

Der Arcteryx Vertex Speed im Test: ein Schuh für steile, steinige Bergläufe

Arcteryx überrascht: Der neue Vertex Speed bringt Leichtigkeit, Grip und Schutz auf steile Trails – und zeigt, dass die Marke mehr kann als stylische Outdoor-Bekleidung.
Funktionelle Outdoor-Bekleidung, die auch Mode-Fans begeistert – dafür ist der kanadische Brand Arcteryx bekannt. Für Trailrunning- und Speedhikingschuhe weniger. Das könnte sich jetzt ändern. Mit dem Vertex Speed, der im April 2025 auf den Markt gekommen ist, zeigt Arcteryx eine eigene, ernstzunehmende Vision von Trailrunningschuhen für technisches, steiles Gelände.
Ein erster Eindruck: Leicht mit eigenwilligen Details
Positiv überrascht bin ich vom geringen Gewicht, als ich den Vertex Speed aus dem Karton nehme. Einen Schuh, der so robust wirkt, hatte ich mir schwerer vorgestellt. Er wiegt gerade mal 208 Gramm (Damengrösse 40) und ist damit für einen hoch geschnittenen Trailrunningschuh sehr leicht.
Das Obermaterial fühlt sich fast an wie Rucksackstoff: Dünn, aber dennoch widerstandsfähig und abriebfest. Dass das Material (Matryx) atmungsaktiv ist, sehe ich an den winzig kleinen Löchern im Gewebe. Später, beim Laufen, bestätigt sich der Eindruck. Zwischen Sohle und Obermaterial umrundet eine weitere Schutzschicht aus weichem Kunststoff (TPU) den Schuh. Sie bietet Schutz vor Steinen, Ästen und sonstigen spitzen Gegenständen.
Gut gefällt mir der hochgezogene Kragen aus weichem Strick. Er soll wie eine Gamasche das Eindringen von Steinen und anderem Unrat verhindern. Auch die Schnürsenkelgarage ist ein Plus. Sie sorgt dafür, dass du mit den Schlaufen nicht an Gestrüpp oder anderen Hindernissen hängen bleibst.

Der Schnitt ist taillierter, als ich es von anderen Trailrunningschuhen kenne. Im ersten Moment dachte ich: Da werden meine Füsse wohl kaum reinpassen. Falsch gedacht. Die Zehenbox ist breit genug für meine Treter. Der Mittelfuss ist ideal geschnitten für meine Fussform mit hohem Spann. Um die Ferse schmiegt sich ein hufeisenförmiger Schaumstoffwulst, der zu grosse Auf- und Abbewegungen und somit ein Scheuern verhindert. Sehr angenehm zu tragen, finde ich nach den ersten Schritten.

Was ins Auge sticht: Die wie abgeschnitten wirkende Kante an der Ferse. Sie gibt dem Schuh einen geometrischen Look und soll das Bremsen auf Trails mit losem Untergrund erleichtern. Ich bin gespannt, ob das funktioniert.
Raus auf die Trails
Vorab: Dieser Schuh ist kein täglicher Trainingsschuh für sanfte Wald- oder Feldwege. Er ist fürs Rennen und Speedhiking in steilem, steinigem Gelände gemacht. Deshalb teste ich den Schuh auf Pfaden, die sich um die erloschenen Vulkane auf Fuerteventura winden. Sie bieten starkes Gefälle, loses Gestein und sind technisch nicht ganz ohne.
Hier kann der Vertex Speed seine Stärken ausspielen. Sehr gut performt die Zwischensohle aus sogenanntem Dual-Density-Foam, also Schaum, der am Vorfuss härter und an Mittelfuss und Ferse weicher ist.

Die unterschiedlichen Dichtegrade der Zwischensohle bieten ein gutes Bodengefühl und dennoch genug Dämpfung an der Ferse. Für mich zumindest. Denn der Schuh ist mit einer Höhe von 16 Millimetern im Vorfuss und 23 Millimetern an der Ferse nicht gerade üppig gepolstert. Ich mag das, weil ich den Untergrund noch gut spüren kann. Wenn du stärker gepolsterte Schuhe à la Hoka und Co. suchst, wird der Vertex Speed dir wahrscheinlich nicht gefallen.
Die Sprengung von sieben Millimetern ist für mich dagegen an der oberen Grenze. Gerade wenn es bergab geht, ist mir weniger lieber.
Profil und integrierte Gamaschen überzeugen
Ein weiteres auf steile, steinige Wege angepasstes Feature sind die verschiedenen Zonen im Profil des Schuhs. Die Vibram-Megagrip-Aussensohle verfügt über Stollen in unterschiedlicher Form und Grösse. Am Vorfuss sind sie breit für mehr Haftung auf Fels und Gesteinsbrocken, weiter hinten so geschnitten, dass sie Halt auf lockerem Boden geben. In der Praxis überzeugt mich das. Meine Tritte fühlen sich sicher und kontrolliert an. Der Schuh ist reaktionsfreudig und macht auch enge Zickzack-Kurven problemlos mit.

Auf dem lockeren Untergrund freue ich mich über die integrierten Strick-Gamaschen. In anderen Schuhen hätte ich garantiert schon mehrfach anhalten müssen, um Plagegeister in Form von kleinen Steinchen aus dem Schuh zu fischen.
Extra Bonus: Beim Joggen auf Asphalt zur Ferienwohnung waren die Schuhe leiser und angenehmer als andere Trailrunningschuhe – obwohl sie nicht für Asphalt gemacht sind. Dennoch: Der Arcteryx Vertex Speed ist kein Allroundschuh, sondern ein fürs Berglaufen optimierter Schuh.
Fazit
Der Vertex Speed überzeugt mit durchdachten Features
Pro
- perfekt auf steiles Gelände abgestimmte Aussensohle
- Zwischensohle mit unterschiedlich hartem Schaum bietet gute Kombo aus Dämpfung und Bodengefühl
- gute Passform mit tailliertem Schnitt
- leicht und dennoch robust
- abriebfestes Obermaterial
- integrierte Gamasche verhindert Steinchen im Schuh
- Schnürsenkelgarage als Schutz vor dem Hängenbleiben



Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.