
Hintergrund
Rudern als gäb’s kein Morgen – Teil 2
von Patrick Bardelli
Rudern, das ist mehr als nur Ausdauertraining. Es ist ein super Ganzkörper-Workout und vereint Kraft- und Kardiotraining in einem Gerät. Welches passt zu deinen Bedürfnissen?
Wenn du zuhause umfassend an deiner Fitness arbeiten möchtest, spricht sehr viel für einen Rudertrainer. Nichts gegen Laufband, Crosstrainer & Co., zu deren Stärken du hier mehr lesen kannst. Aber kein anderes Gerät vereint Ausdauer- und Krafttraining so effizient. Du verbrennst ordentlich Kalorien und setzt dabei alle grossen Muskelgruppen intensiv ein. Beim Ruderschlag kommt der grösste Teil der Kraft aus den Beinen, bevor der Oberkörper und schliesslich die Arme zum Zug kommen. Es profitieren auch die tiefen Muskelschichten, die für deine Rumpfstabilität sehr wichtig sind. Wenn du die Technik beherrschst, hast du ein gelenkschonendes Ganzkörpertraining, das dich ordentlich fordert. Kollege Patrick Bardelli kann ein Lied davon singen und bringt dir unter anderem den richtigen Ruderschlag näher.
Hier soll es aber um die Geräte gehen. Sie erzeugen den benötigten Widerstand auf verschiedene Arten. Ein gutes Modell darf keinen Leerlauf zu Beginn des Zugs haben. Der Widerstand muss sofort spürbar sein, so wie es auch beim «richtigen» Rudern auf dem Wasser der Fall ist. Technisch wird das unterschiedlich gelöst, die folgenden drei Konzepte sind am weitesten verbreitet.
Hier treibst du mit deiner Muskelkraft eine Schwungmasse an, die mit Elektro- oder Dauermagneten abgebremst wird. Eine höhere Schwungmasse ermöglicht dir eine flüssigere Ruderbewegung. Der Widerstand wird dabei entweder manuell, oder, wie beim unten verlinkten Modell, automatisch geregelt. Magnetisch gebremste Modelle sind im Betrieb auch bei hohen Widerständen sehr leise, bieten aber ein nicht ganz so realistisches Gefühl wie Geräte, die mit Luft- oder Wasserwiderstand arbeiten. Dafür sind sie teilweise deutlich günstiger.
Zu allen Modellen mit Magnetwiderstand
Vorteile:
Nachteile:
Bei Geräten, die mit Luftwiderstand arbeiten, treibst du Zug für Zug eine im Gehäuse verbaute Turbine an. Diese sorgt bei kräftigen Ruderschlägen für eine gewisse Geräuschkulisse. Da der Luft- genau wie der Wasserwiderstand exponentiell ansteigt, bietet das System dafür ein sehr realistisches Rudergefühl. Wenn du dich schon mal in einem Fitnessstudio auf ein Rudergerät gesetzt hast, ist es gut möglich, dass es ein Modell von Concept2 war.
Zu allen Modellen mit Luftwiderstand
Über eine seitliche Luftklappe kannst du die Luftzufuhr des Windrades verändern und so den «Drag Factor» einstellen. Je höher die Luftzufuhr, desto stärker wird das Windrad bei jedem Schlag abgebremst. Das führt zu einem höheren Widerstand am Anfang des Durchzuges und fühlt sich in etwa so an, als würdest du statt eines leichten Rennboots ein schwereres Boot bewegen.
Wie intensiv du trainierst, hängt nicht von dieser Einstellung ab. Auch Profis geht es nicht darum, den Drag Factor immer höher zu schrauben. Hier berichten verschiedene Olympioniken davon, der Drag Factor bewegt sich bei allen zwischen 110 und 140. Von ganz hohen Widerständen lassen fast alle die Finger. Der passend gewählte Drag Factor hilft dir, unter allen Bedingungen «deinen» Ruderschlag durchzuziehen oder ihn deinen Trainingszielen anzupassen.
Den Drag Factor findest du nicht auf der Skala von 1 bis 10 an der Luftklappe, sondern im Menü des «Performance Monitors» PM5. Das ist der Trainingscomputer am Gerät. Er misst die tatsächliche Verzögerungsrate des Windrades und zeigt dir den entsprechenden Wert an. Je nach Luftdruck und Zustand des Geräts, kann die gleiche Klappenstellung zu unterschiedlichen Werten führen. Durch diese kurze Selbstkalibrierung kannst du auf jedem Concept2 trainieren und bekommst genaue Leistungsdaten. Kurz: Soft- und Hardware genügen Profi-Ansprüchen.
Vorteile:
Nachteil:
Geräte mit Wasserwiderstand bieten ebenfalls ein sehr realistisches Rudergefühl und eine sanft plätschernde Geräuschkulisse. Du ziehst, im Wassertank drehen sich die Paddel. Du ziehst stärker, der Widerstand wird stärker. Im Wohnbereich wirken Modelle mit Holzkorpus weit weniger deplatziert als alle anderen Varianten. Im Gegenteil, sie können sich sogar sehen lassen. Billig ist der Spass nicht. Aber es gibt auch günstigere Varianten, die auf Holz verzichten.
Zu allen Modellen mit Wasserwiderstand
Was beim Concept2 die Luftzufuhr ist, entspricht beim Wassertank der Füllmenge. Vor allem am Anfang des Durchzugs macht es einen Unterschied, ob du mehr oder weniger Wasser bewegst. Um den Widerstand zu verstellen, musst du nicht zwingend Wasser nachfüllen oder ausleeren. Beim Modell oben kannst du ihn über ein Drehrad verändern. Bei den folgenden Ruderschlägen wird dann zwischen zwei Tanks Wasser umgepumpt. Es dauert eine Weile, bis der Widerstand angepasst ist.
Wenn du auf deinem Gerät deinen persönlichen Widerstand gefunden hast, brauchst du das vielleicht gar nicht. Trainieren verschiedene Personen darauf oder willst du Intervalle mit unterschiedlichen Intensitäten einlegen, könnte die Funktion wichtig sein. Der Trainingscomputer des Viking 3 AR Plus berücksichtigt auch die eingefüllte Wassermenge, um Daten wie den Kalorienverbrauch möglichst exakt anzeigen zu können. Leistungsorientierte Datensammler setzen trotzdem eher auf ein Modell von Concept2. Alle, die den Style und das Wasserfeeling lieben, werden auch mit etwas weniger wunschlos glücklich sein.
Vorteile:
Nachteile:
Wenn du genug Platz hast, solltest du dich für eine der oben genannten Varianten entscheiden. Rudermaschinen mit Hydraulikzylinder sind zwar deutlich kompakter, können aber, was das Ruderfeeling angeht, nicht mit den Grossen mithalten. Manche Modelle kombinieren auch Luft- und Magnetbremse, was für mehr Ruhe bei hohen Widerständen sorgt.
Welches Modell soll es sein? Jetzt bist du am Zug! Oder du wirfst noch einen Blick auf die Vorzüge von Crosstrainer, Laufband & Co.
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.