor absetzt. Mit 65 Kilogramm wiegt es mehr als doppelt so viel wie ein Concept2. Ein Angriff auf meine Bandscheiben. Mit Hilfe meines Nachbarn wuchte ich das Paket in die Wohnung und frage mich, ob das Gerät hier am richtigen Ort ist. Es schreit nach einem Studio, Fitnessraum oder Loft, womit ich leider nicht dienen kann. Doch wir schreiben den Corona-Winter 2020. Eine Zeit, in der ein verfügbares Fitnessgerät für Zuhause als Glücksfall gilt und ich dankbar dafür bin, das Monstrum einige Wochen lang ausprobieren zu dürfen. Entsprechend motiviert lege ich mich in die Riemen und suche Rat bei Fabian, der als Ruderathlet mein Motivator und Coach wird.

  • Ratgeber

    Rudern, aber richtig: Technik-Talk mit Fabian

    von Michael Restin

Während ich mich mit Schlagzahl, Intervallen und Technik beschäftige, leeren sich die Lager und die Lieferketten sind längst nicht mehr so stabil wie der Kettenzug des Assault Rower. Irgendwann verkeilt sich dann noch die «Ever Given» im Suezkanal und wir gewöhnen uns an all die Unwägbarkeiten. Der Ausnahmezustand wird das neue Normal und bald ist klar, dass so schnell keine neuen Rudergeräte den Weg nach Europa finden werden. Weder von Assault Fitness noch von Concept2. Also habe ich meine Erfahrungen vorerst für mich behalten, denn ein Review wäre zu diesem Zeitpunkt sinnlos gewesen. Inzwischen sind die Lager wieder voll und das ist gut so, denn das Gerät verdient ein paar Worte. Der Assault Rower Elite ist so etwas wie die «Ever Given» unter den Rudergeräten. Ein massiver Koloss, der einiges wegsteckt, wenn du dich nicht gerade damit im Flur verkeilst.

Assault Fitness AssaultRower Elite
Rudergerät
CHF1550.–

Assault Fitness AssaultRower Elite

Aufbau

Beim Assault Rower ist alles ein bisschen grösser und massiver. Kaum ist die Verpackung geöffnet, bleibt der Blick am 19 Zoll grossen Windrad hängen. Mit roten Blättern hinter Gittern versteckt es sich nicht, sondern sticht optisch heraus.

Herzstück hinter Gittern: Das Windrad des Assault Rower Elite.
Herzstück hinter Gittern: Das Windrad des Assault Rower Elite.

Dafür gibt es, anders als bei Concept2, keine Möglichkeit, die Luftzufuhr zu verändern und so zu bestimmen, ob sich der Widerstand eher nach Rennboot oder römischer Galeere anfühlt. Mehr dazu später. Aber schon mit diesem Detail macht der Assault Rower unmissverständlich klar: Hier gibt es wenig Schnickschnack oder Hebel, dafür jede Menge Stahl und Aluminium. Entsprechend muss ich alle Teile fest verschrauben. Klappen, schwenken oder einfach zusammenstecken lässt sich nichts.

Die grösste Herausforderung ist es, das Herzstück mit der Laufschiene zu verbinden. Dabei ist ein zweites Paar Hände sicher hilfreich. Alles andere, also der Anbau von Fussrasten, Display, Griff, Sitz und Standbeinen ist nicht schwer, sondern Fleissarbeit. Nach einer guten Stunde kann ich als letzten Akt vier AA-Batterien in das taschenrechnergrosse Display einsetzen und bin startklar.

Es gibt einiges zu schrauben, bis der Assault Rower Elite einsatzbereit ist.
Es gibt einiges zu schrauben, bis der Assault Rower Elite einsatzbereit ist.

Widerstand

Wer sich für einen AirRower entscheidet, wird mit einem realistischen Rudergefühl belohnt, bei dem der Widerstand stufenlos ansteigt und davon abhängt, wie viel Power man aufbringt. Das relativ simple Prinzip macht die Geräte autark und langlebig, ein Stromanschluss ist nicht nötig und noch dazu lässt sich die Leistung sehr gut messen. Kein Wunder, dass in Studios, bei Wettkämpfen und im Trockentraining vor allem solche Geräte zum Einsatz kommen. Meist stammen sie von Concept2.

Wer wie ich zuvor im Fitnessstudio vor allem auf so einem Modell gesessen hat, vermisst beim Assault Rower im ersten Moment die Möglichkeit, die Luftzufuhr zu regulieren. Von dieser Luftklappenstellung in der Verkleidung des Windrads hängt nicht ab, wie intensiv du trainieren kannst. Auspowern kannst du dich so oder so. Concept2 vergleicht ihre Wirkung mit der Gangschaltung eines Fahrrads. Es wäre ein Leichtes gewesen, beim Assault Rower auf das gleiche Prinzip zu setzen. Doch das Motto der Marke scheint «reduce to the max» zu sein, sie ist eher im Crossfit und High-Intensity Interval Training (HIIT) denn im Rudersport zu Hause und setzt dementsprechend auf maximale Stabilität und minimale Verstellmöglichkeiten.

Lärm ist in der Szene auch nicht verpönt, denn der Nachteil eines AirRowers ist ganz klar die Geräuschkulisse. Gerade bei kurzen, intensiven Intervallen kann sie so stark anschwellen, dass du einen passenden Trainingsraum oder tolerante Nachbarn brauchst. Noch dazu macht der Assault Rower mit dem offenen Gehäuse so viel Wind, dass du deine Briefmarkensammlung nicht im gleichen Raum sortieren solltest. Die leisere und wohnliche Alternative wäre ein Rudergerät mit Wasserwiderstand.

Sitzposition

Sitz und Höhe sind top. Bequemer bin ich bislang noch nicht gerudert.
Sitz und Höhe sind top. Bequemer bin ich bislang noch nicht gerudert.

Der Assault Rower macht beim Aufsteigen direkt Eindruck. Die vier Standfüsse lassen sich einzeln verstellen, bis das Gerät fest auf dem Boden steht und durch sein hohes Gewicht keinerlei Anstalten macht, während des Trainings ins Rutschen zu kommen. Durch die hohe und in Kombination mit der Position der Fussrasten eher aufrechte Sitzposition kommt SUV-Feeling auf. Der ebenso bequeme wie ergonomische Sitz ist der erste Punkt, an dem ich das Gefühl habe, komfortabler als auf den mir bekannten Concept2-Modellen untergebracht zu sein. Die gibt es auch mit erhöhten Standbeinen, aber ähnlich bequem habe ich darauf nie gesessen. Der Assault-Sessel sortiert das Hinterteil, hat eine kleine Aussparung für das Steissbein und ist gut gepolstert, bietet aber trotzdem genug Halt. Zudem läuft er 1A über die Schiene. Nach dem Training wird er in der hintersten Position arretiert.

Griff und Zuggefühl

Durch die Aussparung in der Mitte bieten sich verschiedene Griff- und Trainingsmöglichkeiten, die über das klassische Rudern hinausgehen.
Durch die Aussparung in der Mitte bieten sich verschiedene Griff- und Trainingsmöglichkeiten, die über das klassische Rudern hinausgehen.

Der Griff sitzt an einem zweistufigen Ketten- und Riemenantrieb, der auch beim HIIT-Training nicht an seine Grenzen kommen soll. Mir gefällt die Laufruhe und die hohe Position der Kette. Da stört nichts, es gibt keinen designtechnischen Kompromiss. Das Rudergefühl ist erstklassig und die leisen Geräusche beim Ziehen und Rollen werden vom Wind verschluckt. Der Griff ist etwas abgewinkelt und dicker als ich es gewohnt bin, liegt aber gut in der Hand und ist sicher auch für Menschen mit grösseren Pranken geeignet.

Display

Direkt im Blickfeld reckt sich mir ein eher simples Display vor die Nase. Auch hier beschränkt sich der Assault Rower auf das Wesentliche und zeigt Zeit, Schlagzahl, Distanz, Pace, Kalorien sowie (über Bluetooth/ANT+ mit Brustgurt) die Herzfrequenz an. Ich kann mir relativ einfach Ziele setzen, zwischen acht HIIT-Programmen wählen oder ein eigenes Programm erstellen. Was ich nicht kann, ist darüber hinaus Motivation oder gar Ablenkung finden.

Ein bisschen mehr dürfte das Display schon können. Oder wenigstens Platz für ein iPad machen.
Ein bisschen mehr dürfte das Display schon können. Oder wenigstens Platz für ein iPad machen.

Spielerisch ist hier nichts gestaltet. Nicht mal mit einem kleinen Pace Boat wie beim PM5 Monitor von Concept2 darf ich mir ein Rennen liefern. Der ist ähnlich kompakt, hat aber mehr Funktionen. Natürlich, der Assault Rower liebt es spartanisch – aber in der gehobenen Preisklasse, in der er spielt, dürfte es an dieser Stelle schon ein bisschen mehr sein. Schon eine Halterung fürs Smartphone oder iPad wäre ein echter Fortschritt. Da ich weniger HIIT mache, sondern eher längere Rudersessions am Abend einlege, sehne ich mich nicht nach Daten, sondern nach Unterhaltung. Und über den hoch aufragenden Rower auf den Fernseher zu schauen, ist fast unmöglich.

Verstauen

Sein kompromisslos-massiver Aufbau macht den Assault Rower auch dann noch zum Platzfresser, wenn das Training vorbei ist. Zwar lässt er sich hinten leicht anheben und auf Rollen durch die Gegend manövrieren, doch selbst hochkant abgestellt bleibt er das, was er ist: ein beeindruckend grosser Rudertrainer, der sich nicht verbiegen oder gar wie die Modelle von Concept2 zusammengeklappt verstauen lässt.

Über die Räder lässt sich der Rower gut manövrieren, aber er ist und bleibt riesig.
Über die Räder lässt sich der Rower gut manövrieren, aber er ist und bleibt riesig.

235 Zentimeter Länge, 51 Zentimeter Breite und 123,4 Zentimeter Höhe lassen sich nicht wegdiskutieren und sind in normal grossen Räumen immer irgendwie im Weg. So ein Schlachtschiff wie den Assault Rower schaffst du dir besser nur an, wenn du einen festen Platz dafür hast. Schwieriger als ihn zu verstecken, ist nur noch, ihn wieder zu zerlegen und zurück in seine Verpackung zu pressen. Also überlege es dir gut – das Teil beansprucht Platz und kommt ins Haus, um zu bleiben.

Fazit

Der Aussault Rower Elite ist ein sehr guter Rudertrainer. Trotzdem fällt er eher in die Kategorie «special interest». Wenn du auf Crossfit und HIIT, Stahl und Aluminium stehst, dann bekommst du hier schwere Qualität. Das Ding ist «designed to take a beating», beteuert der Hersteller. Da rutscht und wackelt nichts, auch grössere und schwerere Personen können sich daran austoben. Die maximale Belastung ist mit 158,8 Kilogramm angegeben. Was lustig ist, weil der filigraner wirkende Concept2 RowErg für bis zu 230 Kilogramm zugelassen ist. Das heisst nicht viel, ausser dass es sehr schwer ist, dem vielseitigeren Rivalen in irgendeiner Kategorie den Rang abzulaufen. Für die meisten, die es mit dem Rudertraining ernst meinen, bleibt er die erste Wahl. Wenn du dich in den Aussault Rower Elite verguckst, kann ich das aufgrund des Designs und der Materialien sowie des Komforts verstehen. Er ist etwas für Puristen mit Platz, die gerne auf ein paar Feinheiten, Einstellmöglichkeiten und Daten verzichten.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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