

Nie wieder Goggle Gap

Jahrelang war meine Ski-Ausrüstung bunt zusammengewürfelt. Grösstenteils ist mir immer noch Jacke wie Hose, wenn verschiedene Brands draufstehen. Bei Brille und Helm habe ich meine Meinung geändert: Markentreue hat Vorteile.
Was wirklich gut ist, merkst du meistens dann, wenn um dich herum alles schlechter wird. Bei schönem Wetter auf der Piste? Easy. Die Probleme fangen an, wenn es feucht und grau wird, die Kontraste verschwinden, Wasser kondensiert und deine Skibrille beschlägt. Abfahrt im Blindflug oder Stop-and-go mit regelmässigen Putzpausen – das macht keinen Spass. Beides habe ich oft genug gemacht. Und beides lässt sich ziemlich gut vermeiden, wenn die Belüftung stimmt. Dafür sind zwei Faktoren verantwortlich: Brille und Skihelm. Drum lohnt es sich, beides als Einheit zu begreifen.

Mein alter Skihelm hat schon ein paar Pistenjahre auf dem Buckel. Es ist ein einfaches Hardshell-Modell. Innen dämpfendes Styropor (EPS), verklebt mit einer harten Aussenschale. Belüftet ist er passiv. Das heisst, ich kann nichts regulieren. Der Fahrtwind strömt durch die Einlässe und sorgt für etwas Abkühlung, mehr nicht. Der Luftstrom wird auch nicht zur Brille geleitet, um deren Belüftung zu unterstützen. Unter der Helmkante geht es suboptimal weiter. Die Brille schliesst nicht nahtlos an und ihre Luftzufuhr reicht nicht aus, um für klare Sicht zu sorgen. Viel besser läuft es mit der Kombi von Giro, die ich diesen Winter ausprobiert habe. Helm und Brille sind aufeinander abgestimmt, die «Goggle Gap» genannte Lücke zwischen beidem ist kein Thema.
Der Giro Jackson ist ein In-Mold-Modell, dabei entstehen Aussen- und Innenschale in einem Arbeitsschritt und werden quasi miteinander «verbacken». Das ermöglicht eine leichte Konstruktion, aber keine allzu komplexen Belüftungssysteme. Giro gibt zwar alles und bewirbt das «Passive Aggressive Venting-System – ein Design inspiriert vom aerodynamischen Luftstrom im High-end-Automobilbau». Ich sehe die üblichen unregulierbaren Lufteinlässe, darunter einen, der sich über die ganze Frontpartie zieht. Was für mich zählt, ist, dass das Zusammenspiel mit der Brille funktioniert.

Die Giro Article Vivid schliesst mit ihrem Ventilationssystem direkt an den Helm an und bekommt über ihn während der Fahrt genug Luft zugeführt. Dass ihre Linse sphärisch, also horizontal und vertikal gekrümmt ist, sorgt für genug Raum und reduziert die Gefahr des Beschlagens zusätzlich. Dazu gibt's eine Antifog-Beschichtung und Vivid-Wechselgläser, die für bessere Kontraste sorgen sollen.
In der Praxis überzeugt mich das Duo von Giro gleich am ersten Skitag, als Nässe und Nebel das Berner Oberland verschleiern. Bin ich in Fahrt, bleibt die Sicht weitgehend frei. Kein Vergleich zu meiner alten Mischmarken-Kombination. Probleme bekomme ich höchstens, wenn der Fahrtwind ausbleibt. Bei -10 Grad Aussentemperatur mit dampfendem Kopf im Sessellift – da gibt die Antifog-Beschichtung irgendwann doch auf. Trotzdem ist für mich klar: Helm und Brille werden ab sofort im Duo gekauft. Von einer Marke. Das lohnt sich. Mein Sport-Kollege Patrick Bardelli hat auch gerade zugeschlagen. Schliesslich ist die Gelegenheit günstig.

Was hat er, was ich nicht habe? Ein regulierbares Belüftungssystem. Und was habe ich, was er nicht hat? Einen Helm mit MIPS. Im Giro Jackson ist im Gegensatz zum Salomon Quest noch eine Technologie verbaut, die besseren Schutz bei schrägen Aufschlägen bieten und zu starke Rotationsbewegungen verhindern soll. Ob das im Ernstfall wirklich besser funktioniert, haben wir nicht ausprobiert. Ein (Sc)helm, wer Böses dabei denkt.


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.