
Meinung
Bialetti und Lavazza: Kaffee mit dem besten Preis–Leistungs-Verhältnis
von Patrick Bardelli
Kaffee ist für mich mehr als ein Hobby. Die einen sagen: eine Leidenschaft! Die anderen nennen es schon krankhaft. Heute öffne ich mich schonungslos – im ersten Teil der Serie «Wer hat hier Hobby gesagt?!».
Der Prozess war schleichend. Zum Geburtstag habe ich mir vor über zehn Jahren eine elektrische Kaffeemühle bei Ricardo gekauft. Die Gaggia MDF hat frischen Kaffee für meine Bialetti gemahlen.
Die Qualität dieser Zubereitung wurde beim heimischen Kaffeekränzchen am Wochenende stets besonders hervorgehoben. Kaffee selbst zu mahlen, ist der Gamechanger, den ich allen empfehle – auch Kollege Patrick Bardelli, der auf seine Bialetti mit vorgemahlenem Kaffee schwört.
Um die Gäste zu beeindrucken, ist mir jedes Mittel recht. Immer exquisiter wurde die Zubereitungsart, immer ausgefallener die Gadgets dazu. Heute kennt mein Snobismus keine Grenzen. Schmeckt der Kaffee nach «Kaffee», spucke ich ihn angewidert aus. Alleine der Geruch von Kapselkaffee löst bei mir Brechreiz aus. Ich will reife Steinfrüchte, Jasmintee oder Tomaten im Gaumen spüren und nicht Maschinenöl, Unterholz und Reifengummi! Da reicht die triviale Kombination aus Gaggia MDF und Bialetti längst nicht mehr, um alle Aromen aus den edlen Bohnen zu ziehen.
Wobei ich als Kaffee-Aficionado der gehobenen Klasse weiss, dass Espresso schnelle Wachmacher am Morgen sind. Kleiner historischer Exkurs: Weil einem findigen Barbetreiber in Italien das Aufgiessen des Filterkaffees am Morgen zu lange dauerte, hat er eine Kaffeemaschine erfunden, die mit Druck arbeitet. Die schlaftrunkene Kundschaft am Morgen wurde schneller bedient und der Espresso war erfunden.
Ich besinne mich den Anfängen und weiss: Nur Filterkaffee ist wahrer Kaffee. Der Kauf einer Single-Dose-Mühle war daher Pflicht, damit ich die grammgenau portionierten Bohnen einzeln mahlen kann. Nicht irgendeine Mühle, sondern die Mutter aller Single-Dose-Mühlen. Die Niche Zero gibt es bei Galaxus nicht zu kaufen. Wo kämen wir da hin, wenn ein Allerweltsladen sowas anbieten würde?
Der Pöbel darf sich hier gerne bei Eureka eindecken.
Im Ernst: Niche vertreibt die Geräte nur über die eigene Webseite, weshalb es die Mühle weder bei Galaxus, noch sonst irgendwo zu kaufen gibt. Ich habe sie direkt bei Niche bestellt.Bei Filter setze ich selbstverständlich auf Hario und das nur mit «Made in Japan»-Filterpapier. Wie jeder Kaffee-Snob weiss, ist das bei uns in der Schweiz verkaufte und in der Niederlande produzierte Papier von minderwertiger Qualität. Ich habe daher eine Freundin beauftragt, von ihrer Japanreise zehn Packungen des japanischen Papiers in ihren Koffer zu stopfen. Das war noch vor der Pandemie. Ich sitze noch immer auf acht Packungen wie Dagobert Duck auf seinen Goldmünzen.
Ein bodenloser Siebträger ist schon auf der Wunschliste. Wobei ich möglicherweise nächstens die Siebträgermaschine ersetze. Die Linea Micra von La Marzocco ist hoch im Kurs. Oder doch die Decent, bei der ich Druckprofil und Temperatur mit einem Tablet an der Maschine steuern kann?
So oder so: Es wird ein Aufstieg in eine Sphäre, die normalsterblichen Menschen verwehrt bleibt. Ich will den Olymp des Kaffeegenusses besteigen – und vergesse dabei meine Seilschaft. Zu Kaffee und Kuchen ist nämlich schon lange niemand mehr vorbeigekommen.
In der Serie «Wer hat hier Hobby gesagt?!» zeigen wir, gemeinsam mit dem Cartoonisten Stephan Lütolf, die Absurdität Leidenschaft auf.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.