
Hinter den Kulissen
Wir kommen im TV!
von Aurel Stevens
Nach der Party und dem Rausch folgt der Kater. Diese Lektion lernt in diesem Sommer unser Balitea-Rapper Simon Balissat. Sein Eistee war in unserem Sortiment ein Feuerwerk. Betonung auf «war». Ich traf ihn zum Gespräch.
Sein Rapper-Shirt hängt etwas schräg an der Wand. Simon Balissat, Kurzzeit-Rapper im Sommer 2022, muss seine Brötchen längst wieder als Editor bei Galaxus verdienen. Den von ihm kreierten und besungenen Eistee gibt es bei Galaxus nicht mehr – und auch nirgendwo anders. In den Regalen der Supermärkte stehen längst andere Sorten. Kaufkräftige und experimentierfreudige Jugendliche schütten sich die Neuerscheinungen im Eistee-Game die Kehlen hinunter.
Na, Simon, bist Du gerade nicht etwas wehmütig?
Simon: Wehmütig? Warum?
Naja, draussen ist Sommer, die Leute haben Durst – aber den Balitea können sie nicht trinken.
Ach, das meinst Du! Ja, schöner Mist …
Der Hype hielt nur einen Sommer. Zwar gingen Tausende Flaschen in die Warenkörbe bei Galaxus. Aber letztlich wurde ja entschieden, dass es keine neue Produktion gibt. Ein paar Paletten sollen in einer Ecke im Lager in Wohlen vor sich hin stauben, kurz vor dem Verfallsdatum. Simon, tut Scheitern weh?
Was, wieso Scheitern? … Wir haben doch ganz schön Wind gemacht, oder nicht?!
Offensichtlich nicht genug …
Mir war schon klar, dass es schwierig ist, etwas von Null aufzubauen. Ich hatte ja einen Businessplan für Balitea. Um die 35 Millionen Franken als Invest hätten schon gereicht, und heute würde niemand mehr über den Migros-Eistee sprechen, sondern nur noch von Balitea.
Glaubst Du, selbst auch Fehler gemacht zu haben?
Nein.
Wäre mehr Zucker eine Lösung gewesen?
Nein, da hätte ich meine Seele verkauft. Andere machen das, klar. Aber die hängen auch ganz eng zusammen mit der Lobby der Zahnärzte und der Pharmabranche, die Diabetes-Medikamente vertickt.
Hast Du eigentlich mal wieder was von Lil Bruzy gehört?
(Simon schluckt) Das ist eine schwierige Frage … Ich glaube, Bruzy ging es von Anfang an nicht um meinen Eistee, sondern ums Geld. Kürzlich habe ich ihn sogar im Ausgang getroffen, mit einer Dose Bratee in der Hand. Bratee!
Beim Dreh des Musikvideos hast Du ja wirklich alles gegeben. Mich fragen Leute immer, ob Du die mit Strasssteinen besetzte Badehose noch hast. Hast Du?
Sicher! Ich bin kurz vor meiner Sommer-Strand-und-See-Figur. Die Hose wird wieder zum Einsatz kommen.
Nochmal zurück zu den Paletten mit Eistee, die da jetzt noch herumstehen …
Simon: Ja, Mann, dann verbrennen wir die eben jetzt …
Eistee brennt nicht.
Du verdammter Klugscheisser! Dann schütten wir’s eben weg .. Und die Leute müssen die Plörre von den anderen Rappern saufen. Mir doch egal.
Leider erst kurz nach dem Interview mit Simon hat uns die Nachricht erreicht, dass das Projekt «Balitea» beim Wettbewerb «German Brand Award» gleich in zwei Kategorien als «Winner» ausgezeichnet wurde. Naja, das sind ehrlich gesagt aber auch Preise für gutes Marketing. Ob die Jury das Gebräu auch getrunken hat, wurde uns nicht mitgeteilt.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.