

Von pfui zu hui: So fliest du dein Bad neu

Dein Badezimmer gefällt dir nicht? Dann raus mit den alten Fliesen und rein mit den neuen. Mit ein bisschen Vorwissen ist das gar nicht so schwer.
Mir persönlich missfällt das Badezimmer bei Wohnungsbesichtigungen oft, da dort so viel "falsch" gemacht werden kann. Fliesen gibt es in so vielen verschiedenen Formen, Grössen und Farben, dass die Chance, dass mein Stil getroffen wurde, relativ gering ausfällt. Da sich über Geschmack aber bekanntlich nicht streiten lässt, verurteile ich das ästhetische Empfinden anderer Menschen im Stillen. Ich nehme die Wohnung schliesslich trotzdem.
Es gibt verschiedene Lösungen. Als Mieter kannst du dem Graus mit Fliesenstickern ein Ende bereiten. Diese lassen sich beim Umzug wieder entfernen, sodass sich niemand beschweren kann. Als neuer Eigentümer aber kannst du kurzen Prozess machen, die alten Fliesen herausreissen und neue legen.

Vorbereitung
Die Wahl der Fliesen will überlegt sein. Dabei zählt nicht nur der optische Eindruck, sondern auch der Einsatzbereich. Wie intensiv werden die Fliesen beansprucht, wie viel Trittsicherheit ist sinnvoll? Fürs Badezimmer eignen sich glasierte Keramikfliesen wohl am besten, da sie schmutz- und wasserabweisend sind. Die Abriebgruppen, in welche Keramikfliesen unterteilt werden, geben Aufschluss darüber, wie stark eine Fliesenvariante beansprucht werden kann. Abriebgruppen 1 und 2 eigenen sich zum Beispiel für Wandfliesen im Bad, Abriebgruppe 3 kannst du als Boden verlegen.
Dann solltest du natürlich auch die richtige Menge kaufen, damit du nicht nochmals in den Baumarkt rennen oder, im anderen Fall, den ganzen Rest online verscherbeln musst. Miss dafür deinen Raum aus und rechne anschliessend etwa zehn Prozent für Verschnitt dazu.
Auch wichtig: Arbeitssicherheit. Trage bei den Abrissarbeiten unbedingt Staubschutzmaske, Schutzbrille und Handschuhe, um dich gegen Staub und Splitterteile zu schützen.
Herausreissen
Beim ersten Schritt wird grosses Geschütz aufgefahren, der Bohrhammer kommt zum Einsatz. Achte darauf, dass du einen Fliesenmeissel- oder Flachmeisselaufsatz verwendest, vor allem, wenn du nicht alle Fliesen entfernen willst. Sonst machst du mehr kaputt, als dir lieb ist.
So, nachdem du also den richtigen Aufsatz gewählt hast, klopfst du die Fliesen erst einmal mit einem Schraubenzieher ab, um Hohlräume zu erkennen. Wenn es dumpf klingt, hast du einen solchen gefunden und kannst bei dieser Fliese vorsichtig beginnen. Das ganze Prozedere lässt sich auch von Hand meistern, vor allem bei kleineren Flächen. Hammer (oder Fäustel) und Meissel in einem Winkel von 45 Grad ansetzen und losklopfen.
Soll nur eine einzelne Fliese ersetzt werden, dann muss zuerst die Fugenmasse raus. Dafür nimmst du dir am besten ein Multifunktionswerkzeug, eine Bohrmaschine, einen Winkelschleifer oder Ähnliches mit einem Fräsaufsatz.
Jetzt muss noch der Fliesenkleber weg. Die einfachste Variante stellt hier wohl das Abschleifen dar.
Bodenfliesen legen
Grundsätzlich gilt: Der Boden wird erst gefliest, wenn die Wand fertig ist. Dein Boden, der von Fliesen und Kleber befreit ist, muss nun gründlich geputzt werden. Denn Schmutz, Belagreste und loses Material müssen vollständig entfernt werden, damit dein Fliesenboden auch eben wird. Ist der Boden uneben, kannst du ihn entweder mit einem Lavastein ein wenig abschleifen (bei kleinen Aubesserungen) oder ihn mit Ausgleichsmasse bedecken. Diese ist so flüssig, dass sie den Boden automatisch nivelliert.

Überlege dir im Vorneherein, wie deine Fliesen angeordnet sein sollen. Orientiere dich dabei an deiner gefliesten Wand, damit dein Bad nicht zu wild wird. Nun misst du deine Platten und zeichnest die erste Reihe mit Bleistift an. Du kannst dafür auch eine sogenannte Fliesenhexe verwenden, die als Richtschnur dient. Bei grösseren Räumen empfiehlt es sich, aus der Mitte zu beginnen. Bei der Parallelverlegung, welche sich am besten für Einsteiger eignet, wird erst die Mitte des Raums bestimmt und dann entlang der längeren Seite von der Mitte aus begonnen.

Da ich einen sehr kleinen Bereich fliese, lege ich in der Ecke los. Vor allem bei dieser Methode ist es wichtig, dass du durch Messen oder Auslegen der Fliesen herausfindest, wie die Fliesen am besten verlegt werden. Sonst hast du am Ende unnötig Verschnitt und ein ungleichmässiges Verlegemuster. Jetzt darfst du endlich den Fliesenkleber anmischen. Mische diesen am besten in einem Gummieimer an, dann kannst du die Reste ganz einfach in getrocknetem Zustand herausbrechen.


Den Fliesenkleber kannst du abschnittsweise auftragen. Mit einem gezahnten Kleberspachtel oder einer Zahnkelle lässt sich die Masse gleichmässig verteilen. Dann Platte für Platte auflegen und durch leicht rotierende Bewegungen andrücken. Arbeite mit Abstandshaltern und/oder Fliesenkreuzen, damit die Fugenbreiten gleichmässig sind. Nun mit einem Gummihammer noch richtig festklopfen. Überprüfe mit der Wasserwaage immer wieder, ob auch kein Höhenunterschied besteht. Solange der Kleber noch feucht ist, sind Korrekturen möglich.Für die restlichen Fliesen orientierst du dich an der ersten Reihe. Kleiner Tipp: Mische Fliesen aus den verschiedenen Paketen, damit leichte Farb- oder Musterunterschiede gut verteilt sind.

Die Randfliesen und vor allem Sockel müssen fast in allen Fällen zugeschnitten werden, da die vorgefertigte Fliesengrösse kaum perfekt auf deinen Raum passt. Gerade Kanten lassen sich mit einem Fliesenschneider am schönsten zuschneiden. Für Aussparungen und Ecken eignet sich ein Winkelschleifer (auch Flex genannt) ganz gut. Ausserdem trägst du den Fliesenkleber auf der Rückseite der Sockelfuge auf und nicht an der Wand.


Fliesen verfugen
Ist der Fliesenkleber ausgehärtet, kann verfugt werden. Der Fugenmörtel soll dabei zum Fliesenkleber passen. Wenn du also Flexkleber benutzt hast, solltest du bei diesem Schritt auf Flexmörtel zurückgreifen. Misch den Fugenmörtel im angegebenen Verhältnis zusammen und giesse ihn Abschnitt für Abschnitt auf den Boden. Mit einem Fliesengummi (im besten Fall) verteilst du den Mörtel gleichmässig und diagonal zum Fugenverlauf. Nimm nicht zu viel Mörtel oder trage den Überschuss so gut wie möglich ab, damit du nachher nicht ewig putzen musst. Und die Fuge zwischen Fliesenboden und Sockel nicht mit Fliesenmörtel verfugen.

Sind alle Fugen gefüllt, wartest du bis der Mörtel leicht angetrocknet ist und wischt die Platten mit einem Schwammbrett oder einem normalen Schwamm sauber.

Sockelfuge
Jetzt kommt die noch leere Fuge beim Sockel an die Reihe. Sie wird mit Silikon gefüllt. Klemme dafür die Kartusche in die Presse und spritze die Masse langsam, aber zu Genüge hinein. Das Silikon soll richtig aus der Fuge herausquillen. Hole dir für den nächsten Schritt etwas Seifenlauge aus normalem Spülmittel und sprühe deine Finger kräftig damit ein. Die Lauge verhindert, dass Silikon an deinen Händen kleben bleibt. Drücke die Masse erst mit deinem Zeigefinder in die Fuge, danach kannst du sie mit einem Fugenglätter glattziehen. Auch diesen erst gründlich mit Seifenlauge einsprühen. Wenn nötig, noch einmal mit dem Finger drüberwischen.


Zum Schluss wischst du dir die Schweissperlen von der Stirn, machst einen Schritt zurück und bewunderst das Meisterwerk ganz nach deinem Geschmack.



Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.