

Canon EOS RP: Spiegellose Fullframe-Kamera Nummer zwei

Mit der EOS RP bringt Canon bereits die zweite Kamera des neuen Vollformatsystems. In diesem Jahr sollen ausserdem sechs passende Objektive auf den Markt kommen.
Das ging schnell: Ein halbes Jahr nach dem Launch der Canon EOS R legt der japanische Hersteller bereits nach. Die nächste spiegellose Vollformatkamera kommt Ende Februar auf den Markt. Sie ist kleiner und günstiger als die EOS R. Da überrascht es auch nicht, dass sie insgesamt weniger kann.

Ich habe bereits ein bisschen damit herumgespielt und zum Vergleich auch die Canon EOS R auf dem Pult. Zuerst aber kurz die wichtigsten Merkmale der neuen Kamera.
Eckdaten zur EOS RP
- 26 Megapixel (Canon EOS R: 30 Megapixel). Der Sensor hat die gleiche Auflösung wie jener der der Canon EOS 6D II. Möglicherweise ist es sogar der exakt gleiche Sensor.
- Bildprozessor: Digic 8 (gleich wie EOS R)
- 485 Gramm (EOS R: 580 Gramm)
- ISO 100-40 000 im Auto-Modus, auf 102 400 erweiterbar (gleich wie EOS R)
- Fokus Bracketing für Makrofotos (neu)
- 5 Serienbilder pro Sekunde, mit nachgeführtem Autofokus 4 (EOS R: 8 bzw. 5 fps)
- Dreh- und ausklappbarer Touchscreen mit ca. 1 MP (EOS R: ca. 2 MP)
- EVF 2.36 Mio. Punkte (EOS R: 3.69 Mio.)
- Video: kein Canon Log, 4K mit max. 25 fps, Farbaufzeichnung intern 4:2:0, extern 4:2:2
- Verfügbar voraussichtlich ab Ende Februar
- UVP 1549 Franken. Das ist ungefähr tausend Franken günstiger als die EOS R. UVP heisst unverbindliche Preisempfehlung, ist also der vom Hersteller empfohlene Preis. Wenn unser realer Preis bis zum Erscheinen der Kamera sinkt, bekommst du den tieferen Preis.


Bei den Bedienelementen fällt folgendes im Vergleich zur EOS R auf:
- keine Touch-Bar
- keine Mode-Taste, dafür ganz klassisch ein Moduswählrad
- der kleine Zweitbildschirm fehlt
- Ansonsten frei konfigurierbare Bedienung wie bei der EOS R
Die kompletten technischen Daten findest du hier.
Objektiv-Offensive
Bei neuen Kamerasystemen fehlt es zu Beginn an einer breiten Objektivauswahl. Damit die Early Adopter eine ungefähre Ahnung haben, worauf sie sich einlassen, hat Canon nun bekannt gegeben, welche RF-Objektive im laufenden Jahr herauskommen.
- RF 85mm F1.2L USM: Festbrennweite im mittleren Telebereich, durch die sehr hohe Lichtstärke besonders für Porträtaufnahmen geeignet.
- RF 85mm F1.2L USM DS Der Zusatz DS steht für Defocus Smoothing. Dieses Porträtobjektiv erzeugt laut Canon ein gleichmässiges, gezielt unscharfes Vorder- und Hintergrundbokeh.
- RF 24-70mm F2.8L IS USM: Standardzoomobjektiv, der Buchstabe L deutet darauf hin, dass es auch den Ansprüchen von Profis genügt. Es wird sicherlich leichter, handlicher und günstiger sein als das bereits verfügbare 28-70mm mit Lichtstärke Ff/2.
- RF 15-35mm F2.8L IS USM: Als lichtstarkes Weitwinkelobjektiv ist es für Architektur, Innenräume oder Landschaften gedacht.
- RF 70-200mm F2.8L IS USM: Ein laut Canon reaktionsschnelles Profiobjektiv für Hochzeits-, Sport- oder Wildlife-Fotografie im mittleren Telezoombereich.
- RF 24-240mm F4-6.3 IS US: Trotz 10-fach-Zoom kompaktes Universalobjektiv für unterwegs.
Damit deckt Canon alle häufigen Anwendungsbereiche ab. Leider ist nicht bekannt, wann welches Objektiv erscheint. Genausowenig wie die Preise.
Zum Start der EOS RP ist keines der sechs neuen Objektive erhältlich. Das Kit umfasst deshalb das 24-105mm und den Adapter für Spiegelreflex-Objektive (EF-System).
Erster Eindruck und Einordnung
Bei meinen ersten Fotos mit der EOS RP ist mir folgendes aufgefallen:
- Der Handgriff ist deutlich kleiner als bei der EOS R. Obwohl meine Hände nicht besonders gross sind, finde ich den Griff der EOS R viel angenehmer.
- Der Kartenslot ist nicht auf der Seite, sondern unten beim Akku.
- Die EOS RP hat den gleichen 4K-Crop wie die EOS R.
- Im Gegensatz zur EOS R ist der Sensor nicht durch einen Verschluss geschützt, sondern liegt beim Objektivwechsel offen da.


Meine Kritik nach dem Test der EOS R war, dass sie zwar alles recht gut macht, aber in keinem Anwendungsbereich der Überflieger ist. Was ich bei dem Preis gehofft hatte. Bei der EOS RP sieht das anders aus. Für eine brandaktuelle Vollformatkamera ist sie echt günstig, und da erwarte ich auch keine technische Revolution. Zudem scheint hier auch recht klar, wofür die Kamera am besten geeignet ist: Für eher statische Motive und insbesondere für Makros. Das Fokus-Stacking, der bewegliche Bildschirm und das Makro-Objektiv RF 35mm ergeben ein stimmiges Makro-Gesamtpaket.


Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.