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Babyflaute nach Babyboom: So wenige Geburten wie seit zehn Jahren nicht mehr

Katja Fischer
20.10.2023

Während der Pandemie kamen in der Schweiz so viele Babys wie schon lange nicht mehr zur Welt. Jetzt folgt der Einbruch: Gemäss neuem Statistik-Bericht ist die Geburtenrate auf einem Tiefststand seit 2012. Expertinnen rätseln über die Gründe.

Der kurze Babyboom ist vorbei. Das geht aus dem neu veröffentlichten Bericht des Bundesamts für Statistik (BFS) hervor: Im Jahr 2022 kamen in der Schweiz noch 82 371 Kinder zur Welt – das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr. Im Pandemiejahr 2021 waren es 89 644. Das war aber ein vergleichsweise «geburtenstarkes Jahr», wie das BFS am Donnerstag mitteilte.

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    2021 gab’s so viele Babys wie schon lange nicht mehr

    von Katja Fischer

Geburtenreiches Vorjahr hin oder her – der Knick ist gross, es ist der tiefste Wert seit 2012. Oder wie es das BFS ausdrückt: Es handle sich um einen «ausgeprägten Rückgang der Lebendgeburten».

Die tiefe Geburtenzahl wird wohl auch keine Ausnahme bleiben. Das prognostizieren aktuelle, provisorische Zahlen aus Städten: In Zürich sind zwischen Januar und Juni 2023 etwa gleich viele Babys wie 2022 zur Welt gekommen. Auch in Bern deutet alles darauf hin, dass die Werte 2023 mindestens so tief bleiben wie im Vorjahr.

Nach der Krise bleiben die Zukunftssorgen

Auf Gründe will sich das BFS nicht festlegen. Es kämen «mehrere Ursachen» für den Knick infrage, heisst es. Eine Kombination von Faktoren wie die finanzielle Lage und Sorgen um die Zukunft etwa.

Tatsächlich sind Geburteneinbrüche nach Krisen wie einer Pandemie ein häufiges Phänomen. Das könne mit der Angst vor einer Verschlechterung der gesundheitlichen oder sozialen Bedingungen zusammenhängen, sagte Léo Pomar von der Universität Lausanne im Frühling gegenüber der «Sonntags Zeitung». Er hat die Entwicklung der Geburten nach den ersten Lockdowns in 24 europäischen Ländern untersucht. «Danach kommt es häufig zu einer Erholung der Geburten, teilweise sogar zu einer Kompensation», sagt er.

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Allerdings braucht die Erholung eine gewisse Zeit, wie Susanne Grylka weiss. Die Leiterin der Forschung am Institut für Hebammenwissenschaft und reproduktive Gesundheit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hat zu den Auswirkungen von Weltkrisen auf die Geburtenzahl recherchiert. Dabei hat sie herausgefunden, dass sich die Geburtenzahlen nach einer Krise eher langsam erholen. Jüngere Paare, bei denen die Familienplanung nicht eile, würden wegen anhaltender Unsicherheiten das Kinderkriegen aufschieben. «Auch jetzt noch denken sich wahrscheinlich viele Paare, warten wir noch ein bisschen ab, bis wir eine Familie gründen», so Grylka gegenüber «Der Bund».

Noch seien das aber lediglich Mutmassungen. Es fehle eine gross angelegte Studie, in der Paare im fruchtbaren Alter befragt werden. Fest steht für sie hingegen: «Der Geburtenrückgang ist eine Tendenz, keine einjährige Sache.»

Titelfoto: Shutterstock

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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