Ratgeber

Mein No-Bullshit-Guide für Notebooks

Aurel Stevens
21.12.2018

Über 1000 verschiedene Notebook-Modelle haben wir im Sortiment. Von «so günstig wie möglich» bis High-End. Ich verrate dir, aufgrund welcher Kriterien ich meiner Verwandtschaft Geräte empfehle.

Ich bin der Go-To-Guy in meiner erweiterten Familie, wenn es um elektronische Anschaffungen geht. Gefragt ist meist ein solides Arbeitsgerät. «Kannst du mir ein günstiges Notebook empfehlen?», heisst es etwa. Oder noch spezifischer: «Ist das ein gutes Gerät?»

Weiss ich doch nicht! Die Flut an Geräten, die ständig neu auf den Markt kommt, ist unglaublich. Für die perfekte Empfehlung müsste ich jedes Gerät in den Händen gehalten haben. Das ist nicht möglich. Dennoch gibt es gewisse Kriterien, an denen ich mich festhalte, um eine Empfehlung abzugeben.

Jede gute Beratung stellt Gegenfragen. Im Falle von Notebooks sind das für mich:

  • Was willst du mit dem Gerät tun?
  • Wie hoch ist das Budget?
  • Wie wichtig ist dir Zukunftssicherheit?

Wird die Budget-Frage mit «so billig wie möglich!» beantwortet, gibt’s zur Strafe eine Anekdote. Erinnerst du dich an den Eee PC?

Der Eee PC war ein Netbook – ein besonders kleines und günstiges Notebook. Diese Klasse erfreute sich eine Weile lang einiger Beliebtheit. Ich hatte mir auch eines gekauft – kostet ja nicht viel. Das Ding benötigte zum Aufstarten von Windows mehrere Minuten und konnte nicht mal den Windows-Jingle beim Login flüssig abspielen, so armselig war die Leistung. Selten habe ich 400 Franken dümmer ausgegeben.

Lehre aus dem Fehlkauf: Die Budget-Frage muss umgekehrt gestellt werden. Du diktierst die Bedingungen. Welche Leistung und Features benötigst du jetzt? Möchtest du Reserven für die Zukunft? Das bestimmt den Grundpreis. Ist im Budget noch Platz, gönnst du dir gezielt Luxus: Design, Gewicht, Display, Laufzeit, besserer Prozessor, mehr Speicher etc.

Um einen kompletten Fehlkauf zu verhindern, habe ich No-Bullshit-Regeln für den Notebook-Kauf aufgestellt. Priorität in dieser Reihenfolge:

  • Nicht unter 8 GB RAM. In den letzten Jahren werden zugunsten der Kompaktheit immer mehr Komponenten fest verlötet, namentlich der Akku und der Arbeitsspeicher. Selbst wenn der Speicher erweiterbar ist – wenn es irgendwie geht, spare nicht hier. Lieber eine Nummer zu gross, als langsames Arbeiten.
  • Nicht ohne SSD. Solid State Drives sind rotierenden Festplatten in der Zugriffszeit haushoch überlegen.
  • Nicht unter 256 GB SSD-Speicher. Dateien werden zwar immer effizienter komprimiert, aber trotzdem immer grösser. 4K-Filme belegen enorm viel Platz, genauso wie Smartphone-Fotografien und hochauflösende Musik. Auch wenn du eine Cloud nutzt, 128 GB sind wahnsinnig schnell voll.
  • Intel i5 oder i7-Prozessor. AMD hat gute Prozessoren, gerade für Workstations. Für den mobilen Einsatz empfiehlt sich derzeit Intel. i5 für Laufzeit, i7 für Performance.
  • Egal welche Bildschirmgrösse, das Display soll keinesfalls weniger als Full HD (1920×1080) auflösen. Ich rate zu 2560er-Auflösungen. Mehr ist besser.
  • Nicht über 2 Kilo. Über 2.5 mag niemand bewegen. Liegt das Gewicht darüber, empfehle ich einen Blick zu Kompakt-PCs.
  • Nicht unter 8 Stunden Laufzeit im Büro-Modus. Ein Notebook, das nur 5 Stunden durchhält, ist entweder ein mobiler Gaming-Bolide oder überflüssig.
  • Ist Erweiterbarkeit und/oder Langlebigkeit wichtig, setze auf Modellreihen, die für den Business-Einsatz konzipiert wurden. Hier werden tendenziell solidere Komponenten verbaut und der Support ist über mehrere Jahre gesichert.

Das Notebook-Sortiment mit dem No-Bullshit-Filter.

Nicht geeignet als Arbeitstiere

Einige Beispiele für Geräte, die ich als Arbeitsnotebook nicht empfehlen würde:

HP ZBook G4 (14", Intel Core i5-7200U, 8 GB, CH)
Notebook

HP ZBook G4

14", Intel Core i5-7200U, 8 GB, CH

Das ZBook von HP kostet über 1000 Franken und hat keine SSD verbaut. Sein Preis entsteht durch die spezialisierte Grafikkarte, die professionelle Anwender benötigen (etwa für CAD oder Simulationen). Für den Otto-Normal-Verbraucher ist dieses Gerät die komplett falsche Wahl: Die Grafikkarte ist Overkill und die fehlende SSD schmerzt.

Lenovo ThinkPad P51 (15.60", Intel Core i7-7820HQ, 16 GB, 512 GB, CH)
Notebook

Lenovo ThinkPad P51

15.60", Intel Core i7-7820HQ, 16 GB, 512 GB, CH

Dieser Klotz für über 2.5 Kilo ersetzt einen kompletten PC. Das Thinkpad P51 von Lenovo richtet sich an Leute, die wissen, was sie tun. Ich würde stattdessen jedem Heimanwender zu einem kompakten Büro-PC mit Monitor, Maus und Tastatur raten, zum Beispiel dem HP Elitedesk.

Lenovo Yoga Book C930 (10.80", Intel Core i5-7Y54, 4 GB, 256 GB, CH)
Notebook

Lenovo Yoga Book C930

10.80", Intel Core i5-7Y54, 4 GB, 256 GB, CH

Das Lenovo Yoga Book C930 ist wunderschön und sehr interessant – doch die 4 GB Arbeitsspeicher disqualifizieren es für den Gebrauch als Arbeitstier. Ein Luxus-Zweitgerät.

Beispiele für brauchbare Arbeitstiere

Microsoft hat mit den Surface Pro und Surface Books einen Nerv getroffen. Die Geräte sind schlank, schön und schnell. Sie geben sich bei der Ausstattung wenig Blösse. Dank Touch-Interface und abkoppelbarer Tastatur empfehlen sie sich obendrein fürs Sofa.

Microsoft Surface Book 2 HMW-00006 (13.50", Intel Core i5-7300U, 8 GB, 256 GB, CH)
Notebook

Microsoft Surface Book 2 HMW-00006

13.50", Intel Core i5-7300U, 8 GB, 256 GB, CH

Nicht ganz billig. Aber klein und oho. Huawei hat keine sehr lange Geschichte wenn es um Notebooks geht. Mit dem Matebook haben sich die Chinesen aus dem Stand auf Platz drei unserer Topseller katapultiert. Dell hingegen hat sich mit der XPS-Serie bei professionellen Anwendern einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Beide Geräte liefern für den Preis die bestmöglichen UHD-Displays mit 3840×2160 Auflösung.

Huawei Matebook X Pro (13.90", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH)
Notebook

Huawei Matebook X Pro

13.90", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH

Dell Xps 13 9370-G10ym (13.30", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH)
Notebook

Dell Xps 13 9370-G10ym

13.30", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH

Diese Geräte zeichnen sich durch ein schwer schlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis aus:

Lenovo Yoga 730 (13.30", Intel Core i5-8265U, 8 GB, 256 GB, CH)
Notebook

Lenovo Yoga 730

13.30", Intel Core i5-8265U, 8 GB, 256 GB, CH

Acer Swift 5 (SF514-52T-82AP) (14", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH)
Notebook

Acer Swift 5 (SF514-52T-82AP)

14", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH

ASUS ZenBook Flip S UX370UA-C4201T (13.30", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH)
Notebook

ASUS ZenBook Flip S UX370UA-C4201T

13.30", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 512 GB, CH

Alternative, wenn ein Langläufer her muss: Das HP Spectre tauscht einige Specs gegen Akkulaufzeit. Es hat weniger SSD-Speicher als die obigen beiden Modelle, allerdings ist der Akku mit 60 Wattstunden deutlich grösser als Acer (36 Wh) und Asus (39 Wh). Fast 16 Stunden hält das Spectre im Büro-Modus durch.

HP Spectre x360 13-ae070nz (13.30", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 256 GB, CH)
Notebook

HP Spectre x360 13-ae070nz

13.30", Intel Core i7-8550U, 16 GB, 256 GB, CH

Jetzt du!

Bist du auch der «IT-Guru» bei deinen Freunden? Was sind deine Faustregeln für solide Arbeitsgeräte?

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Ich bändige das Editorial Team. Hauptberuflicher Schreiberling, nebenberuflicher Papa. Mich interessieren Technik, Computer und HiFi. Ich fahre bei jedem Wetter Velo und bin meistens gut gelaunt.

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