Produkttest

Goodbye Kaffee-Kapseln, welcome «Saeco Lirika Plus»

Martin Jud
7.9.2018

Kapselst du noch oder bohnst du schon? In diesem Review stelle ich dir nicht nur einen Vollautomaten mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis vor, sondern zeige dir auch auf, dass du damit günstiger fährst, als mit einem Kapselsystem.

Nach jahrelangem Konsum von Kapsel-Kaffee, habe ich mich im Juni dazu entschieden, auf einen Vollautomaten umzusteigen. Auf den Saeco Lirika Plus.

Den Entscheid habe ich gefällt, weil ich über Jahre keine einzige Lungo-Sorte fand, welche mich voll überzeugte. Ausserdem störte mich auch der Kapselverschleiss. Und überhaupt; nichts geht über frisch gemahlenen Kaffee. Dazu kommt die gigantische Sortenauswahl, wenn du auf Bohnen setzt. Mahlgrad, Intensität und Wassertemperatur können eingestellt werden. Ein wahrer Traum.

Der Vollautomat amortisiert sich schnell

Auch die Milchbuchrechnung spricht für die Anschaffung eines Vollautomaten:

48 Kapseln meiner lieblings Espresso-Sorte «Buondi» kosten in unserem Shop 21.70 Franken. Macht 45 Rappen pro Espresso. Gehe ich davon aus, dass wir in unserem Zweipersonen-Haushalt gemeinsam fünf Kapseln pro Tag konsumieren, kostet mich das monatlich um die 68 Franken. In einer Kapsel befinden sich rund sechs Gramm Kaffeepulver. Der hochgerechnete Pulver-Verbrauch entspricht somit 900 Gramm pro Monat – inklusive Besucher-Kaffee macht das ein Kilogramm.

Kaufe ich mir ein Kilo Kaffeebohnen mit einem Budget von 68 Franken, kann ich eine edle Sorte wählen. Oder eine günstigere nehmen und damit den Vollautomaten schnell amortisieren.

Saeco Lirika Plus: Das bietet der Philips-Vollautomat

Der Milchschäumer-Aufsatz (Cappuccinatore) kann die Milch direkt mit einem Schlauch ansaugen.
Der Milchschäumer-Aufsatz (Cappuccinatore) kann die Milch direkt mit einem Schlauch ansaugen.

Die Marke Saeco gehört übrigens zu Philips. Das hat mich in meiner Kaufentscheidung aber nicht beeinflusst. Oder zumindest nur ein klein wenig. Die wirklich tragenden Argumente stecken im Gerät, dessen Technik und dem moderaten Preis. Sowie der Hoffnung auf eine schöne Crema.

Mit 21.5 x 37 x 42.9 cm ist die Maschine ein schmaler Wurf mit viel Tiefe und respektabler Höhe. Die Lirika Plus wiegt acht Kilogramm und wird inklusive Milchschäumer-Aufsatz (der sogenannte «Capuccinatore», der die Milch mittels Schlauch ansaugt) ausgeliefert. Dieser ist auch notwendig, da die Dampfdüse an sich etwas zu klein geraten ist. Das Gehäuse besteht aus Metall und thermoplastischem Material.

Der Wassertank kann bis zu 2.5 Liter aufnehmen. Bei Bedarf bietet der Hersteller auch einen Wasserhärtefilter, der allerdings nicht im Lieferumfang enthalten ist. Seitens Saeco wird in der Bedienungsanleitung der Wasserfilter Intenza+ empfohlen.

In den Bohnenbehälter passen bis 500 Gramm Kaffee. In diesem befindet sich auch der Drehknopf für die Mahlgradeinstellung. Dieser sollte für einen Espresso mit mitgeliefertem Mahlgrad-Einstellschlüssel auf die feinste Stufe gedreht werden (zumindest in meinem Haushalt).

Die Mahlgradeinstellung hat fünf Stufen.
Die Mahlgradeinstellung hat fünf Stufen.

Das Mahlwerk dieses Modells besteht übrigens aus Keramik. Und soweit ich beim Kaffesatz-Lesen erkennen konnte, tut diese Keramik einen guten Dienst.

So sieht der Kaffesatz der feinsten Mahlstufe aus.
So sieht der Kaffesatz der feinsten Mahlstufe aus.

Der Satzbehälter reicht für rund 15 Tassen.

Crema gefällig?

Mit diesem Modell kann von heissem Wasser über Espresso, Cappuccino, Kaffee, Latte Macchiato bis hin zu Long Coffee und heisser Luft alles hingezaubert werden. Dabei interessiert mich insbesondere das Thema Crema.

Lirika Plus hat nebst dem Standby-Button sechs Tasten für die grundlegende Bedienung; Espresso, Kaffee, Aroma (Intensität), Dampf, Heisswasser und Menu.

Wer sich an die Bedienungsanleitung hält, wird irgendwann feststellen, dass es ein verborgenes Menu mit Einstellungen gibt, welche nicht jeden Tag vorgenommen werden müssen. Doch vor dem ersten Betrieb empfiehlt es sich, einen Blick in die Einstellungen zu werfen.

Einstellungsmöglichkeiten

Die gewünschte Intensität kann über den Aroma-Knopf dreistufig eingestellt werden. Dabei werden bis zu zehn Gramm gemahlene Bohnen für eine Tasse verwendet. Im normalen Menu kann der Benutzer die Ausgabetemperatur des Kaffees beeinflussen, die Standby-Zeit und den Kontrast des Displays einstellen.

Drückst du die Tasten Dampf und Heisswasser gemeinsam für vier Sekunden, kommst du in den Maintenance-Modus, in welchem verborgene Einstellungen sind. Bei Betrieb in einem Büro kann dieser Modus auch durch ein Passwort gesperrt werden. Doch das lasse ich bei meiner Maschine, genauso will ich auch keinen Münzautomaten anbringen (wäre auch möglich und bei Besuch nützlich).

Im Maintenance Modus gibt es zusätzlich folgende Menu-Einträge:

  • Wasserhärte (vierstufig)
  • Wasserfilter (on/off)
  • Entkalkungszyklus
  • Guthaben-Verwaltung (bei Verwendung eines zusätzlichen Münzautomaten)
  • Aufladung Guthaben
  • Alarm Satzbehälter (on/off)
  • Entkalkungs-Warnung (on/off)
  • Passwort (Pin)
  • Kaffeezähler
  • Werkseinstellungen

Von der Crema und dem Genuss

Bitte, mach mir eine gute Crema.
Bitte, mach mir eine gute Crema.

Natürlich kann je nach Tassengrösse der Auslauf ausgezogen werden. Auch grosse Tassen finden bei diesem Modell problemlos Platz. Bei Bedarf können auch zwei Tassen gleichzeitig befüllt werden. Möchtest du die Ausgabemenge neu programmieren, drückst du die Espresso- oder Kaffee-Taste lange, um den Memo-Modus zu aktivieren. Nun muss lediglich bei gewünschter Menge auf Stopp gedrückt werden und der Vollautomat speichert diese für den künftigen Gebrauch.

Herrlich, wie das duftet.
Herrlich, wie das duftet.

Mit der Crema bin ich absolut zufrieden. Der Espresso schmeckt wie ich es mag; nicht zu sauer oder zu bitter – cremig, intensiv sowie aromatisch. Die nussige Note der gewählten Bohnen rundet dabei das Geschmackserlebnis perfekt ab.

Und hey; endlich schmeckt mir auch ein Lungo. Die Kapseln sind somit definitiv passé. Der Umstieg hat sich gelohnt.

Milchschaum

Möchtest du dir einen Cappuccino gönnen, wirst du mit der zu klein geratenen Dampfdüse deine Mühe haben. Gut, dass Saeco für dieses Szenario den «Capuccinatore» mitliefert. Mit dem Milchschäumer-Aufsatz zauberst du unkompliziert Schaum. Dabei solltest du darauf achten, dass die verwendete Milch kalt ist und einen Fettgehalt von mindestens 3.5 Prozent aufweist.

Den Aufsatz steckst du an die Dampfdüse, der Schlauch kommt in die Milch. Zum Starten drückst du auf den Dampf-Knopf. Zum Stoppen auf den Stopp-Knopf (während der Aufbereitung eines Produktes mutiert der Espresso-Knopf zum Stopp-Knopf).

Einziges Manko des Aufsatzes: Du solltest ihn nach jedem Gebrauch reinigen. Ich spühle ihn jeweils nach dem Schäumen mit Wasser durch. Einmal monatlich sollte man ihn auch mit Spezialmittel reinigen/spühlen. Der Hersteller empfiehlt dazu das Produkt «Saeco Milk Circuit Cleaner».

Von Saeco empfohlene Reinigungsmittel:

Saeco Entkalker für Espressomaschinen CA6700/95 (250 ml)
Entkalker

Saeco Entkalker für Espressomaschinen CA6700/95

250 ml

Saeco Espressomaschinen-Entkalker CA6701/00 (500 ml)
Entkalker

Saeco Espressomaschinen-Entkalker CA6701/00

500 ml

Fazit: Einmal Bohne, immer Bohne

Saeco hat mich mit der Lirika Plus überzeugt. Der Vollautomat ist benutzerfreundlich und trumpft mit grossem Wasser- (2.5 Liter) und Bohnenbehälter (500 Gramm) auf. Ausserdem wird gleich ein Milchschäumer-Aufsatz mitgeliefert, der wunderbaren Cappuccino zaubern kann. Das Mahlwerk besteht aus Keramik und verfügt über fünf Mahlstufen. Der aus den Bohnen resultierende Espresso und Kaffe hat eine schöne Crema und schmeckt weder zu sauer, noch zu bitter. Wobei dies natürlich auch von der gewählten Bohne abhängt.

Der einzige Nachteil gegenüber einem Kapselsystem ist die etwas aufwändigere Reinigung. Doch so schlimm ist das nicht. Wasserauffang- und Kaffesatzbehälter sind von der Front her zugänglich. Der Brühkopf (sollte wöchentlich gereinigt werden) ist über eine Tür an der rechten Seite des Automaten zugänglich und schnell ausgebaut und wieder eingesetzt. Der Automat meldet sich, sobald eine Entkalkung notwendig wird. Den Milchschäum-Aufsatz darf man bei Bedarf übrigens auch im Geschirrspüler reinigen.

Vergleiche ich den Vollautomaten mit anderen Modellen, welche mir im Alltag begegnen, vermisse ich bisher nichts. Die Durchlaufzeit, der Druck und der Mahlgrad lassen mich als Kaffee-Liebhaber bereits früh morgens fett grinsen. Na gut, 08:30 Uhr ist nicht mehr früh.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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