
Dior lanciert ein Puder und alle sind verwirrt

Ein Puder wirft Fragen auf: Diors neuester Produkt-Launch sorgt für eine hitzige Debatte. Zu Recht?
Dior kündigt an, seine beliebte Backstage-Linie um ein Puder zu erweitern. Das «Face & Body Powder-No-Powder» sorgt jedoch für Unruhe in der Beauty-Community. Und das noch vor Verkaufsstart.
Es ist die Farbauswahl und nicht der widersprüchliche Name, der zu Diskussionen in den Sozialen Medien wie YouTube, Reddit oder Instagram anregt. Das Körper- und Gesichtspuder der Luxus-Marke soll ab dem 1. März in zehn Nuancen erhältlich sein. Für ein deckendes Puder wäre das eine sehr bescheidene Shade Range. Aber Diors Puder ist nicht deckend. Im Gegenteil. Auf Trendmood wird das Produkt als «Perfecting Translucent Powder» vorgestellt. Translucent, also durchscheinend. In Beauty-Kreisen gleichbedeutend mit «farblos». Deshalb bringen Brands Translucent-Powders in der Regel auch nur in einer einzigen universellen «Nuance» heraus.
Wieso also zehn vermeintlich farblose Farben?


Kann offenbar alles
Schauen wir doch mal, was der Hersteller sagt. Dior beschreibt das Produkt mit transparenter Gel-Basis als ein feines Mehrzweck-Produkt für den Teint, das mattiert, Hautunebenheiten ausgleicht und die Haut strahlen lässt. Ausserdem sollst du es – je nach Farbe (womit wir wieder beim Problem wären) – auch als Bronzer verwenden können. Und das alles mit einem «translucent finish».
Was ist es denn nun, transparent oder farbabgebend?
Die Antwort liegt wohl irgendwo dazwischen. Was Dior vermutlich meint, ist ein ultra-leicht deckendes Puder, das sich nicht als solches auf der Haut zu erkennen gibt. Ein Wirrwarr der Marketing-Begriffe. Kaum zu vermeiden, wenn ein Produkt scheinbar alles kann. Und kein Wunder, dass sich die User in den Kommentarspalten die Köpfe einschlagen.
Warum so viel Drama um ein Puder?
Das Thema streift ein altes, aber leider immer noch sehr aktuelles Problem der Beauty-Industrie: Brands hinken in der Tendenz dem Konsumenten-Anspruch nach, Produkte mit einem ausreichend diversen Farbspektrum anzubieten. So, dass jede Hautfarbe fündig wird. Sollte eigentlich selbstverständlich sein. Ist es aber nicht.
Deshalb steht bei jeder Lancierung aus dem Complexion-Bereich immer wieder die Frage im Raum: Wie viel Auswahl ist genug Auswahl?
Hier ein Ansatz: Je deckender ein Make-up-Produkt, desto genauer musst du deinen Ton treffen und desto mehr Auswahl muss dir ein Brand hierfür bieten. Im Umkehrschluss heisst das: Je durchscheinender ein Produkt, desto mehr unterschiedliche Hautfarben können dieselbe Nuance tragen und desto kleiner darf eine Shade Range auch ausfallen. Durchscheinende, aber nicht farblose Produkte wie eine getönte Tagespflege oder leicht deckende Puder verzeihen in Sachen Shade Match eine gewisse Ungenauigkeit. Das bedeutet, dass sie auf deiner Haut trotzdem gut aussehen können, auch wenn du nicht 1:1 die richtige Farbe trägst. In diese Kategorie dürfte wohl das Dior-Puder fallen. Ob hier zehn Farben zu viel oder zu wenig sind, das werden die ersten Reviews dann zeigen.
Für viele ist es dennoch von grosser Bedeutung, ein Produkt vorab richtig einordnen zu können. Nur so lässt sich abschätzen, ob ein Brand die faule Schiene fährt, oder sich wirklich Gedanken über eine ausgeglichene Farbauswahl gemacht hat und sich für Inklusion einsetzt. Insbesondere, wenn du dir überlegst, eine Luxus-Marke mit knapp 40 US-Dollar zu unterstützen. Was hier auf den ersten Blick wie eine unnütze Diskussion um ein Puder aus Tausenden aussieht, ist ein Nebenprodukt eines jahrzehntelangen Kampfes um mehr Diversität in der Beauty-Branche. Und dieser Kampf ist noch lange nicht zu Ende.
Das Puder wird bei uns vorerst nicht erhältlich sein.

Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.