

Ford Mustang GT-H: Wir haben einen. Du willst ihn, weil spezieller geht es bald nicht mehr

Der Ford Mustang GT-H ist nicht einfach ein Mustang. Er ist eine Sonderedition eines High Performance Pony Cars, die nie in den Verkauf hätte kommen sollen. Tja, einer steht zum Verkauf. In der Schweiz.
Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Der Ford Mustang GT-H steht bei Galaxus-Zulieferer Auto Kunz in Wohlen auf dem Hof. Brandneu. Mit einer grossen, fetten Null auf dem Kilometerzähler. Du kannst ihn kaufen.

Ein Auto, wie das Einzelstück oben, gibt es eigentlich nicht. Denn der GT-H ist nicht für den offenen Handel gedacht. Und schon gar nicht für den Handel in Europa. Und schon erst recht gar nicht für die Schweiz.
«Der GT-H ist ein Glücksgriff unserer Einkäufer», sagt Benny Reinhold, Sprecher von Auto Kunz. Obwohl die Garage nebst Elektrofahrzeugen für ihr Angebot an American Muscle bekannt ist, ist der GT-H keine Gegebenheit. Andere Mustang-Modelle schon, aber der GT-H ist so etwas wie der heilige Gral der Mustangs.
Ein Auto, das Spass machen soll
Der Ford Mustang GT-H, Jahrgang 2020, mit 120 Kilometern auf dem Tacho, sollte nie zum Verkauf stehen. Denn die GT-H-Serie wird gar nicht für den Verkauf produziert, sondern exklusiv für die Flotte eines Autovermieters. Das H im Namen steht entweder für «Heritage», wie auf dem Armaturenbrett vermerkt, oder für «Hertz», wie der Autovermieter, der in den USA bankrott gegangen ist und total 200 000 Autos loswerden muss, damit die Geschäftsaufgabe abgewendet wird. Darunter, möglicherweise, der GT-H, der in Wohlen steht.

«Wie genau wir an den GT-H gekommen sind, will der Einkauf nicht offenlegen», sagt Benny Reinhold. Es sei, natürlich, alles mit rechten Dingen zugegangen, aber die Quelle der seltenen Bijoux auf dem Hof in Wohlen, sei so etwas wie ein Geschäftsgeheimnis.
Der Ford Mustang GT-H ist ein Auto, das von Ford exklusiv für Hertz produziert wurde. Alle paar Jahre kommt eine neue Serie Mustangs in die Mietflotte, denn dort gibt es nicht nur vernünftige Autos wie ein Ford Fiesta, sondern auch die sogenannte «Fun Collection». Diese zielt darauf ab, den Mieterinnen und Mietern Autos zu ermöglichen, die sie im Alltag nicht haben, die Spass machen. In der Schweiz, zum Beispiel, stehen zwei Chevrolet Camaros und ein Dodge Challenger zur Verfügung. In den USA gibt es dann eben die GT-H-Edition.

Unter der Haube des schwarz-goldenen Mustangs schlummert denn auch ein grosser Motor, der so richtig gut klingt. Der V8-Motor haut 670 PS raus, dank Tuning aus dem Hause Shelby gehen sie alle direkt in die Strasse. Denn bei American Muscle ist das so eine Sache: Viele PS bedeuten nicht zwingend viel Geschwindigkeit oder viel Kraft, denn Fahrzeuge wie der Challenger verschenken gerne ein PS oder zwei. Da sind ja genug. Die Tuner bei Shelby machen da keine halben Sachen. Wenn da 670 PS stehen, dann liefert der Motor auch 670 PS. Spürbar.
Wichtig auch für den Fahrspass: Der GT-H ist kein Automat. Die Kraft kommt aus dem dritten Gang, so nebenbei. Und, wenn der GT-H gleich funktioniert wie der 2016er Shelby Mustang, dann fühlt sich der Motor bei etwa 3000-3500 Umdrehungen wohl.

Mit einem starken Motor und plakativen Deko-Elementen im Motorraum – auf den ersten Blick siehst du das Wort «Shelby» dreimal – ist es für die Designer nicht getan. Im Fahrersitz siehst du nicht nur die normale Ford-Armatur mit Sync Software, sondern auch drei Anzeigen, die nur Rennfahrern wirklich etwas bringen. Druck im Turbolader, Benzindruck und Öldruck sind im Alltagsverkehr nun wirklich nicht die grossen Bringer, aber die Anzeigen sehen gut aus.

Dazu natürlich Leder-Interieur, breite goldene Felgen und goldene Rallye-Streifen. Kurz: ein verdammt cooles Auto.
Jüngste Ausgabe einer 50 Jahre alten Serie
Der Mustang GT-H, Jahrgang 2020, von Ford für Hertz ist nicht die erste Serie der GT-H, dessen H vielleicht für Heritage, vielleicht für Hertz, steht. Kommt wohl drauf an, wen du fragst. Hertz sagt sicher «Hertz», Ford sehr wahrscheinlich «Heritage». Fakt ist aber, dass die ersten GT-H-Modelle anno 1966 in Schwarz mit goldenen Streifen auf den Strassen der USA gefahren sind. Damals waren es 1001 Mustangs, heute ist die Zahl unbekannt.

Eine zweite Serie kam dann erst 2006 in die Hertz-Flotte. 2016 dann noch eine und jetzt, 2020 noch eine. Alle verfolgen sie denselben Zweck: Fahrspass, etwas Show und rohe Performance. Denn natürlich hat auch der 2020er-GT-H eine Auspuffanlage, die so richtig schön brummt.
Oder eben auch nicht.
Der lange Weg auf die Schweizer Strassen
«Die Arbeit hat für uns jetzt erst begonnen», sagt Benny Reinhold.
Denn bevor der GT-H vom Wohlener Hof rollen kann und sein neues Zuhause in der Garage eines Liebhabers bezieht, muss er zuerst den Prozess der Homologisierung in der Schweiz durchlaufen.

Mechaniker und Experten werden sich den schwarz-goldenen Mustang genau ansehen und mit den Vorschriften und Regeln der Schweiz abgleichen, sicherstellen, dass der 670 PS starke Ford alle Vorschriften erfüllt. Sollte das nicht der Fall sein, dann beginnt die Arbeit der Mechaniker. Ein erster Blick der Werkstatt – natürlich mussten die Mechaniker dieses Auto genau ansehen – lässt vermuten, dass der Auspuff schallgedämpft werden muss. Der Mustang ist im Moment sicher zu laut für die Nachbarschaften und 30er-Zonen der Schweiz. Das sei immer etwas Tüftelei. Denn je nach Schalldämpfer geht der Sound verloren, was die Werkstatt in Wohlen verhindern will und wird. Eine Scheibenwaschanlage fehlt auch noch. Und: «Die CO2-Emissionen sind sicher auch ein Thema.»

Dennoch: Kaufen kannst du ihn jetzt schon, will Benny Reinhold festhalten. Ausgeliefert wird der GT-H aber erst dann, wenn die Homologisierung abgeschlossen ist.
«Probefahrten sind aber sicher schon möglich.»


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.