

Werde ich mit selbstgedruckten Nerd-Guetzliformen zum Fan von Weihnachtsguetzli?

Du hasst Weihnachtsguetzlibacken? Ich auch. Deshalb habe ich mir Nerd-Guetzliformen mit dem 3D-Drucker gemacht, in der Hoffnung, lieber zu backen.
Am Wochenende backe ich mit meiner Familie Weihnachtsguetzli. Nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Ich bin ein richtiger Grinch und mir graut vor allem, was mit Weihnachten zu tun hat. Gerne hätte ich zumindest mehr Spass am Backen. So würde ich meiner Frau und meinem Sohn durch mein grinchhaftes Verhalten nicht den Spass am Backen nehmen. Währenddem ich die Guetzli so aussteche, denke ich an vergangene Tage.
Als Kind habe ich an verschneiten Sonntagen – ja, damals gab es sowas wie Schnee im Mittelland noch – immer sehr gerne mit meiner Mutter gebacken. Meine bevorzugte Tätigkeit war das Ausstechen mit meiner Lieblings-Guetzliform, dem Pilz. Bei all den schönen Kindheitserinnerungen, habe ich tatsächlich mehr Spass am Backen. Dennoch hält er sich in Grenzen, aber immerhin graut mir nicht mehr davor.
Wie könnte ich noch noch mehr Lust aufs Guetzlibacken bekommen? Ich hab’s: Mit selbst gedruckten, Nerd friendly Guetzliformen. Ich schaue mich kurz auf Thingiverse um. Jetzt bin ich wirklich angefixt. Die 3D-Druck-Community auf der Seite hat sich bereits intensiv mit dem Thema Nerd-Guetzliform auseinandergesetzt. Jetzt muss ich eine Auswahl treffen und Montagmorgen den 3D-Drucker im Büro anwerfen. Hätte ich die Guetzliformen doch jetzt schon.
Nerdiges zum Ausstechen
In Anlehnung an meine Lieblings-Guetzliform aus der Kindheit, entscheide ich mich als erstes für den Mario-Pilz. Mit dem wird Mario erst recht zum Super Mario. Apropos Super: Meine Superhelden mag ich dunkel und nachdenklich. Deshalb wähle ich als zweites das Bat-Signal. Wer fliegt wie eine Fledermaus? Der Golden Snitch. Meine Frau ist riesiger Harry Potter Fan, also muss auch noch was aus dem Potter-Universum rein. Wobei wir beim Universum wären. Da muss ich immer an R2D2 denken und deshalb wähle ich den als vierte Form. Formen fliegen bei Tetris von oben nach unten, deshalb muss ich auch mein lieblings Tetrimino, das T, drucken.

Das Drucken der Formen dauert nicht lange. Nach ein paar Stunden halte ich sie alle in den Händen. Nachdem ich mich am Wochenende geradezu zum Backen prügeln musste, verspüre ich nun eine unbändige Lust, die Guetzliformen auszuprobieren. Da ich immer etwas später zu Hause bin, frage ich meine Frau, ob sie mir Zutaten für Mailänderli besorgt. Ich will am Abend gleich den Ofen anwerfen. «Wie viel willst du machen?», fragt mich meine Frau. «Keine Ahnung, ein Kilo. Ich nehme sie dann mit zur Arbeit. Die werden schon hungrig sein.» Die Stille am anderen Ende der Leitung sagt mir, dass ich bei der Menge komplett daneben liege. «Ein Kilo ist etwas gar viel.» «Passt schon!», sage ich.

Backstunden
Mit den fünf nerdigen Guetzliformen im Gepäck mache ich mich auf nach Hause, um zu backen. Der Teig ist schnell gemacht, auch wenn der riesige Klumpen vor mir wohl doch etwas gar viel ist.

Selbstverständlich starte ich mit dem Mario-Pilz. Den Teig rolle ich sehr schnell aus, ich kann es kaum mehr erwarten. Genüsslich drücke ich die Form in den Teig. Ich versuche sie wieder zu heben... Nein, der Teig bleibt in der Form kleben. Ich versuche ihn herauszulösen. Mist, mir brechen Teile ab. Ich versuche es nochmal. Wieder das selbe Spiel. Genervt lege ich den Mario-Pilz erstmal zur Seite, und versuche es mit der Batman-Form. Die funktioniert ausgezeichnet. Auch der Golden Snitch und das Tetrimino T kommen eingermassen gut. Jetzt bin ich wieder motivierter bei der Sache.
Bis zu R2D2. Ich drücke die Form in den Teig, hebe sie wieder an und selbstverständlich klebt die ganze Masse in der Form. Zuerst versuche ich sie vorsichtig herauszulösen. Funktioniert nicht. Ich versuche es mit etwas mehr Gewalt. Funktioniert besser, aber jetzt ist R2D2 in mehreren Teilen. Es hat sich Ausge-beep-bee-bee-boop-bee-doo-weept. Enttäuscht lege ich R2D2 zum Mario-Pilz. Immerhin funktionieren drei der fünf Formen, denke ich mir.

Ich mache weiter und rolle nochmal Teig aus für die anderen Formen. Bin ich dumm! Es ist logisch, dass Mario-Pilz und R2D2 nicht funktioniert haben. Ich habe den Teig viel zu dick ausgerollt und dadurch ist er zu weit in die Formen eingedrungen. Jetzt rolle ich etwas mehr und versuche es erneut. Juhu, es funktioniert. Der Mario-Pilz ist immer noch etwas brüchig, aber immerhin. R2D2 kommt gut. Jetzt muss ich nur noch das Kilo Teig verbrauchen.
Backüberdruss
Nach drei Blechen legt sich meine Euphorie wieder. Mehr noch, sie kehrt sich wieder ins Gegenteil. Ich war, bin und bleibe kein Fan von Weihnachtsguetzlibacken. Das können auch alle R2D2s und Tetriminos dieser Welt nicht ändern. Es ist langweilig, mühsam und sowieso habe ich nach dem Backen nicht wirklich Lust auf die fertigen Guetzli, weil mir bereits vom Teig schlecht ist. Ich kann einfach nicht widerstehen. Künftig drucke ich lediglich die Guetzliformen, sollen sich andere ums Backen kümmern.
Mit diesem Gedanken verpacke ich den übrigen Teig in Folie und stelle ihn in den Tiefkühler. Nachdem ich diesen geschlossen habe, blicke ich in die besserwisserischen Augen meiner Frau. «Ich hab dir gesagt, dass ein Kilo etwas viel ist.» Mist, jetzt muss ich den restlichen Teig wohl ein anderes Mal doch noch backen, und kann ihn nicht bis nächsten Winter im Kühler «vergessen» und dann einfach wegwerfen.



Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.