Produkttest

«Was schön designt ist, ist scheisse.»

Die skandinavische Marke Steamery setzt mit ihrem Stoffrasierer «Pilo» nicht nur auf ein schickes Design, sondern sagt auch Pilling den Kampf an. Ob das stimmt, sehe ich mir genauer an.

«Was ist das?», werde ich nonstop von vorbeigehenden Arbeitskollegen gefragt. «Ist das ein Sex Toy?» Nein, das ist «Pilo», der seit einigen Tagen auf meinem Pult auf seinen Einsatz wartet. Die frappante Ähnlichkeit mit einem Sexspielzeug ist mir Naivchen erst auf den zweiten Blick aufgefallen. Das ovale Etwas ist in Wirklichkeit ein hübscher Stoffrasierer, der Knötchen, auch Pilling genannt, von deinen Strickwaren entfernt. Kein Wunder, dass dahinter der skandinavische Brand Steamery steckt, der Design mit Funktionalität verbindet. In meinen Augen gekonnt, denn es benötigt viel, um mich für einen banalen Haushaltsgegenstand zu begeistern. Ob bei Pilo auch die inneren Werte stimmen, will ich nun herausfinden.

Die Hersteller-Spezifikationen

  • 50 Minuten kontinuierliche Stoffrasur
  • automatische Abschaltung beim Entfernen der Alu-Rasiererabdeckung
  • USB-Aufladung (mitgeliefertes USB-Kabel)
  • Ladezeit des Akkus: 5 Stunden
  • Leistung: 5 W
  • eignet sich für Stoffarten wie Wolle, Kaschmir, Merino oder Alpaka

Neben dem Gerät ist im Lieferumfang ein Reinigungsbürsteli, ein Handbuch und ein USB-Kabel enthalten. Letzterem sei dank benötige ich keine Batterie fürs Aufladen, da ich nie eine griffbereit habe.

Die Haptik

Nicht nur die Optik, sondern auch die Haptik überzeugt: Die Oberfläche hat ein samtiges Soft Touch Finish, das den Stoffrasierer griffig macht. Was ich nicht verstehe, ist die ergonomisch vorgeformte Fingermulde. Wenn ich den Pilo so halte, wie es der Hersteller vorsieht, habe ich bereits nach wenigen Sekunden einen Krampf in der Hand. Damit das ganze Prozedere nicht zum Kraftakt wird, halte ich ihn nach meinem Ermessen.

Gemäss Hersteller musst du den Pilo so halten.
Gemäss Hersteller musst du den Pilo so halten.
Auf diese Art ist es aber bequemer.
Auf diese Art ist es aber bequemer.

Los geht's

Ich schalte das Gerät ein und werde von einem lauten Surren überrascht. Wow, das hätte ich dem Teil gar nicht zugetraut. Ob das an seiner angeblichen Power liegt? Ich bin gespannt. Da ich etwas misstrauisch bin, wage ich meinen ersten Versuch auf einem hellbeigen Pullover, dessen Stoff einen robusten Eindruck macht. Mehr kann ich zum Material nicht sagen, da ich das (scheinbar kratzige) Etikett abgeschnitten habe.

Vorher.
Vorher.
Nachher: Die dunklen Schatten (Pilling) sind fast weg.
Nachher: Die dunklen Schatten (Pilling) sind fast weg.

Wichtig: Beim Rasieren darfst du das Kleidungsstück nicht anhaben. Leg es stattdessen auf eine flache Oberfläche und streiche es glatt. Das ist gut zu wissen, denn ich habe meine Pullis bisher immer im Stehen on the go «geschoren». Langsam fahre ich über den Strick und übe dabei einen leichten Druck aus. Das Resultat ist okay. Für den Preis hätte ich mehr erwartet. Ob das an den weissen Fusseln liegt? Ich hole einen Entfussler in Rollerform aus meinem Putzschrank und fahre in groben Bewegungen erneut über den Pullover. Ah, das Ganze sieht schon besser aus. Von der angeblichen Extra-Power merke ich bei Pilo wenig. Ob es mit einem Oberteil aus Feinstrick besser klappt?

Als nächstes ist mein Kaschmirpullover dran, der so aussieht, als ob er stark gelitten hätte. Dabei ist er erst seit drei Monaten in meinem Besitz. Erneut fahre ich mit Pilo über die einzelnen Pillings und dehne die Stellen, die ich gerade am Bearbeiten bin. Siehe da. Hier klappt das Unterfangen schon besser. Das Luxus-Ei funktioniert scheinbar nur auf hochwertigen Materialien. Mein Pullover sieht wie neu aus. Yass.

Vorher.
Vorher.
Nachher.
Nachher.

Das Versprechen

Ich will wissen, ob das Gerät tatsächlich 50 Minuten Saft hat. Hierfür lade ich den Pilo fünf Stunden lang auf und lasse den rosa Apparat laufen, bis er von alleine abstellt. Hierfür stoppe ich mit meinem Handy die Zeit. Während der Pilo surrt, ziehe ich mir eine Netflix-Serie rein. Zuerst habe ich Bedenken, ob ich überhaupt merke, wann das Gerät verstummt, aber bei dem Lärm kann das Experiment nur klappen. Ich soll recht behalten: Nach genau 41:08 Minuten verstummt der Stoffrasierer. Knapp daneben ist auch vorbei. Liebe Hersteller: Rundet die definitive Rasurdauer das nächste Mal lieber ab statt auf, sonst sind die Konsumenten enttäuscht.

Zweitmeinung

Ich will es genau wissen und frage meinen Redaktionskollegen Simon Balissat, ob er das Gerät spontan und ohne jegliches Know-how vor der Kamera für mich testen möchte, um zu sehen, ob er meine Meinung teilt. Hier siehst du das Ergebnis:

Fazit

Die anfängliche Euphorie hat sich bei mir schnell gelegt und meine Befürchtung bewahrheitet: Das Gerät ist mehr Schein als Sein. Zwar entpillt Pilo meine teuren Feinstricksachen, nicht aber meine anderen Pullis. Ausserdem dauert mir das Prozedere zu lange. Für 49 Franken habe ich mehr erwartet und wünsche mir ein Gerät, das Fein- sowie Grobstrick bändigt und schneller als günstigere Konkurrenzprodukte ist. Weil mehrere Versprechen vom Hersteller nicht eingehalten wurden, kann ich dir Pilo nicht empfehlen.

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Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt. 


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