
Ratgeber
Die sieben besten Glacemaschinen im Vergleich
von Arbenita Jashari
Einen ganzen Tag habe ich jetzt mit der Glacéproduktion verbracht. Meine Idee war ja toll: ich will keine Glacémaschine kaufen und daher Rahmglacé ohne Maschine herstellen. Das Resultat: Ich ging durch die gefrorene Hölle. Kauf dir eine Glacémaschine.
Ich habe mir vier verschiedene Rezepte herausgesucht, die Glacé wie in der Gelateria ganz ohne Maschine versprechen. Ich hätte schon skeptisch werden müssen, weil alle Rezepte sehr gemischte Kommentare erhalten haben. Aber ich bin stur und will das durchziehen. Rezept 1 will mit nur drei Zutaten ein perfektes Glacé möglich machen. Rezept 2 verlangt alle 20 Minuten den Gang zum Kühlschrank: Die Glacé muss umgerührt werden, ich spiele die Glacémaschine selber. In nur 10 Minuten soll ich mit Rezept 3 ein cremiges Glacé hinkriegen, dank einem gewieften Trick (der nicht funktioniert hat). Rezept 4 ist vegan, basiert auf gefrorenen Bananen und wird in der total härzigen Vegan-Terminologie «Nice Cream» genannt. Das Rezept läuft ausser Konkurrenz, da es keinen Rahm drin hat – aber dennoch eine cremige Textur verspricht. Damit ich die vier Rezepte vergleichen kann, mache ich nur Vanilleeis und verzichte auf Schnickschnack. Methodisch und wissenschaftlich korrekt und so.
Es ist 8.30 Uhr morgens und ich bin voller Zuversicht. Wer braucht denn schon so eine Maschine? Ich habe unnütze Küchenmaschinen satt und brauche bestimmt keine Glacémaschine! Rahm schlagen, Kondensmilch mit Vanille vermischen, unter den Rahm heben und einfrieren. Das war’s von Rezept 1 und ich gönn mir nach 10 Minuten die erste Kaffeepause. «Läuft super» denk ich mir noch und sollte bald eines Besseren belehrt werden. Sowohl Rezept 2 als auch Rezept 3 mache ich mit der gleichen Grundmasse – um Zeit zu sparen. Es handelt sich eigentlich eher um eine gefrorene Vanille Crème, die man so auch ganz gut über einen Apfelstrudel geben könnte. Fünf Eigelb werden mit den restlichen Zutaten unter ständigem Rühren aufgekocht, aber nicht zu heiss, weil sonst gibt’s Vanille-Rührei. Das kann ich! Ich mach ja auch meine Hollandaise selber. Die eine Hälfte der Creme kommt jetzt erst einmal in den Tiefkühler und wird für eine Stunde dort verbleiben, so wie das Rezept 2 verlangt. Jetzt zum vermeintlichen Star der Rezepte, Eiscreme in 10 Minuten! Für Rezept 3 brauche ich zwei Küchenbeutel: In den Grösseren kommen Eis und Salz, in den Kleineren kommt die Grundmasse. Dann muss ich den kleinen Sack verschliessen und in den grossen stecken und alles fünf Minuten schütteln. Leichter gesagt als getan. Nach 3 Minuten habe ich schon einen Chuehnagel, nach 5 Minuten erste Erfrierungserscheinungen. Der Sack fällt mir aus den Händen und öffnet sich, die Eiswürfel liegen jetzt in der ganzen Küche und das Glacé ist kein Glacé, sondern immer noch Vanillecreme. Fail.
Ich bin wohl zu dumm für diese Variante. Meinen Fingern zuliebe gebe ich auf, die Glacé wandert in den Tiefkühler. Für Rezept 4 muss ich nur noch Bananen in Stücke schneiden und einfrieren.
Erinnerst du dich noch an Rezept 2? Genau, hier kommt die Geduldsarbeit: Nach einer Stunde rühre ich die Glacé, wie in der Anleitung beschrieben. Getan hat sich bis jetzt noch nichts, die Glacé ist vielleicht etwas heruntergekühlt, aber noch lange nicht gefroren. Ich ahne Böses. Alle 20 Minuten wird pflichtbewusst gerührt und es tut sich weiter nichts. Sisyphos hat mehr Fortschritt gemacht als ich. «Vier Stunden» verspricht das Rezept, dann ist die Glacé fertig. Das sind 12 Mal umrühren… Meiner geistigen Gesundheit zu liebe mache ich nach dem 20. Umrühren und nach über 6 Stunden auf Eis warten Schluss. Ich schmeisse den Bettel hin. Das hat alles gar keinen Sinn, das ist alles viel zu viel Aufwand! Ich fühle mich wie dieser Kunde:
Schau dir lieber diesen Glacémaschinen-Test an:
Nach über sechs Stunden im Gefrierfach ist Rezept 2 noch immer nicht gefroren, ich muss also am nächsten Tag weitermachen und träume in der Nacht, dass ich in einer halbflüssiger Glacémasse ertrinke wie Artax in «Die unendliche Geschichte».
Glacé zum Frühstück ist nicht meine Leibspeise. Ich bin eher so der Speck und Bohnen Typ. Wenn ich mich schon einen ganzen Tag mit der Herstellung der gefrorenen Süssigkeit herumgeschlagen habe, dann muss ich da jetzt durch und stelle mein Frühstück auf «Vanilleglacé natur» um. Die muss erst etwas antauen, da bleibt Zeit, um die vegane «Nice Cream» aus Banane und Vanille zu pürieren. Natürlich im NutriBullet, weil den alle hippen vegan (sprich wiiigen) Millenials haben. Vier Glacés, diverse Fails, Zeit für die Abrechnung. Meine Erwartungen sind tief…
Zu vergeben gibt es maximal fünf Punkte in den Kategorien «Arbeitsaufwand» und «Geschmack».
Rezept 1: Drei Zutaten und nix tun
Die grosse Überraschung. Das Glacé hat nur ganz wenige Eiskristalle und ist sonst sehr cremig. Es hat eine angenehme Süsse, ohne zu süss zu sein und der Vanillegeschmack kommt gut hervor. Würde ich jederzeit wieder machen und als Basis für weitere Glacéideen nehmen.
Aufwand 😅😅 Resultat 🍧🍧🍧🍧🍧
Rezept 2: Vanillecreme mit Umrühren
Ich habe diese Variante eigentlich schon aufgegeben und bin überrascht, wie toll die Glacé trotzdem geworden ist – oder vielleicht genau deshalb, weil ich 20 Mal darin rumgestochert habe. Sehr cremig und auch hier wenige Kristalle. Die Glacé ist etwas zu süss, ich würde ein anderes Rezept nehmen beim nächsten Mal. Ein nächstes Mal wird es aber nicht geben, weil ein Tag Aufwand dieses Resultat nicht gerechtfertigt.
Aufwand 😅😅😅😅😅 Resultat 🍧🍧🍧🍧 (mit anderer Basiscreme 5)
Rezept 3: Die Eissackmethode
Der komplette Fail. Da die Creme nicht schon im Eissack gefroren ist, haben sich hier deutlich Kristalle gebildet. Der Ursprung war ja derselbe wie bei Rezept 2. Ich habe wohl irgendetwas falsch gemacht und lass die Finger in Zukunft von dieser Methode. Nie mehr wieder.
Aufwand 😅😅😅😅 Resultat 🍧🍧
Rezept 4: Die vegane Bananenvariante
Die grosse Überraschung: Sehr cremig und – natürlich – sehr bananig. Die Glacé hatte nach dem Pürieren eine Softice-artige Konsistenz. Da der Bananengeschmack überwiegt und es keinen Rahm drin hat, spielt «Nice Cream» tatsächlich in der Sparte «ferner liefen». Trotzdem: das mache ich gerne wieder einmal, weil es einfach und lecker ist.
Aufwand 😅😅 Resultat 🍧🍧🍧🍧 (wenn man Bananenglacé mag)
Kauf dir eine Glacémaschine. Zum Beispiel diese hier:
Wenig Aufwand heisst nicht wenig Ertrag. Die beiden einfachsten Varianten haben das Rennen gemacht. Vor allem die Variante mit Kondensmilch und Rahm hat mich überrascht. Die kannst du übrigens beliebig erweitern: Du gibst statt Vanille halt Schokolade, Beerenmus oder sonstige Aromen zur Kondensmilch und kannst so schnell und einfach Glacé selber herstellen. Trotzdem schmeckt die Glacé aus der Maschine einfach besser und cremiger. Wenn du viel Glacé machen willst, dann kauf dir also eine Maschine.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.