Produkttest

Im neuen Velohelm von Lazer stecken zehn Jahre Entwicklungsarbeit und «kontrollierte Knautschzonen»

«KinetiCore» heisst die neu entwickelte Technologie von Lazer. Das Sicherheitssystem soll bei einem Aufprall vor Kopfverletzungen schützen. Zehn Jahre Entwicklungsarbeit stecken in den neuen Velohelmen des belgischen Unternehmens.

Der belgische Velohelmhersteller Lazer liess sich bei der Entwicklung seiner neuen Sicherheitstechnologie «KinetiCore» viel Zeit und von der Automobilindustrie inspirieren. Die Ingenieure untersuchten unter anderem die Knautschzonen von Fahrzeugen. Dies brachte sie dazu, an der Innenseite des Helms kegelförmige Schaumstoffteile einzuarbeiten, die sich bei einem Aufprall verformen oder gar brechen und die kinetische Energie vom Kopf der Radfahrer:innen wegleiten. Das Ergebnis nennen die Belgier «kontrollierte Knautschzonen»: Eine Struktur aus EPS-Schaumstoffblöcken, die in den Helm integriert sind. Die Abkürzung EPS steht für expandiertes Polystyrol und beschreibt einen unter dem Markennamen Styropor bekannten Kunststoff. Zehn Jahre investierte Lazer in die Entwicklung dieser neuen Technologie.

Kleine Styroporkegel, grosse Wirkung?
Kleine Styroporkegel, grosse Wirkung?

Sie bietet gemäss Hersteller einen guten Schutz vor den Folgen von direkt und rotierend einwirkenden Kräften. Dazu entwickelte Lazer diverse Prototypen, führte Simulationen am Computer durch und testete rund 5 000 echte Helme, bevor sich schliesslich ein Design mit dem erforderlichen Schutz- und Absorptionsvermögen für die Aufprallenergie durchsetzte.

Leicht und luftig

Es handelt sich bei «KinetiCore», im Gegensatz zu anderen Technologien, um einen integrierten Schutz vor Rotationskräften. Dies wirke sich positiv auf die Belüftung und das Gewicht des Helms aus. Kühle Luft kann über die Vorderseite einströmen, warme Luft wird über die Öffnungen der Rückseite abgeleitet. Dies soll den Komfort erhöhen und für eine angenehme Fahrt sorgen.

Um das Gesamtgewicht zu verringern, hat Lazer gemäss eigenen Angaben viele Jahre daran gearbeitet, die für den Helm nötigen Mengen an Plastik und EPS-Schaum zu reduzieren. So liess sich zusätzliches Gewicht einsparen. Das MTB-Modell «Jackal» wiegt mit 340 Gramm beispielsweise 50 Gramm weniger als das Modell mit Mips, das Lazer nach wie vor ebenfalls anbietet. Im Vergleich zum MT500 von Endura mit seiner Koroyd-Technologie beträgt die Differenz allerdings nur noch 10 Gramm. Immerhin.

Die Belüftungsöffnungen sollten für einen kühlen Kopf sorgen.
Die Belüftungsöffnungen sollten für einen kühlen Kopf sorgen.

Verschiedene Hersteller, unterschiedliche Technologien: Während Giro bei seinen Helmen auf Mips oder die weiterentwickelte Spherical-Technologie setzt und Endura neben Mips auch auf Koroyd, kommt von Lazer nun also KinetiCore. In vorerst fünf Modellen ist die neue Technologie verbaut.

Erster Eindruck: alles, was ein moderner Velohelm braucht

Für eine Story über den Trailbau in Österreich bin ich einige Tage in Schruns im Vorarlberg. Ich nutze die Gelegenheit, um mir einen ersten Eindruck des neuen Lazer Helms zu verschaffen und bin mit dem oben erwähnten MTB-Modell «Jackal» unterwegs.

Lazer Sport Jackal Kc
Velohelm
CHF133.–

Lazer Sport Jackal Kc

Der «Jackal» bietet alles, was ein moderner MTB-Helm bieten muss. Er erfüllt zum Beispiel die vorgeschriebene europäische Norm EN1078. Der Magnetverschluss lässt sich auch mit Handschuhen einfach schliessen und öffnen, sodass es kein nerviges Gefummel gibt. Das Visier ist nach oben und unten verstellbar und schafft so Platz für die Velobrille. Die Goggle-Halterung am Hinterkopf verhindert, dass die Brille abrutscht. Mit der Actioncamhalterung lässt sich beispielsweise eine GoPro auf dem Helm montieren, der ausserdem mit der Lazer-LED kompatibel ist. Dieses Rücklicht muss allerdings separat dazugekauft werden.

Einfaches Handling dank Magnetverschluss.
Einfaches Handling dank Magnetverschluss.

Nach den ersten Kilometern auf Trails und Waldwegen bin ich mit diesem Helm glücklich. Der «Jackal» trägt sich angenehm leicht und der Sitz lässt sich sowohl horizontal als auch vertikal einfach anpassen. Die Belüftung ist grundsätzlich gut, jedoch nicht signifikant besser als bei anderen Produkten, die ich schon auf dem Kopf hatte. Für Lazer macht es sicherlich Sinn, sich mit ihrer Eigenentwicklung «KinetiCore» unabhängig von Anbietern wie Mips zu machen. Für mich als Konsument spielt die Art der verbauten Sicherheitstechnologie eine untergeordnete Rolle, solange mich diese bei einem Crash möglichst gut schützt. Und davon gehe ich natürlich auch bei diesem Helm aus.

Apropos Trailbau ...

Galaxus konnte, wie bereits erwähnt, eine Schweizer Trailbaufirma bei ihrer Arbeit im österreichischen Vorarlberg begleiten. Die ausführlichen Beiträge dazu, mit Hintergründen und einer Reportage, inklusive Video von den Baustellen, folgen in Kürze.

Pausengespräch auf der Trailbaustelle oberhalb Schruns im Montafon.
Pausengespräch auf der Trailbaustelle oberhalb Schruns im Montafon.

Nichts verpassen? Dann folge hier meinem Autorenprofil und bleibe auch in Sachen Trailbau auf dem Laufenden.

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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