
Ratgeber
Fast immer zu eng: Kinderschuhe und die häufigsten Tücken
von Michael Restin
Du hast dir Boots gekauft und willst sofort raus damit? Stopp. Das Einlaufen derber Stiefel ist notwendig – und eine Kunst für sich. Mit diesen Tipps klappt’s ohne Blasen und Scheuerwunden.
Ich verfluche den Tag, an dem ich meine neuen Combat Boots zum ersten Mal angezogen habe. Es war ein kalter, aber sonniger Samstagvormittag. Das ideale Wetter für neue Lederstiefel. Weil ich per Zufall einer guten Freundin und ihrem Hund über den Weg lief, wurde aus einem kurzen ein langer Spaziergang, der in einem Spiessrutenlauf endete. Jeder zusätzliche Meter war eine Tortur. Und die Blasen an meinen Fersen waren so gross wie Golfbälle. Langer Rede, kurzer Sinn: So was passiert mir nicht mehr. Es ist nämlich alles eine Frage der richtigen Vorbereitung. Und der Geduld.
Die richtige Schuhnummer ist das A und O. Einen Stiefel eine ganze Nummer grösser zu dehnen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Druckstellen lassen sich vom Profi ausgleichen – mehr nicht. Lass die Finger von einem Modell, wenn deine Zehen darin eingeklemmt sind oder du schon beim Reinschlüpfen Druckstellen bemerkst. Erspar dir den Fehlkauf. Dasselbe gilt für zu grosse Schuhe: Blasen sind darin vorprogrammiert. Dann hilft auch das Einlaufen nicht.
Leder wird schneller weich, wenn’s warm ist. Das heisst nicht, dass du mit dem Föhn dahinter musst. Dieser angebliche Lifehack ruiniert im schlimmsten Fall deine neuen Schuhe. Damit das Leder wie angegossen sitzt, bewahrst du deine Stiefel am besten an einem warmen Ort, etwa im Korridor, auf, statt im Keller oder draussen vor der Haustür.
Lass es langsam angehen und laufe deine Boots Schritt für Schritt ein. Im Homeoffice zum Beispiel oder im Büro. Ich habe sie auch schon zum Fernsehgucken getragen. Wenn du sie ein paar Mal drinnen angehabt hast, geht’s ins Freie. Sobald der Schuh drückt, hehe kehrst du um. Bleib in der Nähe von deinem Zuhause, damit du in den schmerzenden Stiefel nicht weit gehen musst. Oder schau dir Tipp Nummer vier an.
Das Leder wird sich im Lauf der Zeit ganz natürlich dehnen und lockern, sodass sich deine Füsse darin besser bewegen können. Noch besser ist es, wenn du deinen Stiefeln ab und zu ein paar Tage Pause gönnst. Währenddessen sorgt ein Schuhspanner dafür, dass sie ihre Form behalten.
Statt umzukehren, wenn die neuen Schuhe unterwegs drücken, kannst du ein Ersatzpaar mitnehmen und sie an Ort und Stelle wechseln. Das funktioniert vor allem im Büro gut. Da ich aufgrund meines Schreibtischjobs kaum gehe, ist das der perfekte Ort, um die Boots «einzulaufen». Die Schritte bis zum Klo oder zur Kaffeemaschine sind nicht zu unterschätzen. Generell gilt: Je härter der Schuh, desto länger dauert es. Ich habe für meine Combat Boots etwa sechs Wochen gebraucht.
Kenn deine Schwachstelle(n): Die Fersen, Knöchel und Fussballen sind besonders scheueranfällig, da diese Bereiche beim Einlaufen bearbeitet werden. Um zusätzliche Reibung zu vermeiden, kannst du deine(n) wunden Punkt(e) vorab mit einer Anti-Blasen-Creme einreiben oder als Prophylaxe ein Blasenpflaster auf die anfällige Stelle kleben. Wenn alles nichts nützt, hilft dir dein:e Schuhmacher:in. Er oder sie kann das Leder professionell weich klopfen.
Scheuerstellen und Blasen verhinderst du, indem du zwei Tennissocken übereinander trägst. Die Socken wärmen deine Füsse und drücken auf das Obermaterial. So passt es sich mit der Zeit deinen Füssen an. Achte darauf, dass sie wie eine zweite Haut sitzen. Sind sie zu gross, werfen sie Falten und Scheuerstellen sind unvermeidbar.
Ein typischer Anfängerfehler, den ich auch schon gemacht habe: Die Schnürsenkel nicht richtig anziehen. Sie dürfen nicht locker sitzen, sondern müssen fest zusammengebunden sein. Durch die enge Schnürung wird das Leder zusätzlich gedehnt und der Stiefel sitzt beim Gehen optimal am Fuss.
Wäre ich nicht so ungeduldig gewesen, sondern hätte diese Tipps von Anfang an befolgt, wäre mir das Combat-Boots-Desaster Anfang Jahr erspart geblieben. Zum Glück sind Fehler da, um daraus zu lernen. Ich gehe in diesen Stiefeln mittlerweile fast wie auf Wolken.
Auftaktbild: Tom So Doge/UnsplashWenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.