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Samsung an der IFA: 4k war gestern
von Dominik Bärlocher
«Deadpool 2» ist für Samsung einer der einflussreichsten Filme der Filmgeschichte. Denn eine künstliche Intelligenz hat sich den Film Millionenmale angesehen, um deine Filme zu verbessern.
Der Antiheld Deadpool macht derbe Witze, bricht die unsichtbare Wand zwischen dem Film und dem Publikum und geht liberal mit dem Wort «Fuck» um. Im zweiten Teil der Filmserie muss er gegen einen Teenager mit Wutproblemen kämpfen.
Dem Computer im südkoreanischen Suwon ist das alles egal. Der künstlichen Intelligenz im Research-and-Development-Labor Samsungs ist nur eines wichtig: Die Auflösung. Denn «Deadpool 2» ist einer der ersten Filme, der nativ in 8k aufgenommen wurde. Daher ist er eines der Benchmarks des neuen TV-Flaggschiffs Samsungs, dem Q900R.
Gleich nach der Pressekonferenz des Unternehmens an der Berliner IFA haben sich nicht nur Journalisten, sondern auch Leser digitecs folgende Frage gestellt:
Ist es wirklich ein 8k nötig?( ausserhalb für Videoproducers) Editing auf 4k für 1080p ist besser, wie auch 8k für 4k, aber braucht der
Oder:
8K bringt sooo nix für die eigenen vier Wände! Ein Standard-Wohnzimmer erlaubt einen Sehabstand von drei bis fünf Metern. Nach der Faustformel
Die Frage hat sich Samsung auch gestellt. Denn nebst Deadpools jüngstem Abenteuer sind nur die wenigsten Inhalte in so hoher Auflösung vorhanden.
Die amerikanische Fitness Brand Rogue Fitness filmt die Dokumentationen auf ihrem Youtube-Kanal in 8k. Und mir war so, als ob einer der grossen Tech-Youtuber zumindest in 8k filmt, aber die Daten dann nur in 4k ausspielt.
Samsung aber möchte, dass sich möglichst viele ihren neuen Fernseher in die Wohnung stellen, und haben die Lösung gefunden, damit mit möglichst vielen Inhalten ein möglichst 8k-nahes Bild erzeugt wird.
Die Lösung, mit der sich Samsung auf den Markt wagt, wird vom Hersteller «AI Upscaling» genannt. In der Praxis sind das 256 Filter, die von einer künstlichen Intelligenz (AI), die zu oft «Deadpool 2» gesehen hat, zusammengestellt wurde.
Die AI hat den Film in allen möglichen Versionen gesehen. 4k, FullHD, 480p, 144p und alles dazwischen. Denn die AI weiss, wie der Film in 8k aussehen soll. Also hat sie jede Szene und jeden Frame des Filmes mit Filtern belegt, und sich dann eine Frage gestellt: Sieht das jetzt so aus, wie die originale 8k-Version? Oder ist das Resultat ein komplett anderes?
Je nachdem, was die AI aus dem Vergleich zieht, filtert sie ähnliche Bilder gleich und hofft so auf die besten Resultate. Sie kann auch neue Filter erfinden und alte Filter automatisch wieder löschen, denn vielleicht erfindet sie ja eine bessere Methode zur Bildoptimierung.
Aber, und das ist den Repräsentanten Samsungs am Stand der Marke wichtig, deine Daten werden nicht an Samsung übertragen. Die AI zieht sich die Daten aus anderen Quellen und spielt dann die bisher 256 Filter via Over-the-Air Update (OTA) auf deinen Fernseher aus. Vielleicht schaut sie sich die Videos von Rogue Fitness über eine Million Mal an, in allen möglichen Auflösungen. Vielleicht schaut sie die Videos der Youtuber devinsupertramp oder andere 8k-Videos im Internet.
Kurz: Die AI braucht deine Daten nicht. Noch nicht. Denn die Daten sind gegeben. Die AI kennt den Fernseher besser als du. Die AI kennt jeden Chip, jedes Pixel und jedes Kabel. Sie bräuchte wennschondennschon dein Urteil. War «Der Dritte Mann» in 8k jetzt okay so oder hat sie komplett versagt? Und genau diese Information will Samsung im Moment nicht von dir. Der Computer macht das alleine. Du kannst dann nur die Früchte seiner Arbeit geniesen.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.