
Hintergrund
Mode-Wörter: Was bedeutet «Brat Girl Summer»?
von Laura Scholz
Auf den ersten Blick nur eine Schleife am Kragen, hat die Schluppe eine ziemlich beachtliche Geschichte. Katzen, Krawatten und Coco Chanel inklusive.
Die Geschichte der populären Schleife reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Damals sollten Kleidungsstücke vor allem eins sein: opulent. Und so bedienten sich sowohl Frauen als auch Männer nur zu gern an dem dekorativen Twist für ihre Hemden, Blusen und Kleider. Nach kostspieligen Halstüchern aus Spitze, den sogenannten Cravates, waren die weichen, üppigen Schleifenkrawatten der letzte Schrei. Benannt nach der Herzogin Louise de La Vallière etablierte sich das Accessoire als Lavallière.
Nicht ganz so viel Eleganz schwingt bei der Version des Namens mit, die Anfang der 1930er-Jahre erstmals in einer britischen Zeitung in Bezug auf die Halsschleife veröffentlicht wird. Statt einer französischen Herzogin wird darin der otto-normalen Hauskatze Respekt gezollt, die (zu besonderen Anlässen) gern mit einem Schleifchen um den Hals versehen wurde. Der Begriff Pussycat Bow oder Pussy Bow setzt sich durch.
Sowohl Coco Chanel als auch Yves Saint Laurent finden Gefallen an dem kleinen Accessoire mit der grossen Wirkung und binden sie in den 1950ern immer wieder in ihre Kollektionen ein. Erstmals seit ihren Anfängen im 18. Jahrhundert erfreut sich die Lavallière oder Pussy Bow wieder grosser Popularität und ist seitdem aus der Mainstream-Mode nicht mehr wegzudenken.
Während sich die Frauen in den 1960er- und 70er-Jahren immer wichtigere Positionen im Berufsleben erkämpften, mauserte sich die Schluppenbluse zu einem Symbol der Emanzipation. Als feminines Äquivalent zur Krawatte begann die Schleife ihren Siegeszug durch das Patriarchat.
Obwohl der Begriff Schleifenbluse viel näher liegen würde, hat sich im Deutschen bis heute die Bezeichnung Schluppenbluse durchgesetzt. Sie geht zurück auf das mittelhochdeutsche Wort Schluppe, das so viel wie Schlinge oder Schlaufe bedeutet.
In der Serie «Mode-Wörter» versuche ich regelmässig Licht ins Kommunikationsdunkel zu bringen. Falls auch du manchmal lost in translation bist, kann ich bestimmt weiterhelfen – einfach mit deinem Input in die Kommentare sliden.
Titelfoto: Ujoh Herbst/Winter 23 via Spotlight/LaunchmetricsImmer zu haben für gute Hits, noch bessere Trips und klirrende Drinks.