
Ein Bürostuhl, der sich wieder auf das Wesentliche konzentriert
Um einen Stuhl für die Zukunft zu entwerfen, hat der Schweizer Büromöbelhersteller Giroflex in die Vergangenheit geblickt. Das Ergebnis fühlt sich wolkenweich an, ist ergonomisch und sieht dabei auch noch gut aus.
«Wo war der die ganze Zeit?», frage ich mich, als ich den «Giroflex 150» das erste Mal auf der Mailänder Möbelmesse sehe. Der Stuhl ist ein Hybrid aus einem Esstisch- und Bürostuhl. Einer, der endlich mal nicht so klobig, künstlich und lieblos gestaltet ist wie die meisten Modelle auf dem Markt. Die Antwort auf meine Frage lautet: Er war schon immer da. Die Schweizer Marke hat anlässlich ihres 150-jährigen Jubiläums in den Archiven gekramt und ein altes Design neu interpretiert.

Quelle: Pia Seidel
Am liebsten würde ich ihn gleich wie den Capisco- oder den Trendoffice-Bürostuhl im Homeoffice testen. Doch zunächst muss ein erster Eindruck genügen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Der Schreibtischstuhl «Giroflex 150» ist in einer Zusammenarbeit zwischen Giroflex, dem Schweizer Designstudio Big-Game und dem japanischen Holzbearbeitungsspezialisten Karimoku New Standard (KNS) entstanden. Inspiriert ist er von der Holzbürostuhlserie «Holson», die in den 1950er-Jahren vom deutschen Designer Arno Votteler für Giroflex entworfen wurde. Big-Game war davon besonders angetan, weil «jeder wichtige Berührungspunkt des Holson aus Holz gefertigt ist und für den optimalen Komfort geformt wurde. Es war ein Stuhl, der eindeutig auf Langlebigkeit ausgelegt war, aus Materialien, die mit der Zeit, mit Anmut gealtert sind.»
Diese Eigenschaften gepaart mit neuen Funktionen sollten im Design «Giroflex 150» vereint werden. Deshalb hat Big-Game mit KNS, einem ihrer langjährigen Partner zusammengearbeitet, der in der japanischen Holztischlerei spezialisiert ist. Das KNS-Team hat das Holz schlanker, junger Bäume verwendet, die als Abfall betrachtet werden und mit eigens entwickelter Technik zu einem geeigneten Material für den Möbelbau gemacht.

Quelle: Pia Seidel


Quelle: Pia Seidel
Erster Eindruck: Weniger ist mehr
Obwohl ich beim ersten Probesitzen erwarte, dass sich das Holz hart und der Stuhl unbeweglich anfühlt, ist das Gegenteil der Fall. Die «High-Touch-Qualität», wie sie der Hersteller nennt, macht die Oberfläche so zart wie Seide und gibt mir das Gefühl, auf Wolken zu sitzen. Abgesehen von der Gasdruckfeder zur Höhenverstellung der Sitzfläche hat Big-Game den «Giroflex 150» ohne die für moderne Bürostühle typischen Verstellmöglichkeiten konzipiert. Stattdessen sorgt ein spezieller Mechanismus dafür, dass sich der Holzstuhl alles andere als starr für mich anfühlt, wenn ich mich bewege. «Es gibt einen Kipppunkt unter dem Sitz und einen weiteren unter der Rückenlehne, der das Körpergewicht des Sitzenden nutzt, um ein Gleichgewicht zu schaffen und an verschiedene Körperpositionen anzupassen», erklärt mir der Brand-Vertreter vor Ort.


Quelle: Pia Seidel
Neben dem angenehmen Sitzgefühl sagt mir der natürliche Look des «Giroflex 150» zu. Er macht in einer Arbeitsumgebung wie dem Grossraumbüro eine gute Figur – aber noch eine bessere zu Hause. Dank der schlichten Gestalt kann er sich neben gewöhnlichen Stühlen am Esstisch einreihen, ohne dabei wie ein Fremdkörper zu wirken. Perfekt also, wenn du keinen extra Arbeitsplatz eingerichtet hast und dir die Vorzüge eines ergonomischen Stuhls wünschst. Ein Design, das mir all die Jahre vorher gefehlt hat. Eigentlich dachte ich ja immer, dass nur in der Mode alles wieder kommt. Aber ich bin froh, dass nun auch im Möbelbereich Altbewährtes erneut hervorgekramt wird.

Quelle: Pia Seidel
PS: Da der Stuhl nur in limitierter Auflage erhältlich sein wird, musst du schnell sein, wenn er dir genauso gut gefällt wie mir. Denn er wird nur 150 Mal produziert und kann ab jetzt hier vorbestellt werden.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.