Produkttest

Asus ZenBook Pro: Bloss eine Spielerei?

Martin Jud
27.7.2018

Asus hat es wirklich getan. Sie lassen ein Feature wiederaufleben, mit welchem Sharp im Jahr 2009 nur minderen Erfolg verbuchen konnte. Ob das Zweitdisplay-Touchpad so magic ist, wie es beworben wird, zeigt dieses Review. Ausserdem lote ich die Leistung abseits des Eyecatchers aus.

Die Idee des Zweitdisplay-Touchpads im ZenBook Pro, welches Asus «ScreenPad» nennt, ist nicht neu. 2009 stellte Sharp das Mebius PC-NJ70A vor, mit welchem das beinahe gleiche Feature auf den Markt gebracht wurde. Damals hatte das Zweitdisplay-Touchpad eine Auflösung von 854×480 Pixel und verfügte über einen Pen, mit welchem sowohl gezeichnet wie auch geschrieben werden konnte (Handschrifterkennung).

Warum das Teil kein grosser Erfolg wurde, ist schwer zu sagen. Doch möglicherweise war die Welt damals einfach nicht bereit dafür. Ob es die Welt heute ist, werden wir sehen. Gut möglich, denn Apple hat Sharps Idee ja auch in abgewandelter Form mit der Touch Bar auf den Markt geworfen. Wenn auch mit holprigem Start.

Das ScreenPad von Asus verfügt leider nicht über eine Handschrifterkennung, und du kannst damit auch nicht zeichnen. Dafür bietet es einen kompletten Second Screen, Apps und eine 1080p-Auflösung.

ASUS ZenBook Pro 15 UX580GD-BN017T (15.60", Intel Core i7-8750H, 16 GB, 1000 GB, CH)
Notebook

ASUS ZenBook Pro 15 UX580GD-BN017T

15.60", Intel Core i7-8750H, 16 GB, 1000 GB, CH

Doch lass uns erstmal einen Blick auf die inneren Werte werfen. Folgendes bringt das Asus ZenBook Pro UX580GD-BN017T mit sich:

  • Intel Core i7-8750H
  • Nvidia GeForce GTX 1050
  • 16 GB RAM (SO-DIMM, DDR4-2400, 2 x 8 GB SanMax M471A1K44BM0-CRC)
  • 1 TB SSD (Samsung MZVLB1T0HALR-00000, M.2 PCIe 3.0 x4)
  • 15.6” Full-HD-IPS-Display (entspiegelt und werkseitig farbkalibriert)
  • 5.5” ScreenPad (Full-HD-Display und Touchpad in einem)
  • Fingerabdruckscanner
  • Lautsprecher, Mikrofon und Frontkamera
  • 8-Zellen Li-Ionen-Akku mit 71 Wh
  • Windows 10 Home

Design und Anschlüsse

Gutes Aussehen empfinde ich bei einem Notebook als zweitrangig. Dennoch stehe ich auf gebürstetes Aluminium: Das Material fühlt sich einfach geil an. Daher gibt es von mir bereits nach dem Unboxing einen kleinen Daumenzeig nach unten. Denn obschon Asus Aluminiumlegierungen verwendet, fühlt sich das Material eher wie Plastik an. Mag vielleicht daran liegen, dass hier ein kompliziertes Herstellungsverfahren angewendet wird (40-Steps Spun-Metal Finish) und die Metall-Schichten, wie ich vermute, dadurch dünner sind, als bei anderen Produkten.

Schön schaut es aus, doch fühlt sich das Aluminium für mich wie Plastik an.
Schön schaut es aus, doch fühlt sich das Aluminium für mich wie Plastik an.

Das ZenBook Pro bringt 1.89 kg auf die Wage. Es ist 36.5 cm breit, 25.1 cm lang und misst eine Höhe von 1.89 cm. Damit ist es 1 mm höher, als das Asus ROG Zephyrus und beinahe so dünn wie ein Ultrabook.

Da die Lüftung des Notebooks auf der Rückseite ihren Dienst tut, sind sämtliche Anschlüsse seitlich angebracht. Auf der linken Seite finden sich der Netzanschluss, ein HDMI-Anschluss und zwei Anschlüsse für Thunderbolt 3 (respektive USB-C). Die rechte Seite bietet zwei USB-Anschlüsse 3.0 Type-A, einen MicroSD Slot und ein kombinierter Klinkenanschluss für Kopfhörer und Mikrofon. Falls du das Notebook mittels Netzwerkkabel ins Internet bringen möchtest, kannst du dies mit dem mitgelieferten Gigabit LAN Adapter (USB 3.0).

Farbkalibriertes Display

Asus verbaut bei dieser Version des ZenBook Pro ein werkseitig farbkalibriertes 15.6”-«NanoEdge Display» mit PANTONE-Zertifizierung. Zusammen mit der IPS-Technologie erhält man somit natürliche Farben und die Möglichkeit, das Notebook auch im grafischen Bereich professionell einzusetzen. Gut gefällt auch die Blickwinkelstabilität von 178 Grad.

Das Display des ZenBook Pro ist werkseitig farbkalibriert.
Das Display des ZenBook Pro ist werkseitig farbkalibriert.

Ansonsten ist das Display entspiegelt und bietet eine Auflösung von 1920×1080 Pixel. Wer schon mal ein Notebook mit über 100 Hz Bildwiederholrate hatte, wird bei diesem Teil allenfalls nicht gänzlich glücklich. Hier sind 60 Hz gegeben.

Asus ScreenPad

Ohne Frage ist das ScreenPad der Eyecatcher dieses Notebooks. Natürlich kannst du das ScreenPad auch als hundskommunes Touchpad verwenden. Dann leuchtet nichts und keiner käme auf die Idee, dass hier nicht nur drauf rumgewischt und geklickt werden kann. Mittels Taste kannst du es auch gänzlich deaktivieren oder die beiden Modi «ScreenPad Modus» oder «Erweitertes Display» gebrauchen.

Der ScreenPad Modus ermöglicht es, ausgewählte Desktop-Apps auf das Pad auszulagern. Asus stellt Entwicklern dazu auch eine API zur Verfügung. In diesem Modus siehst du vorerst nur ein Hintergrundbild, welches frei definierbar ist. Du kannst das Pad nun wie ein Touchpad verwenden.

Mit einem Wisch nach unten können im ScreenPad Modus Apps gestartet werden.
Mit einem Wisch nach unten können im ScreenPad Modus Apps gestartet werden.

Mit einem Wisch nach unten gelangst du dann zum ScreenPad Launcher und kannst die entsprechende App auswählen. Neben Taschenrecher, Musik-Player, Kalender oder einem Zahlenblock, kannst du beispielsweise auch erweiterte Funktionen zu Office verwenden und damit Texte formatieren. Oder du lädst dir eine Extention zu Chrome herunter, welche Youtube auf das Pad auslagert.

Die Apps können den eigenen Workflow beschleunigen.
Die Apps können den eigenen Workflow beschleunigen.

Am Besten gefällt mir der Modus «Erweitertes Display». Damit bekommst du einen zweiten Bildschirm mit 5.5” und Full-HD-Auflösung. Skype, Whatsapp und Co. sind richtiggehend dazu prädestiniert, solltest du nicht wollen, dass andere anwesende Personen alles mitlesen. Selbstverständlich kannst du auch in diesem Modus die Maus mit dem Touchpad bedienen.

Mit dem zweiten Display lassen sich viele unsinnige und sinnige Dinge anstellen.
Mit dem zweiten Display lassen sich viele unsinnige und sinnige Dinge anstellen.

Falls du die Helligkeit des Pads regeln möchtest, kannst du das übrigens über die Optionen, welche im ScreenPad Modus aufgerufen werden.

Tastatur und Fingerabdrucksensor

Der Tastenhub des verbauten Keyboards hat 1.5 mm. Es tippt sich darauf äusserst angenehm und relativ leise. Ausserdem ist da ein fühlbarer Widerstand, was ich sehr begrüsse. Die Hintergrundbeleuchtung der Tastatur kann in drei Stufen eingestellt werden.

Die Tastenbelegung ist teilweise gewöhnungsbedürftig. Der Fingerabdrucksensor funktioniert tadellos.
Die Tastenbelegung ist teilweise gewöhnungsbedürftig. Der Fingerabdrucksensor funktioniert tadellos.

Doch finde ich auch negative Punkte. So hat die Tastatur keinen Zahlenblock. Ausserdem nervt mich, dass die rechte Pfeiltaste nicht ganz unten rechts angebracht ist. Denn da ist eine FN-Taste, welche ich viel zu oft fälschlicherweise erwische. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

Dafür kann beim Fingerabdrucksensor nichts moniert werden. Du legst deinen Finger auf und bist drin. Fehlerkennungen gab es bei mir nicht.

Harman Kardon Sound

Asus spricht bei den beiden verbauten Lautsprechern von der nächsten Stufe der «Asus SonicMaster Audiotechnologie». Klingt nett, doch irgendwie auch nach Marketing-Blabla. Der Klang wird unterhalb des Chassis im vorderen Bereich auf der rechten und linken Seite gegen den Tisch abgegeben. Und ja, er klingt nicht schlecht, aber es fehlt ihm irgendwie an Wumms. Insbesondere wenn du das Notebook vom Tisch hebst oder auf dem Schoss hast. Dann verändert sich das Klangfeld augenblicklich und klingt ein wenig nach Ohrenkrebs.

Solange das Notebook auf dem Tisch steht, klingt der Sound OK.
Solange das Notebook auf dem Tisch steht, klingt der Sound OK.

Ferner stört auch folgendes: Sobald du deine Hände auf das Chassis legst, kannst du den ganzen Sound mitfühlen. Und zwar nicht nur die Bässe – alles vibriert. Würde ich einen Pamir tragen, könnte ich wohl recht Präzise das richtige Musikstück erraten. Anfangs fand ich das Soundfühlen irgendwie cool. Dann hat’s genervt. Doch mit der Zeit gewöhnst du dich daran und merkst nicht mehr, dass du ständig ein Kribbeln fühlst. Es ist in etwa wie bei einem Kläranlagen-Besuch, wo du nach 20 Minuten auch keinen Geruchssinn mehr hast.

Akku

Der 8-Zellen Li-Ionen-Akku mit 71 Wh ist grosszügiger dimensioniert als in so manch anderem Notebook. Jedoch ziehen Grafikkarte und Prozessor mächtig Energie.

Bei einer Stunde und fünf Minuten warnt Windows. Nach einer Stunde und zwölf Minuten fährt sich das Notebook herunter.
Bei einer Stunde und fünf Minuten warnt Windows. Nach einer Stunde und zwölf Minuten fährt sich das Notebook herunter.

Lasse ich den Stress-Test HeavyLoad laufen, der sämtliche Hardware an seine Grenzen bringt, geht dem Notebook nach einer Stunde und zwölf Minuten der Saft aus. Damit steht das ZenBook Pro schon mal besser da, als das Gamer-Notebook Asus ROG Zephyrus, welches mit dem selben Prozessor, einer Nvidia GeForce GTX 1080 Max-Q-Design und 50-Wh-Akku auf mickrige 32 Minuten Laufzeit kommt.

CPU

Der Intel Core i7-8750H ist ein performanter mobiler 64-bit Hexa-Core-High-End-Prozessor. Er wurde Anfang 2018 eingeführt und basiert auf der Coffee-Lake-Mikroarchitektur. Hergestellt wird er mit Intels verbessertem 14-nm++-Prozess der dritten Generation.

Der i7-8750H arbeitet mit einer Taktrate von 2.2 GHz und weist einen TDP von 45 W auf. Ausserdem hat er einen Turbo-Boost von bis zu 4.1 GHz. Der Prozessor an sich unterstützt bis zu 64 GB DDR4-2666 RAM (Dual-Channel). Auf dem Chip steckt auch Intels UHD Graphics 630 GPU.

Grafikkarte

Die Mittelklasse-GPU Nvidia GeForce GTX 1050 basiert auf der Pascal-Architektur. Die Version mit 4 GB GDDR5-Arbeitsspeicher (Anbindung über 128-Bit-Interface) wurde im Januar 2017 vorgestellt. Sie wird im 14-nm-Verfahren hergestellt und arbeitet mit einer Frequenz von 1354 MHz (Boost von 1493 MHz). Die Leistungsaufnahme der Karte beträgt 40-50 Watt. Die Leistung der Karte kann je nach verwendetem Kühlsystem und Gehäuse schwanken.

Performance

Obschon das ZenBook Pro äusserlich eher schlicht gehalten daherkommt, ist es auch fürs Gamen geeignet. Wie viel Leistung du erwarten kannst, zeigt der Fire Strike Benchmark von 3DMark sowie der Ingame-Benchmark von Far Cry 5. Um die Thread-Abhängige Performance zu testen, verwende ich Cinebench R15.

Cinebench R15

Der Cinebench von Maxon ist nicht wirklich zum Testen der Gaming Performance geeignet, da er bis 256 CPU-Threads skaliert und sich auf Floating Point Performance fokussiert (die Berechnungen für Cinema 4D, die Mutter dieses Benchmarks, werden normalerweise auf grossen Serverfarmen gemacht). Das bedeutet, dass Prozessoren mit mehr Cores immer ein besseres Resultat liefern. Heutige Games und Office-Anwendungen unterstützen meist nur zwei, vier oder sechs CPU-Cores – das heisst bis zu zwölf Threads.

Falls du also gerne Prozessoren mit Cinebench R15 vergleichen möchtest, geht das nur, wenn beide Prozessoren über gleich viele Threads verfügen.

Und so schlägt sich das ZenBook Pro beim Cinebench:

Der OpenGL-Test erreicht gute 111.62 fps. Beinahe das selbe Resultat, wie beim Asus ROG Zephyrus mit der GTX 1080 (110.31 fps). Das lässt etwas aufhorchen, da hier ja nur eine GTX 1050 verbaut ist.

Der Prozessor erreicht einen Score von 1182 und übertrifft damit das Zephyrus-Notebook (1131 Punkte), obschon dieses den exakt selben Prozessor verbaut hat.

3DMark Fire Strike

Beim DirectX-Benchmark Fire Strike zeigt sich, wie viel Power das Notebook in Sachen Gaming bringt.

Am Resultat sieht man deutlich, dass hier eine Mittelklasse-Grafikkarte verbaut ist. Die 5135 erreichten Punkte sehen im Vergleich zum Asus ROG Zephyrus mikrig aus. Denn dieses erreicht mit High-End-Grafikpower ganze 14 876 Punkte. Falls du das Resultat des ZenBook Pro auf der Website von 3DMark vergleichen möchtest, findest du es hier.

AAA-Titel: Far Cry 5

Bist du schleichend in den Wäldern unterwegs, kannst du Far Cry 5 auf diesem Notebook auch mit hoher oder ultra Qualität spielen. Doch sobald es hektisch wird und ich mich schnell um die eigene Achse drehe, empfinde ich das Game nur noch mit normaler Qualität als spielbar.

Der gameinterne Benchmark enthält keine schnellen Dreher, weshalb die Framerate hier bei 1920×1080 Pixel und Ultra-Qualität noch immer auf durchschnittliche 36 fps kommt (minimal 30, maximal 44 fps). Stufe ich die Qualität auf hoch runter, erreiche ich durchschnittliche 39 fps (minimal 34, maximal 50 fps).

Mit meinen bevorzugten normalen Qualitätseinstellungen werden durchschnittliche 42 fps erreicht (minimal 35, maximal 52 fps). Um einen letzten Vergleich zum Asus ROG Zephyrus zu ziehen: Dieses schafft mit gleicher Auflösung dank GTX 1080 ganze 54 bis 89 fps in Ultra-Qualität.

Fazit

Mit dem ZenBook Pro UX580GD-BN017T bekommst du ein schlicht designtes Notebook, das dank starkem 6-Kern-Prozessor und Mittelklassen-GPU das Prädikat «Pro» absolut verdient hat. Dazu tragen auch die 16 GB RAM, die 1 TB SSD sowie das werkseitig farbkalibrierte 15.6” Full-HD-IPS-Display bei, welches mich als Photoshop-Fan in seinen Bann zieht.

Das ScreenPad ist ein nettes Gimmick, welches bei geschickter Verwendung der verfügbaren Apps auch den Workflow beschleunigen kann. Ansonsten ist es in erster Linie eine Spielerei, denn verwendest du es als Second Screen, ist es wegen den 5.5” nicht für alle Anwendungen geeignet. Da bevorzuge ich einen richtigen Monitor als Zweitdisplay. Dennoch ist gerade diese Funktion meine liebste. Denn wenn du vertrauliche Inhalte in einem belebten Büro ansehen möchtest, bist du damit klar im Vorteil.

Die einzige Achillesferse, welche ich ausmachen kann, sind die verbauten Lautsprecher. So klingt der Sound nur OK, solange das ZenBook Pro auf einem Tisch steht. Hebst du es nur leicht an, wirst du beim Musikhören alles andere als Freude empfinden. Ausserdem vibriert bei der Soundwiedergabe das Chassis so stark, dass du jede Frequenz mitfühlen kannst.

Falls du mit der nicht ganz optimalen Soundqualität leben kannst, bekommst du mit dem ZenBook Pro ein gut verarbeitetes und spannendes Notebook mit viel Power.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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