

So verwendest du deine überschüssigen Kräuter

Es gibt nichts Besseres, als frische Kräuter direkt vom Balkon oder Garten in den Kochtopf zu manövrieren. Doch gerade jetzt im Sommer kommst du mit ernten kaum hinterher. Mit ein paar Blättli Basilikum auf der Bolognese ist es nicht mehr getan. Du brauchst Optionen.
Mein Balkon bietet wenig Platz. Ein kleines Tischchen, zwei Stühle und Behälter für Alu-, Glas- und PET-Recycling sind auf den wenigen Quadratmetern verteilt. Das Einzige, was mir wirklich Freude bereitet, sind meine Pflanzkästen. Sie nehmen nicht gross Raum ein, da sie entweder von der Decke herunterhängen oder am Geländer befestigt sind. Meine Kästen sind voll mit Kräutern: Minze, Basilikum, Oregano, Schnittlauch, Petersilie und Koriander verleihen meinem Balkon das nötige Grün. Aber natürlich sind sie vorrangig nicht als Deko, sondern für die Küche gedacht.
Der reinste Wucher
Ich liebe es, beim Kochen schnell auf den Balkon zu huschen, um mir ein Bündel frische Kräuter zu holen. Das verleiht meinen Gerichten und meinen Händen gleich einen viel besseren Duft. Angst, die Sträucher komplett abzuernten habe ich dabei nie. Mir kommt es eher so vor, als wüchsen die Kräuter im Sekundentakt. Vor allem die Minze wuchert vor sich hin wie Unkraut. So viel Taboulé – mein bevorzugtes «Minzverarbeitungsgericht» – kann ich gar nicht zubereiten. Für jedes geerntete Minzblatt wachsen sicher fünf nach.
Ich schwimme in Kräutern und komm mit der Ernte nicht hinterher! Ich weiss, das klingt nach Jammern auf extraordinär hohem Niveau. Klingt aber nur danach. Denn mir wurde das Jammern schon vor dem ersten Schritt ausgetrieben. Ich würde es eher als Schrei nach Hilfe bezeichnen. Ich will nicht, dass die guten Kräuter einfach elendig dahinscheiden. Sie sollen zweckdienlich eingesetzt werden und mir Freude bereiten. Ausserdem bin ich sicher nicht die Einzige, der es so geht. Also bin ich «kreativ» geworden und hab mir ein paar Möglichkeiten zur Kräuterverwertung überlegt.
Trocknen
Jeder kennt die Gewürzgläschen mit getrockneten Kräutern und bei den meisten werden wohl auch ein paar Exemplare in der Küche stehen. Sie sind praktisch, um schnell mal die Pizza oder den Kräuterquark aufzupeppen. Anstatt die Trockengewürze im Laden zu kaufen, kannst du diese ganz einfach selber aus deiner überschüssigen Ernte machen. Die Lufttrocknung ist dabei mit Abstand die schonendste Methode. Kräuter am frühen Vormittag mit den Stielen pflücken. Die Pflanze sollte dabei trocken sein, es darf in der Nacht also nicht geregnet haben. Dann zu einem Bündel zusammennehmen, etwas ausschütteln und mit einer Schnur zusammenbinden. Kopfüber an einem trockenen, schattigen, luftigen Ort wie im Gartenhäuschen oder auf dem Dachboden aufhängen. Nach etwa drei bis vier Tagen ist der Vorgang abgeschlossen und du kannst die Kräuter in einen luftdichten Behälter packen. Oder ein Säckli mit getrocknetem Lavendel füllen und dies irgendwo in der Wohnung aufhängen. Wie bei Oma daheim.

Einfrieren
Ich bin ein Fan der Tiefkühltruhe. Reste, 50%-Einkäufe und Reibkäse fristen darin ein längeres Leben. Und auch deine Kräuter können eingefroren und bei Bedarf eingesetzt werden. Dazu die Kräuter pflücken, waschen, trocken tupfen und zerkleinern. Nach dem Hacken gleich einfrieren, da sonst einiges an Aroma verloren geht. Zum Einfrieren eignen sich Gefrierbeutel oder kleinere Dosen. So halten sich die Kräuter bis zu 12 Monate. Basilikum und Koriander können auch als ganze Blätter eingefroren werden. Bei Oregano und Thymian solltest du aber lieber auf Trocknung setzen, sie verlieren im Gefrierer einen Grossteil ihres Geschmacks.

Pesto
Lange gab es Pesto für mich nur aus dem Glas. Pasta kochen und ein paar Löffel drüber, schon war der Hunger gestillt. Durch den Überschuss an Basilikum habe ich aber gemerkt, dass es gar nicht so schwer ist, die grüne Sauce selberzumachen. Ausserdem musst du dich nicht auf Basilikum beschränken, auch Koriander, Bärlauch oder Petersilie eignen sich gut. Oder du machst dir ein Mischkräuter-Pesto und mischst Basilikum, Oregano und Thymian. Für ein gutes «pesto alla genovese» braucht du:
- Basilikum
- kaltgepresstes Olivenöl
- Parmigiano Reggiano
- Pecorino sardo
- Pinienkerne
- eine kleine Knoblauchzehe
- eine Prise grobes Salz
Alles, ausser den Käse, zusammengeben und dann entweder im Mörser, im Mixer oder mit dem Stabmixer zerkleinern. Danach die beiden Käsesorten dazugeben und noch einmal durchmixen. Fertig ist dein eigenes Pesto!

Aromatisiertes Öl
Olivenöl ist schön und gut, aber etwas gepimpt wir’s noch besser. Und als Geschenk machen sich die Öle mit Einlage auch sehr gut. Noch besser ist aber, dass es wahnsinnig schnell hergestellt ist. Einfach Kräuter nach Wahl in eine verschliessbare Glasflasche geben und mit gutem Olivenöl auffüllen. Neben den Kräutern kannst du auch andere Zutaten hinzugeben. Ich mag’s gerne scharf und werfe deshalb meistens etwas Chili in die Mischung. Aber auch mit Knoblauch und Zitrusfrüchten schmeckt’s.

Kräuterbutter
Grills sind zu dieser Jahreszeit omnipräsent. Der Geruch von Fleisch hängt in der Luft. Es fehlt nur selbstgemachte Kräuterbutter, die auf deinem Steak verläuft. Kann natürlich auch auf Maiskolben oder ein Baguette geschmiert werden. Die Butter ist fertig, bevor du dein Grillgut das erste Mal wenden musst. Einfach weiche Butter mit gehackten Kräutern deiner Wahl, Knoblauch und etwas Salz mischen und mit der Gabel durchmixen. Wer will, kann zusätzlich Zitronensaft beigeben. Das Gemisch bis zum Verzehr kaltstellen.

Wie du siehst, ist es relativ einfach, die überschüssige Kräuterernte zu verarbeiten. Oftmals ist die selbstgemachte Variante besser als die aus dem Supermarkt. Denn nur so kannst du die Zutaten ganz nach deinem eigenen Geschmack wählen.


Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.