
Hinter den Kulissen
Black Friday Week 2024: Alle Updates von Digitec Galaxus
von Jana Pense
Ab Mitte November kommen 60 Prozent der Schweizer Haushalte in den Genuss der Blitzlieferung. Doch wie funktioniert es, dass der Hüttenschlafsack gleichentags bestellt und geliefert wird? Möglich macht dies die ausgeklügelte Logistik im Zusammenspiel mit ausgewählten Partnerunternehmen.
Schon lange ist die Bergtour zum Weissmies inklusive Übernachtung in der Almagellerhütte SAC dick im Kalender eingetragen. Am Tag vor der Abreise ins Wallis packe ich meinen Rucksack. Warme Kleider, eine Stirnlampe, Steigeisen und vieles mehr gehören in den schweren Begleiter am Rücken. Auch ein Hüttenschlafsack. Er ist in den meisten SAC-Betten Pflicht. Nur doof, dass mein Hüttenschlafsack beim letzten Mal gerissen ist. Ein Neuer muss her. Das Sportgeschäft liegt im verkehrsreichen Stadtzentrum und der Tag ist bereits voll mit Terminen. Da bleibt mir nur noch das Öffnen der Galaxus-App auf dem Smartphone.
Der richtige Schlafsack ist schnell gefunden. Ab in den Warenkorb damit. Im Checkout-Prozess Blitzlieferung auswählen. Bezahlen. Warten.
Aber wie funktioniert dieser auf den ersten Blick unmögliche logistische Prozess? Ich schaue mir das genauer an.
Im Aargauischen Wohlen liegt er - mein Last-Minute-Hüttenschlafsack. Hunderte Mitarbeitende wuseln auf den Gängen umher. Die Fläche ist so gigantisch, dass die Bahnhofshalle des Hauptbahnhofs Zürich fast elf Mal darin Platz findet. Der Schlafsack liegt im Mini-Lager, dem Lager für mittelgrosse Produkte. Richard, Hobby-DJ und Mitarbeiter im Warenlager, pickt das Produkt manuell aus einem der unzähligen Gestelle. Was er picken soll und wo das Produkt gelagert ist, wird ihm auf einem kleinen Gerät angezeigt.
«Eine Same-Day-Bestellung wird im System gleich abgewickelt, wei ein Einkauf mit Abholeinladung in einem unserer 10 Shops. Sie wird priorisiert, um die rechtzeitige Auslieferung zu gewährleisten», erzählt mir Thomas Amhof, der bei Digitec Galaxus verantwortlich für die letzte Meile ist.
Ist der kleine, seidene Schlafsack gefunden und in eine graue Kiste gepackt, gelangt dieser auf einem Förderband ohne Umwege zum Warenausgang. Dort nimmt eine Mitarbeiterin die Kiste und legt sie auf den RX-Trolley, so heissen die Rollwagen unserer Spediteurin Post, die in die Lastwagen verladen werden.
Grössere Produkte benötigen keine Kisten und kommen direkt in einen RX. Sind die Wagen voll, werden sie in einem Warteraum zwischengelagert. Dort holen die Chauffeure die Trolleys ab und laden sie in ihre Lastwagen, die an der Rampe des Warenausgangs bereitstehen. Türen schliessen. Plombe anbringen. Abfahrt.
Jeden Morgen verlassen dutzende Lastwagen unser Zentrallager in Wohlen. Drei davon spedieren ausschliesslich Blitzlieferungen zu unserem Lieferpartner notime. Der erste Lastwagen verlässt das Gelände um 09.00 Uhr - der letzte spätestens um 12.30 Uhr. Die letzte Fahrt ist die wichtigste und zugleich die kritischste, meint Last Miles Manager Thomas:
«Bei uns passiert nur das Picking. Bestellt unsere Kundschaft mehrere Produkte, führen wir diese nicht zusammen», sagt Thomas. Die Kommissionierung, also der Prozess der Zusammenführung mehrerer Produkte – passiert später am Tag direkt bei notime, dem pfeilschnellen Lieferdienst für die letzte Meile.
Das oberste Ziel: Die rechtzeitige Abfahrt der Lastwagen im Warenlager von Digitec Galaxus. Nur so hat notime genügend Zeit, alle Produkte zu sortieren. Fährt der Truck zu spät los, ist es unmöglich, die verlorene Zeit aufzuholen. Rund 30 Minuten dauert der Transport für die Strecke ins Paketzentrum im Aargauischen Buchs. Auf der Ladebrücke befinden sich hunderte Blitzlieferungen. Irgendwo dazwischen liegt mein Schlafsack. Im Paketzentrum scannt notime die Produkte anhand des EAN-Codes (Strichcode, den es auf jedem Produkt zu finden gibt), klebt einen QR-Code darauf und verteilt diese auf schweizweit acht Verteilzentren – im Fachjargon Hubs genannt.
Die Ankunft des Lastwagens in Buchs ist um 13.00 Uhr, die Weiterfahrt in die anderen Hubs erfolgt um 14 Uhr. Es bleibt also eine Stunde für die Mitarbeitenden, die RX-Trolleys zu entladen, alle Produkte zu scannen, einen QR-Code darauf zu kleben, wieder in Trolleys zu packen und diese in den nächsten Lastwagen zu schieben. An einem normalen Tag sind es 1500 - 2000 Blitzlieferungen mit rund zwei Produkten pro Bestellung. Tendenz steigend.
Einer dieser Hubs befindet sich nahe der Stadt Zürich in Mülligen. Das Briefzentrum ist gigantisch, der Betrieb hektisch. Zur Zeit meines Besuches stapeln sich überall politische Wahlflyer in RX-Trolleys und Briefe werden mit Förderbändern von A nach B transportiert. Hier wird 24/7 gearbeitet, auch die Kantine kennt keine Pause. Für die Mitarbeitenden steht sogar ein kleines Gym zur Verfügung, um neben den gebündelten Briefen auch Gewichte zu stemmen.
In einer Ecke stellen drei Mitarbeitende ein kleines Förderband auf und verarbeiten die unverpackten Produkte, welche soeben vom Lastwagen geliefert wurden. In der Zwischenzeit hat das System von notime jede Bestellung einer Tour zugeteilt.
Die gescannten Produkte legt ein Mitarbeiter in verschiedene Kisten. Jede Kiste entspricht einer anderen Tour. Adressen von der Stadt Zürich bis hin zur Kantonsgrenze Zürich/Aargau werden von Mülligen angefahren. Was weiter weg ist, kommt per Transporter zwecks Feinverteilung in die Microhubs Thalwil und Wädenswil.
Eine Etage tiefer stehen dutzende gelber Elektroroller (DXP) der Marke Kyburz an den Ladekabeln.
Jeder belädt sein Fahrzeug alleine und hat sein eigenes System, um die Produkte bei den Zustelladressen möglichst schnell wiederzufinden.
Sind Roller und Anhänger beladen, schwärmen die umweltfreundlichen Elektrofahrzeuge aus. Meist fahren die DXP’s zwischen 18.00 und 18.30 Uhr los.
40 bis 50 Kilometer weit reicht die Akkuladung. Genügend, um alle Produkte vor der Deadline um 22 Uhr bei der Kundschaft abzuliefern. Nicht immer gelingt dies. «Vor allem äussere Einflüsse machen die Zustellung ab und an unberechenbar», meint Kagan Hibbert, notime-Hubmanager von Müllingen.
Momentan liefern die Kurriere 96 bis 97 Prozent aller Bestellungen rechtzeitig bei der Kundschaft ab. Acht Stunden nach der Bestellung klingelt der Blitzlieferer von notime an meiner Haustüre. Der Bergtour im schönen Wallis steht nichts mehr im Weg.
Was denkst du über die Blitzlieferung? Eine logistische Meisterleistung, auf die wir alle gewartet haben, oder ein Service, den wir nicht brauchen?
Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne.