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Kinder im Bilderrausch

Lange Bildschirmzeit lässt Vorschulkinder schlechter schlafen. Vermutlich sind die Kleinen deshalb tagsüber eher unruhig.

Lange Bildschirmzeiten, ob am Handy, Fernseher oder Tablet-Computer, gehen bereits im Vorschulalter mit Hyperaktivität, schlechterer Emotionskontrolle und sozialen Problemen einher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung kanadischer und chinesischer Psychologen, die die Familien von 571 Kindern zwischen drei und sechs Jahren aus sieben Kindergärten in Schanghai in den Blick nahmen. Die teilnehmenden Eltern beantworteten eine Reihe von Fragebögen zum Medienkonsum und Schlafverhalten ihrer Kleinen sowie zu deren Aufmerksamkeit und Unruhe tagsüber.

Ausreichend erholsamer Schlaf ist für Vorschulkinder essenziell

Laut dem Team um Shujin Zhou von der Shanghai Normal University werde das Gehirn der Kinder durch Videos und Spiele besonders stark angeregt. Darunter litten oft die Schlafdauer und -qualität. Eine Bildschirmzeit von mehr als einer Stunde täglich erwies sich hierbei als kritische Grenze: Längere Bildschirmphasen waren mit auffällig mehr Hibbeligkeit und Verhaltensproblemen verbunden.

Laut den Daten beeinflusst die Bildschirmzeit die kognitive und emotionale Kontrolle wohl nicht direkt, sondern über den beeinträchtigten Schlaf. Dabei ist nicht so sehr die absolute Dauer der Nachtruhe entscheidend; vielmehr hatten Qualitätsaspekte wie entspanntes Ein- und Durchschlafen grösseren Einfluss. Ausreichend erholsamer Schlaf sei für Vorschulkinder essenziell, so Zhou.

Die neue Studie sei zwar rein korrelativ und habe lediglich Befragungsdaten ausgewertet, räumen die Psychologen ein. Die Ergebnisse bestätigten jedoch frühere Befunde aus Interventionsstudien, die auf die vermittelnde Rolle des Schlafs hinwiesen.

Fazit: Besonders kurz vor dem Zubettgehen sollten digitale Endgeräte tabu sein. Auch die verbreitete Praxis, Kinder vor Bildschirmen längere Zeit «zu parken», ist problematisch. Vorlesen und in ruhiger Atmosphäre miteinander reden oder spielen hilft meist besser beim «Herunterkommen» – und macht am nächsten Tag den Kopf frei.

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