Ratgeber

Tipps gegen Food Waste

Mein Herz blutet jedes Mal und trotzdem tue ich's immer wieder: Essen wegwerfen. Dabei kann jeder Lebensmitteln das Leben retten – ganz ohne Superheldenumhang.

Bitter sind sie. Ich verziehe mein Gesicht und kippe die Haselnüsse, die ich aus dem hintersten Eck meines Küchenschranks gefischt habe in den grünen Kompostbehälter. Keine Ausnahme. Weder in meinem Haushalt noch sonst wo in der Schweiz. Ein Drittel unserer Lebensmittel werden verschwendet. In der Landwirtschaft, der Verarbeitung, im Gross- und Detailhandel, der Gastronomie und nicht zuletzt beim Endkonsument. Bei dir und mir. Laut WWF gehen 31 Prozent dieser Verschwendung in der Schweiz auf unser Konto. Das sind im Jahr 330 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf, 600 Franken pro Haushalt und ein Viertel der verursachten Treibhausgase. Ganz schön viel. Deshalb habe ich mir bei Zero-Waste-Aktivistin Carla Opetnik Tipps geholt, um dieses Ausmass künftig einzudämmen.

Wo kein Platz ist ...

Entferne ein Regal aus deinem Kühlschrank oder Küchenregal. Wenn du weniger Stauraum hast, wirst du automatisch weniger einkaufen. So vermeidest du, dass sich durch den Platzüberschuss zu viele angefangenen Sossen, Einmachgläser und Nüsslipackungen ansammeln, die du selten brauchst oder gar aus den Augen verlierst.

Die Kunst des Planens

Erstelle am Weekend einen Menüplan für die kommende Woche. Wirf dazu einen Blick in deine Küchenschränke und den Kühlschrank. Vielleicht findest du dort Nahrungsmittel, die demnächst ablaufen und die du in deine Planung miteinbeziehen kannst. Steht dein Plan, leitest du von ihm deinen Wocheneinkauf ab und bringst diesen in Form einer Liste zu Papier. Oft kaufen wir einfach nach Lust und Laune ein. Mit einer Liste und einem vollen Magen wirkst du dem entgegen.

Mit vorgefertigten Meal-Planning-Templates von Pinterest macht das Planen gleich mehr Spass.
Mit vorgefertigten Meal-Planning-Templates von Pinterest macht das Planen gleich mehr Spass.

Muss das wirklich weg?

Beim Rüsten kannst du viel «Abfall» einsparen. Musst du dein Gemüse wirklich schälen? Die Schale ist in den meisten Fällen essbar und enthält wichtige Ballaststoffe. Auch der Brokkoli-Strunk ist roh geniessbar und schmeckt etwas wie Kohlrabi. Gemüseblätter müssen ebenfalls nicht immer per se weg. Das Radieschenkraut zum Beispiel kann dir als Chiliersatz dienen. Verarbeite es im Mixer zu einer Paste und mische diese mit Öl an. Das Ganze kannst du dann im Kühlschrank lagern und damit dein Essen schärfen. Das Rüeblikraut dagegen kannst du als Salat verwenden oder zu Pesto verarbeiten. Am Ende der Karotte müssen keine zwei Zentimeter weggeschnitten werden. Versuch alles dran zu lassen, auch wenn es nicht ästhetisch ist. Lass auch bei Tomaten den Strunk dran oder iss deinen Apfel samt Kerngehäuse auf. Alles eine Frage der Gewohnheit.

Wichtig: Stell sicher, dass die Grünabfälle, die dennoch entstehen, im Kompost landen. Entweder in deinem eigenen, wo sie zu Erde werden oder im Grüncontainer, woraus später Biogas, Energie oder ebenfalls Erde hergestellt wird.

Gross ist nicht immer besser

Unser Obst und Gemüse wird immer grösser herangezüchtet, weil die Nachfrage da ist. So gibt es für jede Frucht und jedes Gemüse eine Grössennorm, der das Nahrungsmittel entsprechen muss. Liegen sie drüber oder drunter, kommen sie nicht in den Laden und werden wieder unters Feld gemischt. Es mag banal klingen, aber: Kauf kleinere Exemplare. Oft haben wir unbewusst das Gefühl, je grösser, desto besser. Das hat jedoch zur Folge, dass du einen Apfel beispielsweise nur halbpatzig isst und viel Fruchtfleisch am Kerngehäuse (das du, wie du mittlerweile weisst, auch mitessen kannst) stehen lässt.

Richtig haltbar machen

Gerade für einen Einpersonenhaushalt sind viele der Nahrungsmittel mengenmässig zu gross ausgelegt. Wenn du zu viel Gemüse gekauft hast, kannst du es in eine Salzlake einmachen und mit einem Gewicht beschweren, sodass es nicht aus der Flüssigkeit herausschaut. Carlas Rezept dazu findest du unten. Auf diese Weise kannst du Nahrungsmittel länger behalten. Eine Alternative: dein Tiefkühler. Ist dein Blumenkohl zu gross für dein Vorhaben? Rüste ihn ganz und gib die Hälfte in den Tiefkühler. So brauchst du dich nicht tagelang von Blumenkohl zu ernähren und hast ihn zu einem späteren Zeitpunkt sogar schneller zur Hand. Dein Tiefkühler ist aber nicht nur für Gemüse, Eiscreme und Fertigpizzen da. Kuchen, Brot (in Scheiben vorgeschnitten, wenn du nicht alles auftauen willst), Suppen und die Bolognese, die du im Übereifer grosszügig berechnet hast, lassen sich ebenfalls in der eisigen Kälte gut halten. Achte dabei lediglich darauf, dass du das Essen gut vorportionierst, damit du später nicht wieder vor demselben Problem stehst.

Illustration & Rezept: Carla Opetnik
Illustration & Rezept: Carla Opetnik

Die Kultur des Teilens

Süsses bringen wir gelegentlich zur Schule oder Arbeit mit und teilen es mit anderen. Aber wie steht es um Brot, Nudeln oder Ähnliches? Dort hört es meistens auf. Die Kultur des Mitbringens und Teilens ist in unserer Gesellschaft zu wenig verankert, weil Essen ein Statussymbol ist. Dem kannst du entgegenwirken. Richtet in der Gemeinschaftsküche ein Fach im Kühlschrank ein oder bestimmt einen Tisch, wo sich jeder an dem bedienen darf, was dort landet. Erstellt zu diesem Zweck auch eine Whatsapp-Gruppe. Du hast zu viel Reis gekocht? Frag im Chat nach, ob jemand Lust hätte, am nächsten Tag Reissalat zu essen. Das gemeinschaftliche Denken kannst du natürlich weiterziehen: Lade spontan Freunde oder Nachbarn zum Essen ein oder bring ihnen was vorbei.

Mithilfe von Apps wie Too Good To Go rettest du Lebensmittel-Überschüsse aus gastronomischen Betrieben zu einem tieferen Preis. Trittst du Gruppen bei, wie beispielsweise dem «Stop Foodwaste (Zürich)»-Chat auf Telegram, kannst du ebenfalls Nahrungsmittel miteinander teilen. Das ist auch eine gute Möglichkeit, deinen vollen Kühlschrank zu leeren, kurz bevor du in den Urlaub fährst. Irgendeinen Abnehmer findest du immer. Du musst nur über deinen eigenen Schatten springen, denn leider ist Wegwerfen oft bequemer.

Du hast weitere Tipps? Dann ab in die Kommentarspalte damit. 🥕

23 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


Haushalt
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Kochen
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Haushalt
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Lebensmittel
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Ratgeber

    Sous-vide: Essen aus der Tüte

    von Vanessa Kim

  • Ratgeber

    So reinigst du deine Haushalts- und Küchengeräte richtig

    von Raphael Knecht

  • Ratgeber

    Mit diesen Tipps und Tricks haushaltest du nachhaltig

    von Raphael Knecht

12 Kommentare

Avatar
later