

O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie nachhaltig sind deine Blätter?

Jetzt stehen sie wieder überall und warten auf Käufer: Blau- und Rotfichten, Nordmann- und Blautannen, Douglasien. Nadelbäume, die ihren letzten Dienst als geschmückte Zierde in unseren weihnachtlichen Stuben antreten sollen. Doch wie nachhaltig ist diese Tradition eigentlich? Und was ist mit der Plastiktanne?
Die Suche nach dem passenden Weihnachtsbaum lieferte bereits Vorlagen für so manche Filmszene und manchen Sketch. Meist ziehen die Männer los und bringen aus Wald oder Baumarkt ein mehr oder minder hübsch gewachsenes Exemplar nach Hause, wo die Familie dann eben auch mehr oder minder entzückt ist.
Wer einige Male gering ausgeprägte Dankbarkeit erlebt hat, könnte über alternative Beschaffungswege nachdenken. Für einen Weihnachtsbaum muss heute prinzipiell niemand mehr vor die Türe. Natürlich gibt es auch bei Galaxus Bäume im Sortiment, die so schnell wie möglich oder auf deinen Wunschtermin geliefert werden.
Wenn du dir diese Bäume genau angeschaut hast, wirst du festgestellt haben, dass es «natürliche» und «künstliche» Weihnachtsbäume gibt. Schon wieder so eine Entscheidung, die du treffen musst. Ich versuche, dir ein wenig zu helfen. Die natürlichen Exemplare verströmen zunächst den Geruch nach Wald und verlieren später die Nadeln auf deinem Fussboden. Die künstlichen verströmen schlimmstenfalls einen Hauch von Plastikduft, verhalten sich sonst aber in jeder Hinsicht unauffällig und schlüpfen nach Gebrauch wieder in den Karton. Um im nächsten Jahr wieder hervorgeholt zu werden und stramm zu stehen.
Ein derart wiederverwendbares Exemplar eines Baumes muss doch eine gute Sache sein für die Umwelt. Oder? Nun, die Sache ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Viel komplizierter. Wie nachhaltig unterschiedliche Typen von Weihnachtsbäumen sind, hat unter anderem die ESU-services GmbH ermittelt und ein Tool zur Berechnung der Ökobilanz erstellt. In die Excel-Tabelle kannst du alle relevanten Daten eingeben. Berücksichtigt werden darin sämtliche Faktoren, inklusive Transport und Herkunft, Nutzungsdauer sowie Unterschiede bei der Zucht.
Dünger killt die Ökobilanz der Nordmänner
Wenig überraschend schneidet eine Tanne aus dem heimischen Schweizer Wald gut ab. Allerdings sorgt nicht der kurze Weg vom Produzenten zu dir nach Hause für eine gute Platzierung in der Umweltrangliste. Es liegt vielmehr daran, dass Schweizer Bauern vergleichsweise wenig Pestizid und Dünger einsetzen. Die industrielle Herstellung von mineralischen Stickstoffdüngern trägt massgeblich zum CO2-Fussabdruck der Landwirtschaft bei. Hier sündigen eher die Betreiber grosser Weihnachtsbaum-Plantagen in Nordeuropa. Anders ist derzeit die gewaltige jährliche Produktion kaum zu erreichen – trotz guten klimatischen Bedingungen mit nicht zu heissen Sommern. Allein Dänemarks Weihnachtsbaumproduzenten exportieren pro Jahr über 10 Millionen Bäume – in die Schweiz gelangen davon geschätzt 500’000. Die Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung verrät auch, dass die meisten Bäume im November zu uns in die Schweiz kommen. Ganz genau kennt die Zahl der Christbäume und ihre Herkunft übrigens niemand. Das liegt auch daran, dass die Zollverwaltung den Umschlag in Tonnen misst. Aber vermutlich hat sich noch niemand die Mühe gemacht, das durchschnittliche Gewicht eines Christbaums zu berechnen. Vielleicht will sich auch kein Statistiker so weit auf die Äste hinaus wagen. Höhö!
Wehe, du holst den Baum mit dem Auto!
Was man dagegen ziemlich gut berechnen kann, ist der CO2-Anteil, der beim Transport der Bäume entsteht. Hier wirst du überrascht sein, dass der Baum aus Dänemark ziemlich gut abschneidet. Obwohl ein Baum aus Aarhus bis Zürich 1200 Kilometer Weg zurücklegen muss, ist der CO2-Ausstoss relativ gering. Das liegt daran, dass pro Lastwagen bis zu 1000 gut gepackte Bäume unterwegs sind. Wie das Umweltnetz Schweiz berechnet hat, entstehen durch den Import aller dänischen Weihnachtsbäume insgesamt rund 600 Tonnen CO2. Umgerechnet auf den einzelnen Baum sind es damit allerdings nur 1,2 Kilogramm. Zur Einordnung: Ein sparsames Dieselfahrzeug stösst pro gefahrenem Kilometer bereits rund 120 Gramm CO2 aus. Wenn Du also zum Beispiel zehn Kilometer zum Abholen des Baumes unterwegs bist, produzierst du die gleiche Menge Treibhausgas wie ein Baum beim Weg von der dänischen Plantage bis zu uns in die Schweiz.
Übrigens stammen auch die bei Galaxus angebotenen Bäume aus Dänemark. Gemäss unserem Einkauf sind diese Bäume «Standardware», tragen also keine Siegel für besondere Nachhaltigkeit oder ökologischen Anbau mit wenig oder keinen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. In der ESU-Berechnung gewinnt ein Galaxus-Baum also ziemlich sicher keinen Blumentopf. Immerhin kannst Du den CO2-Schaden des Baums über unseren Kooperationspartner South Pole kompensieren. Ein Anfang.
Deine Meinung zum Weihnachtsbaum!
Was ist beim Kauf für dich wichtig?
- Gut und günstig – der Preis muss stimmen.3%
- Hauptsache gross und mächtig!4%
- Nachhaltig und Bio sind ein Muss für mich.17%
- Ohne Baum geht's auch!35%
- Es muss kein echter Baum sein. Ich steh' auf Plastik!5%
- Meine Tanne kommt aus dem Wald nebenan.35%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Wie steht’s dann um die immer beliebter werdenden Miettannen im Topf? Bei diesem Konzept bestellst oder holst du dir einen lebenden Baum für die Weihnachtszeit nach Hause. Danach darf er wieder zurück und kommt in den nächsten Jahren zu weiteren Einsätzen. Gemäss ESU-Rechner schlägt die Miettanne die Düngetanne aus Dänemark, aber auch sie verliert gegen die Nachbarschaftstanne. Bei der Miettanne wirkt sich die Aufbewahrung in grossen Gewächshäusern negativ auf die Umweltbilanz aus.
Soll es also doch ein Kunststoffbaum sein? Die Herstellung kostet ein klimatisches Vermögen. Aus Öl muss Platik werden, es braucht Metall und Draht für den Halt, das Containerschiff schafft es nur mit Schweröl bis in den Basler Hafen. Wenn du aber die Anfangssünde beginnst zu tilgen und den Plastikbaum Jahr für Jahr – sagen wir zehn – immer wieder nutzt, bist du Umwelts Liebling.
Was du übrigens getrost vergessen kannst, sind Angaben dazu, dass ein wo auch immer gewachsener Baum dem Klima Gutes täte, weil er ja CO2 aus der Atmosphäre binde. Ja, in Nadeln und Gehölze können bis zu einigen Kilogramm stecken. Aber die bleiben da ja nicht für immer drin. Irgendwann landet der Baum im Kompost oder in der Verbrennung und, zack, dann ist das CO2 wieder da.
Gut, das war jetzt vielleicht der Weihnachtsstimmung wenig zuträglich. Deshalb empfehle ich dir abschliessend noch etwas fürs Auge und zur Ablenkung. Pia Seidel hat einen sehr puristischen Baum weihnachtlich dekoriert.


Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.