

Hey Harper im Test: Goldener Modeschmuck, der nie verblasst – zu gut, um wahr zu sein?

Die Goldbeschichtung des portugiesischen Schmucklabels soll sogar Sport, Strandbesuchen und Saunagängen standhalten. Ich habe getestet, wie robust die Produkte wirklich sind.
Wenn ich mich auf vergoldeten Modeschmuck einlasse, weiss ich: Daraus wird nichts Festes. Er ist eine Mogelpackung, deren hässlicher Kern nur darauf wartet, an die Oberfläche zu stossen – um dort in Kontakt mit Sauerstoff grün und braun anzulaufen. Und das wird garantiert passieren. Auch wenn du den Schmuck nicht mal in die Nähe von Lotionen, Parfüm oder Wasser lässt und ihn vor dem Sport immer brav ausziehst. Regelmässiges Tragen reicht aus, dass sich die dünne Goldschicht abnutzt.
Hey Harper verspricht, dass es bei ihren Produkten anders ist. Der Schmuck soll sogar Saunagänge, Tauchtouren und gelegentliches Vergessen im Hosensack samt Waschgang in der Maschine überleben. Hinter dieser angeblichen Resistenz steckt ein Kern aus Edelstahl, überzogen mit 14 Karat Gold – und zwar anhand eines sogenannten PVD-Verfahrens.

Quelle: Stephanie Vinzens
Was zur Hölle ist eine physikalische Gasphasenabscheidung?!
Bei der sogenannten physikalischen Gasphasenabscheidung wird das Schichtmaterial grob gesagt verdampft und anschliessend auf dem Zielobjekt wieder kondensiert. Dadurch wird die Beschichtung deutlich widerstandsfähiger gegen Korrosion als bei einer herkömmlichen Vergoldung. Davon ist Hey Harper so überzeugt, dass das Unternehmen gar eine lebenslange Farbgarantie verspricht.
Ich bin hinsichtlich der mutmasslichen Lebensdauer mindestens so neugierig wie skeptisch. Was mich gleichermassen anspricht, sind die Designs. Ich liebe minimalistischen, aber massiven Schmuck. Der ist in guter Qualität zu einem fairen Preis oft schwer zu finden. Stücke aus vergoldetem Sterlingsilber beispielsweise sind auf dem deutschsprachigen Markt meist sehr unauffällig und filigran – und vor der Abnutzung auch nicht sicher. Hübsche Statement-Pieces, die nicht verfärben? Muss ich testen.


Quelle: Stephanie Vinzens
Hey Harper versus Desinfektionsmittel
Rein optisch finde ich die Stücke toll, das weiss ich schon nach der ersten Anprobe. Doch wie robust sind sie? Von September bis Ende November habe ich den Ring «Double Rebecca» sowie die Ohrringe «Dina» und die Halskette «Mila» auf die Probe gestellt – und wirklich nachlässig behandelt. Sie mit Parfüm besprüht, über dick aufgetragener Bodylotion getragen, damit geschlafen und geduscht. Den Ring habe ich vor dem Waschen auch mal zu Testzwecken in der Hosentasche meiner Jeans «vergessen». Und? Alle drei sehen farblich immer noch aus wie vor meiner Folter.


Quelle: Stephanie Vinzens
Besonders beeindruckt bin ich vom Ring. Er war praktisch täglich im Einsatz, und das heisst bei mir was. Wenn ich draussen unterwegs bin, kommt es schnell mal vor, dass ich mehrmals die Stunde zum Desinfektionsmittel greife. Das hat der Ring unbeschadet überstanden. Wieso ich das so toll finde? Ich bin sonst echt gut darin, meine Ringe zu verlegen, wenn ich sie ständig zum Desinfizieren ausziehen muss.
So sieht’s nach einem Jahr aus
Dass die Stücke nach drei Monaten sehr intensiven Tragens top aussehen, finde ich vielversprechend. Mich nimmt aber Wunder, wie der Schmuck sich langfristig hält. Die Antwort darauf liefert Kollegin Laura, die zufälligerweise seit einem Jahr im Besitz von zwei «Rebecca»-Ringen ist. Ich vergleiche sie mit einem brandneuen «Double Rebecca»-Ring und jenem, den ich seit September teste. Die neueren zwei wirken etwas heller.

Quelle: Stephanie Vinzens
Tatsächlich kann dies nach einiger Zeit passieren. Auf der Website von Hey Harper steht: «Der Goldton kann durch das Tragen etwas dunkler werden, aber er verblasst nicht.» Wenn du einen helleren Goldton bevorzugst, könnte dich das also stören. Wovor die PVD-Beschichtung ebenfalls nicht schützt, sind Schrammen. Wenn ich die Ringe sehr genau inspiziere, sehe ich durchaus kleine Kratzer. Das ist wohl kaum vermeidbar.
Mein Fazit: Makellos bleibt der Schmuck von Hey Harper ziemlich sicher nicht für immer. Dennoch finde ich die Robustheit und das Preis-Leistungs-Verhältnis überdurchschnittlich. Die Schmuckstücke habe ich sehr gerne so oft getragen. Nach meinem Test konnte ich mich nur schwer von den PR-Samples trennen. So schwer, dass ich mir meine Favoriten mittlerweile selbst nachgekauft habe.


Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.