
Logitech Flow: Die Zwischenablage im WLAN (und ein Wettbewerb)

Logitech hat in der jüngsten Maus- und Tastaturgeneration die Flow-App integriert. Die ermöglicht den Datenaustausch zwischen Computern. Nicht nur zwischen PC und PC, sondern auch zwischen PC und Mac und andersrum. Wie gut geht das? Ich teste. Und: wir haben Mäuse, die wir gerne verlosen möchten.
«Hey, die Maus kann Daten zwischen PC und Mac verschieben», sagt mir Marketingmanager Sebastian Karlen. Der Walliser ist begeistert. Ich als St. Galler bin skeptisch. Geht das? Wenn ja, wie? Wir diskutieren hin und her und am Ende gibt es einen Entschluss: Wir testen das.
Also habe ich mir eine kleine Testumgebung erstellt. Die Flow-App benötigt.
- Eine Maus, in der das Feature verbaut ist
- Netzwerkzugriff
- Zwei Computer, die im selben Netz hängen und auf denen «Logitech Options» installiert ist
Optional kannst du noch eine Tastatur, die ebenfalls flowen kann, ins Setup integrieren.
Am Ende habe ich mit etwas Kabelsalat folgendes Setup gehabt.
Von der MK850 habe ich nur die Tastatur von einem Tisch im Büro geklaut. Die Maus war sonstwo und die zwei Laptops habe ich auch irgendwo gefunden. Das HTC U11 ist mein aktuelles Testgerät, von dem aus ich einen WiFi-Hotspot angeworfen habe. Sprich: Jede Menge zufälliges Zeug, das irgendwie nie zusammengearbeitet hat.
Warum WLAN?
Ich lese mir selten vor dem Auspacken eines Testgeräts die technische Dokumentation eines neuen Features durch. Diesmal aber war die Neugierde zu gross: Wie funktioniert die Flow-App? Denn wenn es Logitech hinkriegt, eine Applikation in die Welt zu stellen, die die Grenzen zwischen den Betriebssystemen Apples und Microsofts überbrückt, dann ist ihnen wirklich ein grosser Wurf gelungen.
Vor dem Test weiss ich also, dass die Flow-App «irgendwas mit WLAN» macht, also wohl die Daten darüber transportiert. Dann stosse ich in der Dokumentation auf den Hinweis, dass, wenn die Flow App nicht funktioniert, der User doch bitte seinen Systemadministrator konsultieren möge, damit dieser die entsprechenden Ports freigibt.
Whoa, was?
Ein Administrator in einer Firma soll doch bitte einfach einige Ports freigeben, damit eine nicht-systemkritische App rumwurschteln kann? Das seh ich als wenig sinnvoll an. Da könnte jeder kommen. Klar, es ist ein leichtes, Ports in einem Netz freizugeben, aber die Begründung ist dürftig.
Ich frage mich auch, warum als Transferweg nicht Bluetooth gewählt wurde. Denn die Maus ist via Bluetooth mit den zwei Geräten gepaart, zwischen denen du Daten schieben kannst. Optional kann noch ein drittes Gerät eingebunden werden, aber zwei sind mindestens dabei. Sonst macht Datentransfer ja keinen Sinn. Wenn das Gerät also Daten via Bluetooth versenden würde, dann könnten wir uns die Port-Freigabe schenken. Denn wie oft willst du Daten von einer Maschine direkt auf die andere schieben und dort nahtlos weiterarbeiten, wenn die Geräte nicht nahe beieinander sind?
Nun gut, machen wir uns an die Arbeit.
Nur Copypaste, kein Drag’n’Drop
Die Installation der Flow-App via «Logitech Options» geht easy. Beide Laptops erkennen, dass da eine Maus ist, die mit Flow daherkommt und stellen die Option zur Verfügung. Die Funktion muss ich noch separat aktivieren. Ich mag es, wenn ein neues Feature Opt-In und nicht Opt-Out ist, also dass ich es manuell noch aktivieren muss. Sicherheitstechnisch ergibt das Sinn, weil so über die neue Funktion nachgedacht werden muss.
Es stellt sich heraus, dass die Flow-App stark von der Maus abhängig ist. Eine Flow-Tastatur alleine bringt nichts. Denn die Maus, oder besser, die Position des Zeigers, bestimmt, auf welchem Computer ich gerade arbeite. «Logitech Options» scheint die Position der Maus auf Bildschirm A zu überwachen und wenn ich mit etwas Schwung gegen die Kante die am nächsten zu Bildschirm B ist fahre, dann hüpft der Cursor von Screen A zu Screen B.
Das funktioniert. Ganz nahtlos ist das nicht, denn manchmal braucht der Zeiger etwa eine halbe Sekunde bis er hüpft. Das kann aber auch daran liegen, dass ich den Zeiger mit der Maus «an den Bildschirmrand schmettern» muss, damit er hüpft. Wenn ich also unter einer Minimalgeschwindigkeit bin, dann komme ich einfach an den Rand des Bildschirms.
Höchstens zwei Minuten später habe ich mich dran gewöhnt.
Zeit, Daten zu verschieben. Hier wird es spannend, denn wenn du schon mal versucht hast, Daten von PC zu Mac zu schieben, dann bist du sicher schon einmal in die Sache mit den Festplattenformaten reingeraten. Mac ist anders formatiert als Windows und USB-Sticks sind nicht flexibel genug, dem Rechnung zu tragen. Darum ist die Sache mit dem Daten verschieben über die OS-Grenze hinweg spannend.
Doch Logitech hat das schlau gelöst, auch wenn ich mich zuerst aufgeregt habe. Denn per Drag’n’Drop geht gar nichts. Ich habe also ein Bild von einem Plüscheinhorn, das ich zu Demozwecken verschieben möchte. Wenn ich das per Drag’n’Drop vom Windows Desktop auf den Mac Desktop schieben will, kann ich noch lange am Bildschirmrand rumfahren. Geht nicht.
Beim Test mit Copypaste offenbart sich, wie die Flow-App funktioniert. (Denn die Dokumentation schweigt sich darüber etwas aus.) Logitech hat sich wohl eine Scheibe bei Apple abgeschnitten, denn der Konzern aus Cupertino ist auch einer der Sorte, die einfach Funktionen runterrattern ohne breit technische Hintergründe zu vermitteln.

Ich kopiere also das Einhornbild, hüpfe mit der Maus auf den anderen Bildschirm und füge auf dem Mac das Bild via Rechtsklick → Einfügen auf dem Desktop ein. Das funktioniert. Ich sehe kurz, wie das Bild, im Windows-Original ireneeinhornlogitech_flow.jpg benannt, einen Dateinamensuffix aus wohl zufälligen Zeichen erhält und dann wieder zum Originalnamen rück-benannt wird.
Daraus kann ich ableiten, wie die Flow App funktioniert. Und zwar so:
- Die Flow App liest die Zwischenablage auf dem Windows Computer aus
- Die Zwischenablage wird via WiFi auf den Mac übertragen
- Die Flow App auf dem Mac spielt die Daten in die Zwischenablage des Macs
Voilà, ich kann einfügen, wie es mir beliebt.
Eigentlich ist das ja erschreckend simpel, denn in Punkto temporärer Datenspeicher gibt es kaum einen vom Menschen einfacher zugänglichen Speicher als die Zwischenablage. Sie funktioniert über Applikations- und Servicegrenzen hinaus, hat auf Systemebene recht wenige Restriktionen und jedes Programm kann in irgendeiner Form mit der Zwischenablage arbeiten. Da muss Logitech gar nichts Neues erfinden, sondern kann mit einer wirklich cleveren Idee einfach mal Systemgrenzen aushebeln.
Die Tastatur funktioniert auch ganz clever. Die Tastatur wird softwareseitig an die Maus gekoppelt, nachdem sie mit beiden Computern via Bluetooth gepaart wurde. Dann liest «Logitech Options» aus, wo sich der Mauszeiger befindet und die Tastatur schreibt auf dem Computer auf dem die Maus grade ist.
Doch ganz supertoll ist das Ding nicht. Denn es ist offensichtlich, dass das System zwar funktioniert, aber erst am Anfang seiner Entwicklung steht. Drag’n’Drop wäre eine Minimalanforderung für nahtlosen Datenaustausch. Doch das ist nur eine Frage der Software, nicht der Hardware, wenn ich die Mechanismen der Flow App richtig verstehe.
Was soll ich also gross sagen: Sebastian hat Recht. Das funktioniert. Es ist clever und neu. Und die MX Master ist sowieso die Maus, die ich an allen meinen PCs verwende. Und wem die Farbe Weiss nicht passt, der kann die Maus in einer von drei Farben haben.
Du willst eine der Mäuse? Hier deine Gewinnchance!
Sebastian hat mit Logitech geredet und ein paar Samples ergattert. Diese verlosen wir gerne an dich. Aber wir vergeben die nicht einfach gratis, sondern du musst eine harte Aufgabe bewältigen.
Nimm ein Filmzitat und schreibe in einem Kommentar es so um, dass es um Computermäuse geht und auch noch witzig zu lesen ist.
Zu gewinnen gibt es:
- 3x1 Logitech MX Anywhere 2S (eine pro Farbe)
- 3x1 Logitech MX Master 2S (eine pro Farbe)
Gib im Kommentar bitte an, welche Maus und welche Farbe du haben möchtest. Wir können dir nicht versprechen, dass du deine Maus und deine Farbe bekommst, aber wir versuchen es sicher mal.
Einsendeschluss ist der 17. Juli 2017. Dann werten wir aus und benachrichtigen die Gewinner.
Viel Spass!
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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.