
Hinter den Kulissen
«Ich werde hier respektiert und kann so sein, wie ich bin»
von Seraina Cadonau
Wenn es während der Black Friday Week und dem Weihnachtsgeschäft bald hektisch zu- und hergeht, bleibt einer unerschütterlich: Patrick Biedert, unser Store Manager in Zürich und Kriens. Er erzählt mir, wie er zu seinem Job kam, was sein Geheimnis für Gelassenheit ist und was er im Retail schon Verrücktes erlebt hat.
Patrick, fangen wir ganz vorne an: Wie bist du bei uns im Retail gelandet?
Eigentlich bin ich gelernter Multimedia-Elektroniker. Die Lehre habe ich in einem kleinen Betrieb gemacht, da waren wir mit den Lernenden sieben Leute. Nach dem Militär wollte ich dann etwas Neues ausprobieren – am liebsten in einer Branche, in der ich mich auskenne, die aber nicht ganz meinem erlernten Beruf entspricht. Und was konnte cooler sein, als bei Digitec Galaxus zu arbeiten (lacht)? Also habe ich in Basel im Digitec-Shop an der Kasse angefangen. Nach neun Monaten erhielt ich die Chance, zum Supervisor aufzusteigen. Das war mega! Damit war ich die erste Ansprechperson, wenn Mitarbeitende Hilfe brauchten.
Du wurdest also relativ schnell zum Supervisor befördert, danach ging es gleich weiter als Deputy Store Manager...
Ja, genau. Ich war schon immer ehrgeizig und habe mir Ziele gesetzt. Mein erstes Ziel war zum Beispiel, mal einen ganzen Tag durchzuarbeiten, ohne jemanden um Hilfe bitten zu müssen. So habe ich mir viel selbst beigebracht, Neues ausprobiert und konnte auch anderen Mitarbeitenden weiterhelfen. Als Supervisor konnte ich dann zudem erste Führungserfahrungen sammeln. Und als Deputy war ich der Stellvertreter des Store Managers, also des Filialleiters. Da ging es mir auch zum ersten Mal darum, mich schulisch weiterzubilden, um den Anforderungen dieser und zukünftiger Rollen besser gerecht zu werden.
Was hast du da gemacht?
Ich habe unter anderem eine externe Leadership-Weiterbildung absolviert. Später habe ich noch Betriebswirtschaft studiert. Alle meine Weiterbildungen fanden abends oder am Wochenende statt und ich habe immer Vollzeit gearbeitet. Das war stressig, aber mir persönlich wichtig.
Heute bist du Store Manager von gleich zwei unserer Shops: in Zürich und in Kriens. Was gefällt dir an dieser doppelten Herausforderung besonders?
Obwohl sie beide Digitec-Shops sind, sind sie sehr unterschiedlich. Zum einen variieren die Teams stark: Die Teamdynamik ist anders, die Mitarbeitenden haben verschiedene Bedürfnisse und Interessen. Zum anderen unterscheidet sich auch die Kundschaft: Zürich ist sehr «busy» und schnelllebig. Dort wissen die Leute meist genau, was sie wollen, wenn sie in den Shop kommen. Der Shop in Kriens ist mehr auf Beratung und Information ausgerichtet. Die Kundinnen und Kunden nehmen sich gerne die Zeit, um mehr über die Produkte zu erfahren. Das ist sehr spannend.
Wie hat sich deine Rolle seit deinem Einstieg verändert?
Damals habe ich als Mitarbeiter hauptsächlich an der Kasse oder im Lager gearbeitet. Heute führe ich als Store Manager meine Mitarbeitenden, kümmere mich um Zahlen und Ziele sowie um Projekte, die wir in den Filialen umsetzen. Trotzdem arbeite ich auch immer noch ganz normal im Shop, soweit es meine Zeit zulässt. Es ist mir wichtig, dass ich weiss, was in der Filiale läuft und dass ich weiterhin regelmässig mit unseren Kundinnen und Kunden in Kontakt stehe. So kann ich meine Mitarbeitenden an vorderster Front unterstützen.
Welchen Rat gibst du Mitarbeitenden, die den nächsten Karriereschritt machen wollen?
Überlege dir genau, was du machen willst. Es mag banal klingen, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem du nach Abwechslung suchst. Dann kannst du proaktiv eine Weiterbildung beginnen oder anderweitig erste konkrete Schritte unternehmen, um deine Ziele zu verfolgen. Natürlich zwinge ich niemanden, sich weiterzuentwickeln – aber für mich als Store Manager ist es wichtig, meine Mitarbeitenden zu motivieren, zu fördern und sie so weit wie möglich (und gewünscht) zu unterstützen.
Was hat dich deine Arbeit im Retail gelehrt?
Meine Toleranzgrenze ist viel höher geworden (lacht). Im Detailhandel lernt man, sich in Kundinnen und Kunden hineinzuversetzen und mit allen Situationen umzugehen. Das hilft mir auch sonst im Leben. Zum Beispiel, wenn mir der Bus vor der Nase wegfährt: Entweder du flippst aus und machst die Situation noch schlimmer, oder du bleibst ruhig und nimmst einfach den nächsten. Gelassenheit und gegenseitiges Verständnis sind das A und O, bei der Arbeit und auch sonst im Leben.
Also auch nicht zu viel persönlich nehmen?
Ja, auf jeden Fall, das habe ich in den letzten zehn Jahren gelernt. Am Anfang habe ich mir immer viele Gedanken gemacht. Aber mit der Zeit lernt man, damit umzugehen. Egal was passiert, wir versuchen immer, unser Bestes für unsere Kundinnen und Kunden zu geben und die bestmögliche Lösung zu finden.
Ist das dein Lifehack?
Ja, schon (lacht). Alles, was du beeinflussen kannst, darum musst du dich kümmern. Alles andere darfst du nicht an dich ranlassen. Das bringt nichts und du machst dich nur selbst kaputt. Ich versuche das jedenfalls jeden Tag umzusetzen und hoffe, dass das auch auf mein Team abfärbt. Wenn ich in Stresssituationen locker bleibe, bleiben auch meine Mitarbeitenden entspannt und machen einen guten Job.
Und zum Schluss: Was war das Verrückteste, was du im Retail erlebt hast?
Die Black-Friday-Aktion 2017! Da haben wir Handy-Abos verkauft: Wenn jemand ein neues Abo abschloss, gab es das Handy 50 Prozent günstiger dazu. Die Idee war eigentlich, dass die Kundinnen und Kunden Abos für 24 Monate abschliessen – aber das sind natürlich schlaue Füchse. Sie haben einfach das Abo gekauft, das keine Mindestlaufzeit hatte, 50 Prozent Rabatt auf das Handy bekommen und dann sofort wieder gekündigt. Das hat sich an dem Tag so herumgesprochen, dass wir von morgens bis abends Schlangen von bis zu 70 Leuten vor dem Shop hatten. Manche kamen mit der ganzen Familie. Noch Jahre später haben die Leute gefragt, ob wir das wieder machen (lacht).
Danke Patrick für die spannenden Insights!
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