

Inflation an den Füssen: Schuhpreise steigen stark

Die Inflation kommt langsam im Onlinehandel an: Das Schweizer Sortiment von Galaxus und Digitec war im Januar 2023 durchschnittlich 0,8 Prozent teurer als im Januar 2022. Besonders hart trifft es diejenigen, die neue Schuhe kaufen: Die Treter kosten heute im Durchschnitt fast acht Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Bei Sneakers und Gummistiefeln sind die Preise gar um ein Fünftel hochgeschossen.
Bittere Pille für alle Sneakerheads: Wer Anfang Februar bei Galaxus einen «Classic Slip-On» von Vans in der Grösse 43 kaufen wollte, musste dafür 30 Prozent mehr hinblättern als ein Jahr zuvor. Und der Klassiker ist keine Ausnahme: Die Sneakers im Galaxus-Sortiment waren diesen Januar durchschnittlich 19,4 Prozent teurer als noch vor einem Jahr (siehe Grafik). In die Erhebung eingeflossen sind alle Modelle, die Galaxus seit mindestens 12 Monaten im Sortiment führt.
Gar die stärkste Teuerung im gesamten Galaxus-Sortiment haben Flip-Flops und Gummistiefel hinter sich: Sie haben um 24,4 respektive 22,4 Prozent aufgeschlagen. Insgesamt waren die bei Galaxus erhältlichen Schuhe 7,6 Prozent teurer als zwölf Monate zuvor. Und auch bei Schnürsenkeln, Sandalen sowie Haus- und Winterschuhen zeigt sich die Inflation. Einzig Espadrilles sind im Schnitt günstiger geworden – die Nachfrage ist im Winter aber klein.

Teil der Analyse sind die Verkaufspreise sämtlicher Produkttypen mit über 100 Produkten im Sortiment, also z.B. auch Plüschtiere, Katzenfutter oder Smartphones. Verglichen wurde der Monats-Median der Verkaufspreise derselben Produkte im Abstand von zwölf Monaten.
Knappe Rohstoffe und Exklusivierung
Doch wieso sind die Preise gerade bei den Schuhen so stark gestiegen? Lina Friedrich ist bei Galaxus als Category Business Managerin fürs Schuhsortiment zuständig und nennt vier Hauptgründe: «Erstens haben praktisch alle Marken ihre Preise erhöht, weil die Rohstoffe knapp und entsprechend teuer geworden sind», sagt Lina. Bei den Sportschuhen, Gummistiefeln und Flip-Flops betrifft dies vor allem synthetische Materialien wie Plastik, Nylon-Netze, Polyester und Polyurethan-Schaumstoff. Kunststoffe sind gemäss der Branchenplattform «Kunststoff Information» im Jahr 2021 um 58,6 Prozent und 2022 noch einmal um 9,3 Prozent teurer geworden. Aber auch die Preise natürlicher Materialien wie Gummi oder Baumwolle sind gestiegen: «Die Hersteller hatten Mühe, an ausreichend qualitativ hochstehende Rohstoffe zu kommen», sagt Lina.
Laut der US-amerikanischen Branchenvereinigung «Footwear Distributors and Retailers of America» konnten in den letzten Monaten denn auch viele Unternehmen nicht ausreichend Schuhe produzieren, um die Nachfrage zu befriedigen. Im laufenden Jahr zeichnet sich jedoch eine Normalisierung ab: Zurzeit liegen die Kunststoff-Preise z.B. bei knapp 16 Prozent unter Vorjahr.
«Zweitens gibt es Marken, die sich preislich höher positioniert haben», so Lina. «Diese Marken spekulieren darauf, dass sie mit einer kleineren, aber zahlungskräftigeren Zielgruppe mehr Gewinn erwirtschaften.» Die Strategie scheint zumindest in der Schweiz aufzugehen: Die Galaxus-Kundschaft hat im Januar 2023 trotz Inflation fast 29 Prozent mehr Schuhe gekauft als im Januar 2022.
Marken wollen nachhaltig werden
Ein dritter Grund für die höheren Schuhpreise ist, dass manche Hersteller nachhaltiger produzieren wollen. «Wenn die Unternehmen nun auf Bio-Baumwolle, rezykliertes Polyester oder chromfrei gegerbtes Leder umsteigt, hat das höhere Kosten zur Folge», sagt Lina – Kosten, die am Ende die Konsumentinnen und Konsumenten zahlen. Der Trend ist so ausgeprägt, dass beispielsweise mit dem Umweltlabel Leather Working Group zertifizierte Gerbereien völlig überbucht sind. «Die Nachfrage nach nachhaltigeren Materialien übersteigt das Angebot bei weitem», so Lina.
Als vierten und letzten Grund nennt Lina die Lagerhaltung: «Im Januar 2022 hatten die Schweizer Händler zu viele Schuhe an Lager, und die wollten sie per Ausverkauf loswerden.» Angesichts der aktuellen Knappheit seien Schuh-Sales dieses Jahr weniger üppig.
Logik der Brands: Was viel kostet, ist auch viel wert
Die gute Nachricht für die Konsumentinnen und Konsumenten: Nebst den Kunststoffpreisen sind inzwischen auch die Kosten für den Transport per Schiffscontainer gesunken. Gemäss Freightos, einer Buchungs- und Zahlungsplattform für internationale Fracht, sind die Containerpreise inzwischen wieder auf Vor-Corona-Niveau.
Werden die Preise für Schuhe nun also wieder sinken? «Ich denke nicht», sagt Lina: «Die restlichen Rohstoffpreise sind weiterhin hoch.» Das und die Tatsache, dass viele Hersteller für die nachhaltigere Produktion weg aus Asien und dafür nach Europa drängen, wiege die genannten Effekte mehr als auf. «Zudem habe ich den Eindruck, dass die Markeninhaber die Preise hochhalten wollen: Im Preis sehen sie eine Aussage über die Wertigkeit ihrer Produkte – deshalb verteuern sie bestimmte Modelle bewusst, auch wenn die Produktionskosten womöglich gesunken sind.»
Dazu kommt, dass die Einkaufspreise von Galaxus bei den Schuhen im Jahresvergleich stärker gestiegen sind als die Verkaufspreise. «Inflation findet in Runden statt», kommentiert Hendrik Blijdenstein, der als Chief Commercial Officer für den Ein- und Verkauf bei Galaxus verantwortlich ist. «Zuerst erhöhen die Rohstoff-Firmen die Preise, mit Verzögerung dann die Hersteller und deren Lieferanten – und am Schluss zwingt der Margendruck auch die Detailhändler zum Nachziehen.» Wegen der ausgeprägten Konkurrenz und dem mühelosen Preisvergleich geschehe dies im Onlinehandel später als im stationären Handel, «aber je länger die Teuerung anhält, desto häufiger werden wohl auch wir unsere Preise erhöhen müssen.»
Wie gehst du mit der Inflation bei Schuhen um? Kaufst du dir trotzdem neue Treter, wenn sie dir gefallen? Vergleichst du häufiger die Preise? Oder verkneifst du dir eher mal einen Shopping-Impuls? Lass es uns in der Kommentarspalte wissen!


Ich bin bei Galaxus und Digitec zuständig für den Austausch mit Journalistinnen und Bloggern. Gute Geschichten sind meine Leidenschaft, deshalb bin ich immer auf dem neusten Stand.