Produkttest

Nix besser mit Nox: Dieses smarte Schlaflicht ist ein Blender

Entspannt einschlafen, sanft aufwachen und nebenbei noch meine Nacht überwachen. So hatte ich mir das mit dem «Sleepace Nox» vorgestellt. Stattdessen ging mir ein unausgereiftes Produkt auf den Wecker.

Der Tag, an dem die Moderne bei mir im Schlafzimmer Einzug hält, ist rückblickend betrachtet kein guter. Er hat weder zu meiner Entspannung beigetragen noch glaubwürdige Erkenntnisse über mein Schlafverhalten geliefert. Dafür habe ich vor dem Einschlafen viel zu viel Zeit mit meinem Handy verbracht. Genau genommen sogar mit zwei Handys und einem iPad. Zunehmend verzweifelt und immer mit dem Ziel, den «Sleepace Nox» unter Kontrolle zu bringen. Erfolglos. Nichts war's mit «fall asleep easily, wake up naturally». Dabei hatte es gar nicht so schlecht angefangen.

Aller Anfang ist leicht und hell

Der Nox ist zwar komplett aus Kunststoff, doch mir gefällt die klare Optik. Er braucht wenig Platz, ist unauffällig und fügt sich in jedes Zimmer gut ein. Das im Sockel integrierte Display und fünf dezente Bedienfelder auf der Oberfläche – mehr springt an den sichtbaren Seiten nicht ins Auge. Dazu finden sich an der Rückseite noch Lautsprecher, USB- und Stromanschluss. Einschalten, in der App registrieren, mit dem WLAN verbinden und updaten funktioniert wie es soll. Die richtige Uhrzeit erscheint auch gleich auf dem Display, das seine Helligkeit der Umgebung anpasst. Mir ist es nachts immer noch zu hell, weshalb ich es für meine Schlafzeiten in der App deaktiviere. Das geht zum Glück. Nun fehlt mir nachts eine Uhr, dafür ist es dunkel.

Schöner Schein, schwierige Bedienung

Als Licht macht der Nox eine ordentliche Figur, aber bei der Bedienung endet für mich der Spass. Ich mag es, wenn ich von Tasten und Schaltern irgendeine Art Feedback bekomme. Ein Klicken oder Vibrieren das mir signalisiert, dass jetzt etwas passiert. Beim Nox patsche ich auf Hartplastik. Eine kurze Berührung soll das Licht einschalten, eine längere die Einschlafhilfe mit ihrem rötlichen Licht zu entspannenden Klängen aktivieren. Morgens wird der Alarm über das Feld in der Mitte deaktiviert, eine Berührung daneben schickt den Nox in den Snooze-Modus. Das erfordert mehr Feinmotorik und Aufmerksamkeit, als ich im Halbschlaf aufbringen kann. Häufig passiert genau das, was ich gerade nicht will.

Der Nox ist nicht besonders intuitiv zu bedienen.
Der Nox ist nicht besonders intuitiv zu bedienen.

Ärger mit der App

Für die Installation und die meisten Einstellungen wie Weckzeiten, Lichtfarbe oder Schlafüberwachung muss die Sleepace-App her. Die ist im Google Play Store nur mit 2,3 Sternen bewertet, ich bin also gewarnt. Den ersten Ärger habe ich direkt nach der Registrierung. Gut gemeinte Animationen zur Erklärung der Bedienung poppen auf. Leider lassen sie sich einfach nicht mehr schliessen. Neustart. Dasselbe Problem. Irgendwann gelingt es mir, dieser Falle zu entkommen. Ein Handy, ein paar Abstürze und eine Neuinstallation später fällt mir auf, dass das Kreuz zum Schliessen der Animationen zu 99,8 Prozent von der Android On-Screen-Navigation verdeckt wird. Mit spitzen Fingern entledige ich mich des Problems und kann die Funktionen erkunden.

Wahlfreiheit gehört nicht zum guten Ton

Was du zur Entspannung aus den Lautsprechern scheppern lassen kannst, ist limitiert. Meeresrauschen, Vogelgezwitscher oder ätherische Klänge sind da, deine eigene Musiksammlung kannst du leider nicht auswählen. Ich liege also abends im roten Schlummerlicht und warte auf die versprochene schlaffördernde Melatoninausschüttung, die mir den immer wiederkehrenden Gedanken aus dem Kopf spült: «So ein Meeresrauschen aus der Konserve ist einfach nicht das Wahre … So ein Meeresrauschen aus der Konserve ist einfach nicht das Wahre …» In der Regel habe ich die Einschlaffunktion wieder ausgeschaltet oder zumindest so leise und gedimmt verwendet, dass Licht und Sound nur noch knapp über der Wahrnehmungsschwelle lagen. Besser abschalten konnte ich durch die Berieselung nicht. Vielleicht bin ich einfach nicht der Typ dafür.

Hier kommt der Sound raus.
Hier kommt der Sound raus.

Aufwachen mit Licht – und einem Knacken

Auf jeden Fall werde ich gerne sanft geweckt und dabei hilft mir angenehmes Licht. Was nicht hilft ist, dass der Sleepace Nox mir keine Wahl lässt, wie schnell es hell werden und wann der Ton einsetzen soll. Neun Sounds mit Namen wie «Lächelnd in den neuen Tag» oder «Aufwachen, Schatz» stehen zur Wahl. Ich entscheide mich für «Vogelgezwitscher» und fühle mich am nächsten Morgen schon nach ein paar Sekunden, als würde ich in einen Käfig mit 300 Kanarienvögeln geschoben. Für mich das grösste No-Go: Der Lautsprecher knackt einmal laut, bevor das Gezwitscher einsetzt. Spätestens dann bin ich wach und pfeife auf die Vögel.

Tiefschlafphasen? Fehlanzeige.

Es hat über eine Woche gedauert und zwei Handys sowie ein iPad gebraucht, um zum ersten Mal eine annähernd realistische Aufzeichnung meiner Nacht zu bekommen. Dazu muss das Handy mit aktiver App und dem Display nach unten neben dem Kopfkissen liegen. WLAN brauchen Nox und App auch. Dann heisst es in der App «Schlaf starten» und auf das Ergebnis am nächsten Morgen warten. Demnach bin ich ein Zombie. Unruhig, laut Schlaf-Score halb- aber irgendwie auch untot. Gruselige Ergebnisse. Tiefschlafphasen? Fehlanzeige.

«Hausputz am Abend ist nicht förderlich für guten Schlaf.»
Tipp aus der App

Ich beginne zu experimentieren. Das Handy vielleicht doch mit dem Display nach oben oder neben dem Bett ablegen? Bringt nichts. Liegt es am Handy? Ich tausche es aus. Erfolglos. Kann es das iPad besser? Ein bisschen. Jetzt sind zumindest die Einschlaf- und Aufwachzeiten realistisch, längere Tiefschlafphasen vermisse ich immer noch. Fünf Prozent können nicht alles gewesen sein. Intelligent in einer Leichtschlafphase geweckt wurde ich nie. Nur einmal geht das Licht vor der spätesten Weckzeit an – als ich das Handy in die Hand nehme. Die beste Erkenntnis meines Tests: Ich huste mit etwa 80 Dezibel. Ungefähr so laut wie ein Presslufthammer. Neben dem Geräuschpegel misst der Sleepace Nox auch noch die Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Helligkeit. Dabei liefert er durchaus glaubhafte Werte.

Fazit: Das war Nox

Überraschung: Ich bin wenig bis gar nicht begeistert. Der Nox von Sleepace will ganz viel bieten und kann wenig davon gut. Eigentlich ist er nur ein halbwegs schönes Nachtlicht. Die Bedienung am Gerät selbst macht schon wenig Freude, mit der App wird’s nicht besser: Bei der eingeschränkten Musikauswahl, regelmässigen Abstürzen und mysteriösen Messergebnissen kann ich nur den Daumen senken. Ich habe alles probiert und viel mehr Zeit investiert, als ich für meinen Wecker aufwenden will. Mein Tipp: Schau dir das Philips Wake-Up Light mal an oder setz wie ich auf ein Hue Starterset und statte Lampen deiner Wahl damit aus.

  • Hintergrund

    Schritt für Schritt zur intelligenten Beleuchtung

    von Pia Seidel

Bei mir gehen mit dem Hue-System morgens langsam die Lichter an. Schlafe ich leicht, bin ich schnell wach. Schlafe ich tief, weckt mich der Lexon Flip ein paar Minuten später. Und was die Schlafüberwachung angeht, habe ich selbst mit der Gratis-Version von Sleep Cycle (iOS / Android) bessere Erfahrungen als mit Sleepace gemacht. Einige Ärgernisse liessen sich mit App-Updates beheben, aber im momentanen Zustand ist Nox nix.

9 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


Wohnen
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Beleuchtung
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    LifX, die hublose Alternative zu Philips Hue

    von Michael Restin

  • Produkttest

    Philips SmartSleep Wake-up Light: Der Feind an meinem Bett

    von Katja Fischer

  • Produkttest

    Dieser Wecker will helfen – aber Kinder haben ihren eigenen Kopf

    von Martin Jungfer

2 Kommentare

Avatar
later