
Hintergrund
Rollenziele: Was Faszientraining bringt
von Michael Restin
Ich werde schmerzhaft daran erinnert, dass ich mehr für meine Beweglichkeit und Körperhaltung tun sollte: Die Physiotherapeutin Melissa Stickel zeigt mir drei Übungen, mit denen ich mich regelmässig überprüfen kann. Du dich natürlich auch.
Ein bisschen beugen, ein bisschen strecken, passt schon. Ich nehme mir immer wieder vor, beweglicher zu werden, aber so richtig dehne ich vor allem die Zeiträume zwischen zwei Übungseinheiten. Was fehlt, sind Selbstkontrolle und eine Extraportion Motivation. Damit das besser wird, zeigt mir Melissa drei kleine Tests, um den Zustand der Muskel- und Faszienketten zu checken. Ketten? Ja. Denn bei den Übungen kommt über mehrere Gelenke hinweg Bewegung und Spannung in den Körper, entsprechend viele Strukturen sind daran beteiligt. Der Begriff der «Ketten» hilft, sich die Zusammenhänge im Körper zu verdeutlichen und den Bewegungsapparat als Ganzes zu verstehen – vom Schultergürtel über den Rumpf bis hin zu den Beinen.
«Bei dieser Übung wird die gesamte hintere Faszienkette auf Spannung gebracht», sagt Melissa. Das spüre ich. Muskeln, Sehnen, Faszien – bei mir leistet alles erbitterten Widerstand, wenn ich mich mit den Fingern dem Boden nähern will. Eine Jugend auf dem Fussballplatz und ein Alltag auf dem Bürostuhl haben dazu beigetragen. Dieser Test ist ein Klassiker. Aber er sagt eben auch viel aus, ist einfach durchzuführen und zu dokumentieren.
Notiz für mich: Waden, Oberschenkel-Rückseite, Hintern und Rücken – alle Bereiche der hinteren Kette wollen gedehnt und beim Training mit der Faszienrolle berücksichtigt werden.
Hände hoch! Aua! «Nach aussen und oben geht die Schulter nicht so gerne», sagt Melissa. Das merkst du dann, wenn du die Wirbelsäule an der Wand gerade machst und versuchst, die Arme nach oben zu führen. Bei mir ist es ein Kampf. Am Schreibtisch, auf dem Velo und auch sonst bin ich mit den Händen meistens vor dem Körper beschäftigt. So geht es vielen, weshalb auch der Rundrücken zum häufigen Problem geworden ist.
Notiz für mich: Im Schulterbereich empfiehlt sich ein Massageball, mit dem sich die Triggerpunkte sehr gezielt aufspüren und bearbeiten lassen. Vorderseite nicht vergessen, denn die Brustmuskulatur ist häufig verkürzt und sollte gedehnt werden.
«In der vorderen Kette sind die Hüftbeuger bei den meisten Menschen durch das viele Sitzen eingeschränkt», erklärt Melissa. Erwischt. Auch da gibt es für mich eine Baustelle.
Notiz für mich: Oberschenkel-Vorderseite und vor allem den Hüftbeuger nicht vergessen. Der hat seinen Ursprung im Lendenbereich sowie im Beckenkamm und setzt am vorderen oberen Teil des Oberschenkels an. Dort lässt er sich im Liegen zum Beispiel mit einem Massageball bearbeiten.
Für die drei Tests brauchst du nicht zwingend jemanden, der dich begutachtet. Der Finger-Boden-Abstand lässt sich einfach beurteilen und auch dein Körpergefühl bei den Übungen ist ein wichtiges Feedback. Deine Beweglichkeit zu checken ist das eine. Wenn du sie nachhaltig verbessern willst, solltest du dich nicht auf eine isolierte «Baustelle» deines Körpers stürzen, sondern im Sinne der Ketten alle beteiligten Bereiche ins Training einbeziehen.
Bist du auch verspannt? Beziehungsweise gespannt, was noch zu dem Thema kommt? Ich wälze mich durch unser Sortiment und probiere verschiedene Produkte von Blackroll, Triggerpoint & Co. aus. Hier geht's zu meinem Autorenprofil, wo du mir folgen kannst.
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.