Reparatur einer Maus.
Hintergrund

Hol dir die Lizenz zum Löten!

Irgendwann hilft alles Basteln an einem Gerät nichts mehr und eine Reparatur ist fällig: Es muss gelötet werden. Dass das gar keine Hexerei ist, weiss ich als langjähriger Mitarbeiter eines Repair Café. Aber wenn es so weit ist – welchen Lötkolben brauche ich eigentlich?

Das Angebot ist riesig. Bei Galaxus gibt es 31 Lötkolben und 24 verschiedene Lötstationen zu kaufen. Was ist bei der Auswahl eines Lötkolbens wichtig? Wäre eine Lötstation nicht besser? Brauche ich Entlötlitze oder Entlötpumpe? Und welches Zubehör braucht man eigentlich?

Wie immer hängt alles vom Einsatzzweck ab. Entscheidend ist zunächst, mit welchem Material du es zu tun hast:

  • Für dünne Kabel (<1mm Durchmesser) und elektronische Bauteile (z.B. Widerstände, Bausätze) reicht ein Lötkolben mit 30 Watt.
  • Für dicke Kabel wie z.B. Lautsprecherlitzen muss der Lötkolben mehr Wärme transportieren, 60 bis 80 Watt sollten ausreichen.

Etwas teurer, aber flexibler sind da Lötstationen. Durch die Temperaturregelung kann man sich der Situation besser anpassen und hat auch mehr Möglichkeiten. Mit niedriger Temperatur kann man zum Beispiel mit einer zweiten – alten – Lötspitze Kunststoff schmelzen, schneiden oder verbinden.

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Meine Empfehlung geht also zur Lötstation. Besorge dir auch gleich eine zweite Lötspitze, die breit und flach ist. Damit kann man sehr gut Kunststoff bearbeiten. Denn oft ist es sehr praktisch, ein Kunststoffteil mit Wärme zu verformen, anstatt zu bohren, zu schleifen oder zu sägen. Besonders interessant ist diese Möglichkeit, wenn der 3D-Drucker mal wieder nicht so schön gearbeitet hat.

Welches Zubehör?

Nun noch ein paar Worte zum Lötzinn. Die Industrie darf kein Blei mehr verwenden, aber für Privat- und Hobbyanwendungen ist es weiterhin erlaubt. Ich empfehle, bleihaltiges Lötzinn zu verwenden. Es ist einfacher zu verarbeiten und elastischer. Dadurch entstehen weniger «kalte» oder gebrochene Lötstellen. Später, mit etwas Übung, ist dann auch bleifrei löten kein Problem.

Zu deiner eigenen Sicherheit beherzige bitte folgenden Rat: Lege den Lötkolben bei Nichtgebrauch immer in den Ablageständer. Und ich meine wirklich immer. Lege den heissen Lötkolben auch nicht «nur mal schnell» irgendwo ab! Gelötet wird stets in einem sehr gut belüfteten Raum.

Ansonsten braucht es nicht viel Zubehör, hier die wichtigsten Helfer:

Falls mal zu viel Lötzinn auf der Lötstelle ist, kann dies von der Entlötlitze aufgesaugt werden.

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Für Reparaturen oder um Bauteile zu wechseln, braucht es eine Entlötpumpe. Durch den Sog werden die Löcher wieder freigesaugt und das neue Bauteil kann sauber eingesetzt werden.

Buchstäblich eine helfende Hand ist sehr nützlich. Zwei Klemmen auf einer Schiene reichen für den Anfang. Ob du mit oder ohne Lupe arbeiten möchtest, hängt von der Grösse der Bauteile und deinen Augen ab.

Und nun das letzte Werkzeug, die Pinzette. Sie ist notwendig, um kleine Teile stressfrei zu positionieren und sie beim Löten zu fixieren.

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Praxisbeispiel

Nun ein Beispiel: Wir möchten in der grünen Leiterplatte den 12-Ohm-Widerstand durch einen 15-Ohm-Widerstand ersetzen. Zur besseren Sichtbarkeit ist die Platine aufgeschnitten, damit man die ideale Form besser sehen kann.

Dazu erwärmen wir den Lötkolben – eine Lötstation stellen wir auf 310°C – und warten, bis er heiss ist. Test: Der Lötzinn schmilzt an der Spitze und lässt sich wieder abstreifen.

Nun spannen wir den Kolben der Entlötpumpe und setzen sie auf den Lötpunkt. Dann erhitzen wir den Lötpunkt von der anderen Seite mit dem Lötkolben sobald das Lötzinn flüssig ist.
Dann drücken wir auf den Knopf der Entlötpumpe. Die Feder drückt den Kolben nach Aussen und saugt den flüssigen Lötzinn in die Pumpe. Das abgesaugte Zinn wird beim nächsten Spannen nach aussen gedrückt; spanne also die Pumpe immer über einem Abfallbehälter.

Wir wiederholen den Vorgang mit dem zweiten Lötpunkt. Der Widerstand sollte sich nun herausziehen lassen. Sonst helfen wir mit dem Lötkolben während des Ziehens etwas nach.

Nun setzen wir den neuen Widerstand ein und befestigen ihn, damit er nicht verrutscht. Das kann man mit einer Klemme, einem wärmefesten Klebeband – ich benutze Maler-Abdeckband – oder einem Bestückungsrahmen tun. Wichtig ist, dass das Bauteil fest sitzt. Die Anschlussdrähte des Widerstands sollen vor dem Löten gekürzt werden. Abschneiden nach dem Löten kann die Lötstelle beschädigen.

Nun muss es schnell gehen: Wir halten den Lötkolben an das Drahtende und gleichzeitig das Lötauge, um beide zu erhitzen. Halte nun vorsichtig das Lötzinn dazu, so dass nur wenig davon schmilzt.

Nach ein bis zwei Sekunden ist die Lötstelle heiss genug und wir geben die restliche Menge Lötzinn dazu, nur so viel bis das Loch gefüllt und die Lötstelle bedeckt ist. Perfekt gelungen ist die Arbeit, wenn es einen kleinen Bogen zwischen Draht und Lötauge hat.

Ist zu viel Lötzinn auf der Lötstelle, können wir es wieder mit der Entlötpumpe entfernen. Oder wir halten die Entlötlitze darauf und erhitzen Lötlitze und Lötstelle. Im Zweifel löte lieber mehrmals kurz. Zu langes «Braten» beschädigt sowohl die Platte als auch das Bauteil. (Manche Hersteller geben die Lötdauer an, z.B. 350°C für maximal 5 Sekunden.)

Dann löten wir auch noch die zweite Lötstelle.

Eine gute Lötstelle erkennt man am flachen Bogen des wenigen Zinns. Viel hilft nicht viel! Bleihaltiges Zinn glänzt und reflektiert beinahe wie ein Spiegel. Daher die Empfehlung, mit bleihaltigem Lötzinn zu beginnen: wenn es nicht glänzt, wurde zu heiss oder zu kalt gelötet oder die Bauteile wurden während dem Erkalten bewegt.

Der letzte Handgriff vor dem Ausschalten ist immer, noch etwas Lötzinn auf die Spitze auftragen: Ganz bedeckt ist sie geschützt vor Oxidation und lötet lange wie am ersten Tag. Ist sie aber schwarz geworden und nimmt das Zinn nicht mehr an, muss man sie ersetzen.

Grundüberlegungen

Zum Schluss noch der Hinweis: Einen Reparaturversuch solltest du nur versuchen, wenn die Garantie des Geräts schon abgelaufen ist. Wenn es schiefgeht, passiert das auf eigenes Risiko. Und unterschätze nie die Verbrennungsgefahr eines 310°C heissen Lötkolbens und wie tief er sich in Tischplatte oder Boden einschmelzen kann.

Mit der gebotenen Vorsicht wird man viel Freude an diesem Handwerk haben. Viel Erfolg!

Hinweis: Bei den dargestellten Produkten handelt es sich nicht um Empfehlungen von Marc, sondern um beispielhafte Artikel aus unserem Sortiment.

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Titelbild: Reparatur einer Maus.

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Ich bin ein digitaler Ureinwohner der Generation Commodore 64, online seit Wählscheibe und Akustikkoppler. Neben Videospielen hole ich gerne mit dem 3D-Drucker Dinge aus dem Cyberspace in den Makerspace. Technologie ist einfach faszinierend.

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