

Schlaf schlägt Sport!

Essen und Schlafen wird im Leben meiner betagten Hündin klar priorisiert. Kann sie ein bunter Gummiknochen wieder für Sport begeistern?
Gegen ein ausgedehntes Mittagsschläfchen kommt nicht viel an. Früher war das anders. ADHS war kein Ausdruck für das Verhalten unserer Familienhündin Jana. Wie das Duracell-Häschen lief sie hin und her, her und hin. Immer darauf lauernd, dass jemand mit ihr nach draussen geht. Doch die gute Dame ist älter und ruhiger geworden. Mit ihren 16 Jahren wird sie am liebsten in Ruhe gelassen.
Pech gehabt, aus der Ruhe wird heute nichts. Es wird Sport getrieben. Und zwar mit dem Fitbone von FitPaws. Der überdimensionale lila Gummiknochen mit Noppen soll die alten Muskeln und Gelenke wieder auf Vordermann bringen. Die Kundenrezensionen lassen hoffen, 4.5 Sterne gibt’s für das tierische Fitnessgerät. Auch auf anderen Plattformen schwärmen Käufer vom Knochen. Davon will ich mich selbst überzeugen.

Scheusslich aber robust
Viel drin ist im Päckchen nicht. Der Gummiknochen, eine kleine Pumpe mit Nadel und ein paar Übungsvorlagen. Durch das Balancieren auf dem mit Luft gefüllten Gummikissen sollen die Stabilität und das Gleichgewicht trainiert, sowie der Muskelaufbau gefördert werden. Das Produkt aus PVC wirkt robust und gut verarbeitet, ist meiner Meinung nach aber ziemlich hässlich. Vor allem an der Farbgebung hätte FitPaws noch arbeiten können. Das primäre Ziel ist aber nicht Ästhetik, sondern ein Ganzkörpertraining des Hundes. Nachdem ich mir den Übungszettel ein paar Sekunden zur Brust genommen habe, fühle ich mich bereit für die Praxis. Erst muss ich Jana aber noch im Haus finden. Da sie unterdessen fast taub ist, läuft das mit dem Rufen nicht mehr ganz so gut. Ich finde sie – wie könnte es anders sein – schlafend in der Ecke. Auch nach dem Aufwecken zeigt sie sich relativ unbeeindruckt von dem lila Knochen. Ein Köder muss her.

Der Funke springt nicht über
Mit einem Stück Wurst in der Hand lässt sie sich aus der Reserve locken. Doch der Enthusiasmus stoppt bei der Wurst. Das Luftkissen ist ihr gar nicht geheuer. Keine Pfote wird von alleine draufgesetzt. Auch mit etwas menschlicher Unterstützung läuft es nicht viel besser. Mit allem, was ihr alter Körper noch hergibt, sträubt sie sich dagegen. Gleichzeitig wird die Atmung schneller und der Blick trauriger. Das ist kein Spass für sie, weshalb ich sie gleich wieder in Ruhe lasse.

Nach vielen Streicheleinheiten und frischer Luft im Garten wage ich einen erneuten Versuch. Vielleicht hat sich Janas Meinung unterdessen geändert. Nein, hat sie natürlich nicht. Und ich habe wirklich viel Überzeugungsarbeit geleistet. Habe ihr die Übungen sogar vorgezeigt. Es hat sie aber kein bisschen interessiert, dass ich mich gerade für sie lächerlich mache. Ich habe das Kissen auch mal mehr, mal weniger aufgepumpt. Auch das machte für unsere Hündin keinen Unterschied. Wacklig bleibt wacklig. Dementsprechend mager ist das Ergebnis. Nach etwa einer Stunde waren die Vorderpfoten für etwa zehn Sekunden auf dem Kissen, der Po für etwa zwanzig.


Fazit
Auch wenn es Jana vielleicht gut tun würde, der Fitbone wird in meinen vier Wänden kein neues zu Hause finden. Unsere Hündin hat Schiss vor dem Ding, traut ihren alten Knochen den Balanceakt nicht mehr zu. Es ist gut möglich, dass das vor einigen Jahren noch anders ausgesehen hätte. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auch dann die Wiese bevorzugt hätte. Auch dort wird die Muskulatur durch die Unebenheiten gestärkt.
Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass das Produkt von FitPaws für einige Hunde nützlich sein kann. Wenn du mit deinem Hund eine bestimmte Muskelregion trainieren willst zum Beispiel. Aber auch für Physiotherapie nach einem Unfall oder einer Krankheit. Solange sich dein Hund für das Produkt begeistern lässt, spricht nichts dagegen. Jana wird aber definitiv kein Schläfchen für den Fitbone ausfallen lassen.


Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.