

Surface Laptop 2: Design hat seinen Preis

Nun kommt auch die Schweiz in den Genuss der zweiten Version von Microsofts Surface Laptop. Allerdings hat sich im Vergleich zum Vorgänger-Modell nur wenig geändert: Eine überarbeitete Tastatur, stärkere Prozessoren sowie eine mattschwarze Farbausführung zählen zu den Neuerungen.
In Grossbritannien und den USA kann der Surface Laptop 2 bereits seit dem 16. Oktober 2018 gekauft werden. Beinahe vier Monate später schafft es das Update der ersten Surface-Laptop-Generation auch in die Schweiz. Warum das so lange gedauert hat, ist unklar. Vermutlich musste man erst noch passende Umlauttasten produzieren. Doch egal, hier ist endlich das Teil mit Intel-Prozessor der achten Generation. Und hey: Im Gegensatz zur ersten Version ist auf dem neuen Laptop nicht mehr Windows 10 im S-Modus vorinstalliert – dieser Rohrkrepierer von einem abgespeckten Windows ist endlich passé. Bravo Microsoft!

Technische Daten der getesteten Ausführung:
- Intel Core i5-8250U
- Integrierter Grafikprozessor: Intel UHD Graphics 620
- 8 GB RAM (LPDDR3-1866, 2 x 4 GB SK Hynix H9CCNNNBJTALAR-NUD)
- 256 GB SSD (M.2, PCIe 3.0 x2 / NVMe, SK Hynix BC501)
- 13.5” IPS-Multi-Touch-Display (PixelSense Display) mit 2256 x 1504 Pixel (Seitenverhältnis von 3:2, 201 ppi, Hochglanz, unterstützt Stifteingabe)
- OmniSonic-Lautsprecher mit Dolby Audio Premium, Dualmikrofone, 3.5-mm-Klinkenanschluss
- 720p-Frontkamera
- Umgebungslichtsensor, Windows-Hello-Gesichtserkennung
- Lithium-Ionen-Akku mit 45 Wh
- Windows 10 Home
Tolles Design mit zu wenig Anschlüssen

Microsoft bietet dir das schlanke und 1.25 kg leichte Surface Laptop 2 in den bekannten Farben «Platin Grau», «Bordeaux Rot» und «Kobalt Blau» an. Neu dazugekommen ist die hier vorliegende edel anmutende mattschwarze Ausführung. Das aus Aluminium gefertigte Gehäuse ist 22.33 cm lang, 30.81 cm breit und 1.45 cm hoch. Die Tastatur ist mit dem Mikrofaserstoff Alcantara überzogen und soll schmutzabweisend sein. Dies gilt allerdings nicht für klebrigen oder flüssigen Schmutz. Was wiederum bedeutet, dass du dir besser die Hände sauber hältst, solange du damit «arbeitest».

Betreffend Anschlüsse sieht es bei Microsoft leider etwas dürftig aus. So finden sich an der linken Seite nur ein USB 3.0 Typ-A, ein Mini DisplayPort und ein 3.5-mm-Klinkenanschluss. An der rechten Seite befindet sich der Netzanschluss (Surface Connect Anschluss). Und das war's dann auch schon. Schade, denn zumindest einen USB-C- oder gar Thunderbolt-Port hätte Microsoft schon spendieren dürfen. Ausserdem fehlt mir persönlich auch ein Slot für microSD-Karten.
Gutes, aber stark glänzendes Display im 3:2-Format

Das 13.5” IPS-Multi-Touch-Display, von Microsoft PixelSense Display genannt, verfügt über eine Auflösung von 2256 x 1504 Pixel und kommt mit einem Seitenverhältnis von 3:2 sowie 201 ppi daher. Etwas störend finde ich, dass es sich um ein Hochglanz-Display handelt – es spiegelt für mein Empfinden etwas zu stark. Die Ränder des Displays sind relativ dünn gehalten. Sie messen oben und seitlich jeweils 1.2 cm und unten 1.7 cm. Schön ist übrigens, dass das Touch-Display auch Stifteingabe unterstützt. Leider wird Microsofts Surface Pen aber nicht mitgeliefert.
Die Farben wirken bei der Darstellung satt und auch der Kontrast sowie die Blickwinkelstabilität gefallen. Das mag auch an der 100 prozentigen sRGB-Farbraumabdeckung liegen. Bei AdobeRGB, beispielsweise wichtig für Grafiker, erreicht es allerdings nur rund 81 Prozent. Was die Helligkeit betrifft, bringt das Display 330 nits mit sich. Dies ist leicht überdurchschnittlich und reicht aus, solange keine direkte Sonneneinstrahlung vorhanden ist.
Tastatur und Touchpad

Microsoft hat die Tastatur überarbeitet – sie ist nun etwas leiser. Wobei der Lautstärken-Unterschied nur bei einem Direktvergleich zu bemerken ist. Denn die Tastatur war schon beim ersten Modell nicht wirklich laut. Mit 1.5 mm ist der Tastenhub bei Microsoft etwas grösser als bei den meisten anderen aktuellen Notebooks, welche vorwiegend um die 1 mm haben. Das Tippgefühl ist angenehm und der Auslösepunkt der Tasten klar fühlbar, aber nicht zu hart. Vom Layout her bekommst du die klassische CH-Anordnung. Gute Sache, dass es auch noch Notebook Keyboards ohne verkürzte Entertaste gibt. Im Weiteren verfügt die Tastatur über eine dreistufige Hintergrundbeleuchtung.
Am Alcantara-Überzug der Tastatur schieden sich bereits beim ersten Modell des Surface Laptops die Geister. Einerseits, weil Laptops bisher nicht kuschelig waren. Aber vor allem, da es mit der Zeit bei einem Mikrofaserstoff auch zu Abrieb kommen kann. Liest man in Foren Langzeitberichte zum Überzug, hält sich die Abnutzung allerdings in Grenzen. Da, wo die Handballen am meisten aufliegen, wird der Stoff nach zig Monaten Benutzung – insbesondere beim platingrauen Modell – etwas dunkler.
Das verbaute Glas-Touchpad fühlt sich sehr glatt an und lässt sich komfortabel bedienen. Es reagiert punktgenau, selbst bei flinken Fingern, und führt auch Gesten ohne Probleme aus. Auch wenn es nicht so gross ist wie beispielsweise die Touchpads von Apple oder Razer, lässt sich damit genauso gut arbeiten wie bei der Konkurrenz. Es kommt halt nicht immer auf die Grösse an.
Versteckte OmniSonic-Lautsprecher
Die Lautsprecher von OmniSonic sind nicht sichtbar, da sie unter der Tastatur verbaut sind. Diese sollen, auch nicht zuletzt wegen der Lizenzierung von Dolby Audio Premium, für erstklassigen Sound sorgen. In Werbetexten ist auch die Rede von kristallklarem Sound. Das sind grosse Wörter, respektive Versprechen, die Microsoft allerdings keineswegs einhalten kann. Die Lautsprecher sind nicht durch und durch schlecht – die Tiefen, Mitten und Höhen klingen sogar recht ausgewogen. Auch reichen sie gut fürs mobile Filmeschauen. Aber wenn du Musik damit hörst, hält sich der Genuss in Grenzen. Je nach Genre klingt der Sound etwas wie aus der Dose. Besonders bei Industrial und Metal. Ausserdem scheppern sie stellenweise bei hohen Tönen. «Resurrection» von «PPK» beispielsweise verursacht aufgrund des Schepperns Ohrenkrebs. Und der letzte negative Punkt: Das Chassis des Notebooks vibriert relativ stark mit, wenn du Sound hörst. Es kribbelt stets an den Fingern.
Akkuleistung
Der Lithium-Ionen-Akku mit 45 Wh hält laut Microsoft bis zu 14.5 Stunden, wenn du lokal Filme schaust. Doch wer schaut denn noch lokal Filme? Ich jedenfalls nicht - entweder streame ich von meinem NAS, von Netflix oder Youtube. Mal sehen, wie lange der verbaute Akku beim Video-Streamen halten wird.
Glanzleistung beim Youtube-Dauerstreaming
Beim Dauerstreaming mit Youtube stelle ich die Helligkeit des Displays auf die mittlere Stufe. Der automatische Shutdown kommt nach 9 Stunden und 7 Minuten. Eine ähnliche Leistung bekam ich im vergangenen Jahr lediglich mit dem HP Spectre x360 hin. Dieses gab den Geist nach 8 Stunden und 47 Minuten auf. Die Laufzeit des Surface Laptop 2 ist also eine kleine Glanzleistung. Vor allem, da nur 45 Wh zur Verfügung stehen.
Stresstest mit HeavyLoad und Furmark
Um sämtliche Hardware an die Grenzen zu bringen, lasse ich den Stresstest HeavyLoad sowie FurMark mit höchster Bildschirmhelligkeit gleichzeitig laufen. Der Akku macht nach 1 Stunde und 52 Minuten schlapp, was eine lange Zeit ist.
Ein Wort zur Lärmemission: Beim Arbeiten ist das Notebook nicht zu hören. Unter Volllast messe ich von der Sitzposition aus rund 37 Dezibel. Direkt hinter dem Notebook sind's 49 Dezibel. Gemessen habe ich mit einem Huawei-Smartphone.
CPU und Grafikprozessor
Der 64-Bit Quad-Core-x86-Mikroprozessor Intel Core i5-8250U wurde Mitte 2017 eingeführt. Er basiert auf einer verbesserten Version der Kaby-Lake-Mikroarchitektur und wird mit der erweiterten zweiten Generation des 14-nm+-Prozesses hergestellt. Er arbeitet mit einer Taktrate von 1.6 GHz und hat einen TDP von 15 W. Der Turbo-Boost beträgt bis zu 3.4 GHz.
Auf dem Chip steckt auch Intels UHD Graphics 620, welcher mit 300 MHz läuft und eine maximale dynamische Frequenz von 1.15 GHz aufweist.
Performance
Um die Performance zu testen, benutze ich Cinebench R15 sowie Geekbench 4.
Cinebench R15
Mit Cinebench R15 von Maxon kannst du testen, wie sich dein PC beim Rendern von Cinema-4D-Inhalten schlägt. Prozessoren mit mehr Cores werden hier immer ein besseres Resultat liefern. Falls du Prozessoren mit Cinebench R15 vergleichen möchtest, geht das nur, wenn beide Prozessoren über gleich viele Threads verfügen.
So schlägt sich Microsofts Surface Laptop 2:

Die erreichten 43.59 fps im OpenGL sind für den verbauten Prozessor kein sonderlich guter Wert. Vergleiche ich mit anderen Geräten, welche den selben Prozessor/Grafikchip verbaut haben, so schlägt das Laptop 2 zwar knapp das Acer TravelMate X3 (41.66 fps). Doch wie selbst die «Konkurrenz» aus dem eigenen Haus zeigt, liegt bei diesem Prozessor auch mehr drin. So kommt das Microsoft Surface Pro 6 auf 52.11 fps. Dafür liegt es in Sachen CPU-Score gleichauf mit dem Surface Pro 6 und erreicht 610 Punkte. Acer hat lediglich 543 Punkte mit demselben Prozessor rausgeholt.
Geekbench 4
Bei Geekbench 4 handelt es sich um einen plattformübergreifenden Benchmark. Er läuft auf Windows, MacOS, Linux, Android und iOS. Bei der Version 4 des CPU-Benchmarks widerspiegelt der Basiswert von 4000 Punkten die Leistung eines Intel Core i7-6600U, der mit 2.60 GHz getaktet ist. Nebst simulierten realen Szenarien, mit welchen die CPU getestet wird (Single-core und Multi-core), kann Geekbench auch die GPU-Leistung in Bereichen der Bildverarbeitung und dem maschinellen Sehen ermitteln. Du kannst dank dem Geekbench-Browser auch die Resultate mit anderen Systemen vergleichen.
Geekbench-Resultate des Surface Laptop 2:

Auch hier bietet sich der Vergleich zu Acers TravelMate X3 und dem Microsoft Surface Pro 6 an. Die Grafikperformance des Laptop 2 (36 651 Punkte) ist in etwa gleich, wie beim Surface Pro 6 (35 649 Punkte), liegt aber klar über dem Acer-Notebook (29 065 Punkte). Was die Prozessorperformance angeht, liegt das Laptop 2 bei der Singel-Core Performance mit 3853 Punkten hinter den anderen beiden Geräten. Das Acer TravelMate X3 erreicht einen Score von 4020 und das Surface Pro 6 einen von 4253 Punkten. Bei der Multi-Core Performance sind Laptop 2 und TravelMate X gleich auf und erreichen 12 740 respektive 12 677 Punkte. Doch King ist hier das Surface Pro 6 mit einem Score von 13 834.
Falls du dir die Benchmark-Resultate im Detail ansehen möchtest:
Fazit: Schöner Office-Laptop, dessen Power du bei der Konkurrenz zum halben Preis haben kannst
Microsoft hat es im Griff, edel wirkende und robust gebaute Geräte auf den Markt zu bringen. Weniger im Griff hat das Unternehmen die Preisgestaltung. Vermutlich soll mit diesem Gerät dieselbe Kundschaft angesprochen werden, welche auch Apple mit dem MacBook Pro erreichen möchte. Kunden, welchen es nichts ausmacht, dass ihr Laptop wegen verklebter Hardware kaum reparierbar ist. Kunden, die mehr Gewicht auf das Äussere legen als auf die inneren Werte und bei denen Preis-Leistung eine untergeordnete Rolle spielt.
Abgesehen davon kann nicht viel moniert werden. Da sind nebst den minimalistischen Anschlüssen lediglich die Lautsprecher, die Verbesserungspotential aufweisen. Doch sonst tut dieser kompakte Laptop, was ein Office-Laptop tun soll. Er hilft dir mit genügend Power, einem gestochen scharfen (stark glänzenden) IPS-Multi-Touch-Display mit Stiftunterstützung, sowie einer langen Akkulaufzeit durch den Office-Alltag zu kommen.

Persönlich würde ich mir für den gegebenen Anwendungszweck ein billigeres Notebook besorgen und allenfalls auf das edle Design und ein Display mit mehr als 1080p-Auflösung verzichten. Denn einen Laptop mit 13 bis 14.9 Zoll, einem i5-Prozessor der achten Generation, 8 GB RAM sowie mindesten 256 GB SSD-Speicher und einem Touchscreen bekommst du bei uns aktuell bereits ab unter 700 Franken. Du fragst dich wo? Dann schaust du am besten hier vorbei.


Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.