
Hintergrund
Patricks Parfüms: Impressionen aus Grasse
von Patrick Bardelli
Ein Parfüm ist ein Kunstwerk, Parfümeure sind Künstler und ich bin Sammler ihrer Kreationen. Heute dreht sich alles um Leder. Tom Ford, Memo Paris und New Notes interpretieren den eleganten Duft auf ganz individuelle Weise.
Für die einen ist es der Neuwagen, für anderen eine Jacke oder eine Handtasche. Und wiederum andere können diesem Duft überhaupt nichts abgewinnen: Leder. So oder so sind mit dem Geruch des Leders viele Emotionen verknüpft.
Als Grasse im 16. Jahrhundert noch ein 1000-Seelen-Dorf in Südfrankreich war, produzierte es hauptsächlich Lederwaren. Einer der Hersteller hatte die Idee, Lederhandschuhe mit Duftstoffen zu veredeln und diese an seine adligen Kundinnen und Kunden in Paris zu verkaufen. Sozusagen die Geburtsstunde der modernen Parfümerie. Heute gilt Grasse mit seinen rund 52 000 Einwohnerinnen und Einwohnern als Welthauptstadt der Düfte.
Leder-Akkorde entstehen durch die Kombination verschiedener Noten wie Birke, Tabak oder Safran. Solche Düfte sind oft rauchig, warm und balsamisch. Sie verleihen Parfüms dadurch eine sinnliche, raffinierte Tiefe und eignen sich eher für den Herbst und Winter. Hier kommen drei Favoriten aus meiner Sammlung, die das Thema Leder unterschiedlich interpretieren.
Hier stehen nicht die üblichen Verdächtigen wie «Ombré Leather» oder «Tuscan Leather» im Mittelpunkt, sondern dieser Unisex-Duft mit dem provokanten Namen aus der Private Blend Reihe. Er stammt aus dem Jahr 2017 und wurde von Shyamala Maisondieu kreiert. Neben Tom Ford arbeitete sie für bekannte Häuser wie Etat Libre d'Orange oder Lancôme. «Fucking Fabulous» ist ein eher zahmer Lederduft, der in meiner Nase mehr durch die Bittermandel dominiert.
Der Gegenentwurf zum Tom-Ford-Duft ist «New Leather» von New Notes. Ein relativ neues Haus, das über sich selbst sagt: «New Notes ist eine neue Generation von Extrait de Parfums, die über die Normen der Parfümerie hinausgeht und die Grenzen von Rolle und Geschlecht überwindet, um neue Duftrichtungen zu erkunden.»
Die Nase hinter diesem maskulinen Leder heisst Cristian Calabrò, der weitere Düfte des Hauses entworfen hat. Er beschreibt «New Leather» mit den Worten umhüllend, harmonisch, minimalistisch.
Ein Lederduft, bei dem die Rose im Vordergrund steht? Auch das gibt es. «French Leather» von Memo Paris aus dem Jahr 2014 stammt von Alienor Massenet. Sie arbeitet neben Memo Paris auch für weitere bekannte Häuser wie Penhaligon's oder Comme des Garçons.
Ich hatte diesen Duft in meiner Sammlung, wurde aber nie richtig warm mit ihm. Im Gegensatz zum neuen «Indian Leather» von Memo Paris, der es mir mit seiner Kombination aus Leder und Oud schwer angetan hat.
Mein Name ist Patrick. Bardelli, nicht Süskind. Wie der Autor des Buches «Das Parfüm». Trotzdem bin ich auch ein Parfüm-Fan und schreibe hier immer mal wieder über gute und schlechte Düfte. Meine textlichen Ausdünstungen sicherst du dir, wenn du mir als Autor folgst. Immer der Nase nach.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.