

Eltern im Endspurt: Wann sind endlich Sommerferien?!
Die Weihnachtszeit ist stressig? Sie ist nichts im Vergleich zur Zeit vor den Sommerferien! Hier ein Abschlussfest, da ein Abschiedsgeschenk, dort eine Aufführung. Das gibt am Ende: maximalen Organisationsstress für die Eltern.
Scheisse, die Tomaten-Mozzarella-Sticks sind weg. Lias* Mutter hat ihn mir weggeschnappt – meinen Signature Dish für Kinderveranstaltungen. Dabei habe ich mein Smartphone nur eine halbe Stunde nicht gecheckt. Also scrolle ich jetzt durch die lange Klapp-Liste des Kindergarten-Abschlussfests und versuche herauszufinden, was am Fingerfood-Buffet noch nicht vertreten ist. Und so einfach zuzubereiten ist wie «meine» Tom-Mozz-Sticks. Für alle nachwuchslosen Lesenden: Klapp ist eine der Schweiz Apps für Information und Kommunikation zwischen Schule und Eltern.
Einen Schoggikuchen vielleicht? Den 15-Minuten-Epiney-Kuchen kriege selbst ich gebacken, rede ich mir ein. Allerdings gibt es schon drei andere Schokoladendesserts. Also wieder löschen. Dann eben Gemüsesticks, sind erst noch gesund. Bringt allerdings ebenfalls schon jemand mit. Genauso wie Zitronenkuchen, Schinkengipfel, Mini-Pizzen, Apéroschnecken…
Well done, lieber Chips-Bringer
Und während ich dringend eine Alternative fürs Kindergarten-Buffet suche, trudeln auch schon weitere Nachrichten anderer Eltern ein. «Dä Gschnäller isch dä Gschwinder.» Ein Hoch an dieser Stelle an Lucas* Papi: Paprika- und Nature-Chips hat er eingetragen. Garniert mit einem Zwinkersmiley in der Liste. Clever. Warum bin ich nicht schneller darauf gekommen.

Apropos Paprika-Chips. Die hat sich meine Grosse für die Schulreise gewünscht. Verflucht, habe ich beim Wocheneinkauf vergessen. Und wo steckt eigentlich der Zettel mit den Infos zum Ausflug? Hab ich doch gestern extra ausgedruckt … Ich suche in unserem Zettelstapel aus Schule und Kindergarten, der in diesen Tagen noch höher ist als sonst schon. Das schulzahnärztliche Bestätigungsformular fällt mir in die Hände. Sollte ich bis Anfang Juli auch noch zur Schulverwaltung bringen. Und: das Anmeldeformular fürs Kindertanzen ab dem neuen Schuljahr. Wann war da noch mal Anmeldeschluss? Morgen. Gut, da bleiben ja noch ein paar Stunden. Scheisse, Abschlusstanzen ist ja auch noch! Um welche Zeit am Donnerstag? 16 Uhr. Ausgerechnet dann ist auch noch Begrüssungsnachmittag für die neuen Kindergartenkinder. Ich muss morgen früh den Hort darüber informieren – trage ich gleich als Erinnerung ins Smartphone ein. Moment, neue Nachrichten sind da: Kayas* Mutter bringt Yufkateig fürs Fingerfood-Buffet. Was ist denn das? Sollte ich bei Gelegenheit mal googeln. Aber stopp, was wollte ich eigentlich noch mal? Ah ja, die Schulreise. Stapel durch, kein Zettel da. Dann eben nochmals ausdrucken.
Je mehr Infos, desto weniger wichtig? Schön wär’s!
Herzlich willkommen im Vor-Sommerferien-Endspurt! Du dachtest, die Weihnachtszeit sei stressig? Dann hast du (noch) keine schulpflichtigen Kinder. Wenige Wochen vor den Schulsommerferien spitzt sich die Organisierei und Koordiniererei nämlich erst richtig zu. Die langen Ferien müssen wir uns schliesslich verdienen.
Also laden alle Akteure aus Schule, Verein und Hobby innerhalb kürzester Zeit noch zu einem Festchen, Ausflügchen oder Konzertchen ein. Ja, im Diminutiv – denn alles im kleinen Rahmen, versteht sich. Das Problem ist:
Viele kleine Dinge ergeben in der Summe eben auch Grosses. Grosse Management-Aufgaben für die Eltern in diesem Fall. Pardon, für die Mutter.
Denn seien wir ehrlich: In den meisten Fällen ist sie es, die die Familie durch die zahlreichen Pre-Sommerferien-Taks bugsiert. Werden unter dem Schuljahr alle Aufgaben noch mehr oder minder gleichmässig aufgeteilt, sind es wenige Wochen vor dem Schuljahresende dann die Frauen, die sich den zusätzlichen Management-Aufgaben annehmen.
Mein Mann jedenfalls – unter dem Jahr gleichberechtigter Mitstreiter – übergibt die Aufgaben kurz vor den Sommerferien an mich. Und zwar kontinuierlich und klammheimlich. Die unzähligen Nachrichten und Zettel, die während dieser Zeit ins Haus flattern, haben bei ihm offenbar eine inflationäre Wirkung. Je mehr kommen, desto mehr ignoriert er sie. Und in den meisten Elternchats bin sowieso ich die Delegierte – genau wie die anderen Mamis.
Rege ich mich über diese Ungleichheit auf? Ja. Habe ich Zeit, mich darüber aufzuregen? Nein. Geschweige denn, darüber Diskussionen zu führen.
Nächstes Jahr kommt
Zack, ploppt auch schon wieder eine neue Pushnachricht auf dem Smartphone auf. Der Sommeranlass der Schule findet kommende Woche statt. Wie konnte ich den vergessen? Mitbringen: Getränke, etwas zum Grillieren oder Picknicken sowie Beilagen. Und: einen Holzstecken fürs Grillgut. Wo bekomme ich bloss auf die Schnelle einen Holzstecken her? Da fällt mir ein: Die Kleine hat Waldmorgen, das Schlangenbrot muss ich noch auftauen. Und anschliessend ist das Kindergeburtstagsfest von Emma*. Hilfe, wir haben noch kein Geschenk. Also tue ich einmal mehr, was ich so oft um fünf vor Kindergeburtstag tue: Ich filtere im Galaxus-Shop nach Spielzeugen unter 20 Franken, die bis morgen lieferbar sind. Check.
Immerhin: Von selbst gebastelteten Abschiedsgeschenken an Lehrerinnen und Lehrer bleibe ich verschont. Noch. Die wahre Mammutaufgabe kommt Ende des nächsten Schuljahres. Dann, wenn die Grosse Klasse und Lehrer wechselt und die Kleine in die 1. Klasse kommt. Halleluja.
Ich sehe mich über meinen Bastel-Tasks hyperventilieren und nebenbei Hobbys und Hort mit den komplett neuen Stundenplänen koordinieren. Wo bleibt der Schnaps?
Vorläufig muss ein Chäschüechli herhalten. Statt der Tom-Mozz-Sticks bringe ich nämlich einen Teller voll Chäschüechli ans Kindergartenfest mit. Selbst gekauft und selbst in den Ofen geschoben. Und danach sind hoffentlich ganz bald endlich Ferien. Wobei «Ferien» …
*Die richtigen Namen bleiben geheim.
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.