

Was ein drahtloser Bodenreiniger und Goethe gemeinsam haben
Spätestens seit Goethes Klassiker «Der Zauberlehrling» weiss die Menschheit, dass der Schrubber keiner Automation bedarf. Kärcher probiert es trotzdem und es funktioniert… mit Vorbehalt.
Seit Jahrhunderten hat sich am Konzept des Bodenschrubbens nichts geändert: Ein Schrubber, ein Lappen und ein Kessel voller Wasser. Mehr braucht es nicht. Das kostet keine 50 Franken und erfüllt seinen Zweck perfekt. Kärcher spielt jetzt den Zauberlehrling und haucht dem Schrubber Leben ein. Für über 300 Franken. Im Gegensatz zu Goethes Gedicht ist der Kärcher aber keinesfalls vollautomatisch, du musst immer noch selber schrubben.

Bist schon lange Knecht gewesen, nun erfülle meinen Willen!
«FC 3» heisst das Gerät und es verspricht, kabellos Böden zu reinigen. Das macht mein Schrubber auch. Der «FC 3» hat aber zwei Mikrofaserrollen, die sich dank einem Akku selbstständig bewegen. Walle! Walle, manche Strecke. Auch das Wasser braucht sich beim «FC 3» nicht zum Bade zu ergiessen. Das Gerät hat nämlich einen Wassertank und einen Tank fürs Abwasser. Auf Knopfdruck lebt der Bodenreiniger nach meinem Willen und die Rollen beginnen zu drehen. Soweit die Theorie. Dass nicht alles immer so tut, wie es sollte, weiss ich nicht erst seit Goethes Gedicht. Es tut sich zunächst gar nichts, der Akku leer ist. Hier kommt schon der erste Haken: Mein altmodischer Wischmobb funktioniert immer.

In die Ecke, Besen! Besen!
Der elektrische Mobb steht dank dem mitgelieferten Ständer ganz artig in der Ecke und lässt sich dort mit dem mitgelieferten Kabel laden. Wer sich «Quick Charge» von seinem Handy gewöhnt ist, der braucht Geduld. Viel Geduld. Es hat bei mir über vier Stunden gedauert, bis der Akku ganz geladen war. Zu lange, wenn du bedenkst, dass der Akku gerade mal 20 Minuten hält. Das wäre unserem Zauberlehrling wohl mehr als recht gewesen, hätte der Spuk nur 20 Minuten gedauert. Hast du eine grosse Wohnung, könnte die recht kurze Laufzeit aber zum Problem werden. Besser gelöst ist dagegen das Befüllen des Wassertanks. Der Tank lässt sich leicht abnehmen und unter dem Wasserhahn füllen. Kärcher gibt dir eine homöopathische Dosis Reinigungs- und Anti-Schaum-Mittel mit und rät davon ab, andere Mittel zu benutzen. Diesen Rat habe ich missachtet und ganz normalen Allzweckreiniger zum Wasser gegeben. Wer will denn schon viel zu teures Spezialputzmittel kaufen?

Und nun kann ich hoffen, und ich atme frei!
Das mit dem Allzweckreiniger funktioniert wunderbar. Die Rollen drehen auf Knopfdruck und ziehen den «FC 3» ohne grossen Kraftaufwand über den Boden. Das Teil kommt sowohl mit meinem «aus Versehen» ausgeschütteten Kaffee, als auch mit hartnäckigeren Flecken problemlos klar. Während ich beim konventionellen Schrubber teilweise mit deutlichem Druck auf die Flecken einwirken muss, kann ich mit dem Kärcher einfach ein paar Mal über die Flecken fahren und sie sind verschwunden.

Voraussetzung ist, dass der Boden zuvor mit dem Staubsauger von Krümeln befreit wurde. Das ist beim Wischmobb nicht anders. Und im Gegensatz zum Goethe-Gedicht wird es nicht «nass und nässer», sondern lediglich leicht feucht auf dem Küchenboden. Das werte ich als klaren Vorteil gegenüber dem Wischmobb, bei dem man gerne mal etwas zu viel Wasser in der Küche verteilt. Nach getaner Arbeit lassen sich die Rollen leicht entfernen. Um den Schmutztank nicht gleich wieder auf den frisch gefegten Boden auszuschütten, braucht es etwas mehr Übung. Ich bin aber ein grosser Tollpatsch, weshalb ich diesen Punkt nicht als negativ werten kann. Normale Menschen kommen mit dem System sicher klar.

Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.
Brauchst du den «FC 3»? Nein. Kauf dir lieber einen normalen Wischmobb und spare 90 Prozent. Das Teil ist zwar toll, aber schlicht zu teuer. Du bist nicht zwingend schneller mit dem Bodenreiniger von Kärcher und der Boden wird auch nicht zwingend sauberer. Du putzt aber mit weniger Anstrengung, es gibt keinen Wasserschaden und viel Platz braucht das Ding im Putzschrank auch nicht. Bevor du es also Goethes Zauberlehrling gleichtust und deinem alten Wischmobb mit Magie Leben einhauchen willst, kaufst du dir dann doch lieber diesen drahtlosen Wischer.


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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.