Hintergrund

DillySocks: «Es gibt viele Brands, die on top irgendwelche Socken machen – aber nur wenige, die ausschliesslich Socken machen.»

Drei Endzwanziger machen einen Trip nach London und kommen mit einer Start-up-Idee zurück. 10 Jahre später empfangen sie mich in ihrem Zürcher Headquarter und gewähren mir Einblicke in ihr kunterbuntes und vor allem nachhaltiges Socken-Universum.

Zugegeben: Für Socken habe ich mich bisher nicht im Geringsten interessiert. Meine sind schwarz oder weiss und mir am liebsten, wenn sie sich auf allen Ebenen unauffällig verhalten. Keine Aufmerksamkeit, kein Rutschen, kein Einschneiden. Trotzdem tippte ich vor einigen Wochen eine Mail an die Gründer von DillySocks. Warum? Ich fragte mich wirklich, wie jemand eine solche Leidenschaft für Socken entwickeln kann, dass er um sie herum ein ganzes Unternehmen aufbaut. Alle erdenklichen Formen und Farben, ein unendliches Sortiment an Motiven und das alles mit einem eindrücklichen Fokus auf Nachhaltigkeit.

«Es wird höchste Zeit, dass auch in deinem Leben Socken eine wichtigere Rolle spielen. Du bist jederzeit willkommen. Wann hättest du Zeit?», liest sich die Antwort auf meine Anfrage. Kurz darauf stehe ich mit Sean Pfister und Fabian Knup, zwei der drei Gründer von DillySocks, in ihrem Headquarter im Zürcher Kreis 3 – schwarz-weiss ist hier plötzlich gar nichts mehr.

** 2013 entstand eure Idee zu DillySocks. Warum Socken?**

Sean Pfister: Auf unserem Städtetrip nach London sind uns damals diverse schöne, bunte Socken aufgefallen. Also haben wir uns ein paar gekauft. Zurück zu Hause wollten erstaunlich viele Leute wissen, wo wir die herhatten. Nach ein wenig Recherche haben wir festgestellt, dass in der Schweiz zwar die Nachfrage gross ist – es aber keine Verfügbarkeit gibt. Also haben wir uns kurzerhand die Marke DillySocks gesichert, einen ersten Shop gebaut und hierzulande Socken anderer Brands vertrieben. Daraus entwickelte sich dann die Idee, ein ganz eigenes Business zu starten.

Wo fängt man an, wenn die Idee erst einmal geboren ist?

Sean Pfister: Wir haben ziemlich schnell Anfragen auf spezifische Designs bekommen. Also haben wir uns auf die Suche nach einem Produzenten gemacht und sind schliesslich in Portugal fündig geworden. Wir arbeiten bis heute zusammen und haben eine sehr gute Beziehung.

Das Dilly-Sortiment bedient alle Geschmäcker und Vorlieben.
Das Dilly-Sortiment bedient alle Geschmäcker und Vorlieben.
Quelle: Christian Walker
Mit den DillySocks-Gründern Sean Pfister (links) und Fabian Knup.
Mit den DillySocks-Gründern Sean Pfister (links) und Fabian Knup.
Quelle: Christian Walker

War euch von Anfang an klar, dass DillySocks ein nachhaltiges Unternehmen sein soll?

Sean Pfister: Eine Affinität zu Nachhaltigkeit haben wir ganz intuitiv schon immer gehabt. Angefangen hat es mit den Arbeitsbedingungen, nach und nach haben wir dann über den Oeko-Tex Standard, Bio-Baumwolle und die GOTS-Zertifizierung auch die Produkte immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit optimiert.

Fabian Knup: Wir waren 27, als wir das Unternehmen gegründet haben. Klar wollten wir so lokal wie möglich produzieren, in erster Linie geht es aber um faire Bedingungen und eingehaltene Standards. Heute können wir sagen, dass wir ein klimaneutrales Unternehmen sind.

Liegt das auch an eurer Verpackung?

Sean Pfister: Etikett und Schachtel kommen aus Portugal. Besonders ist, dass wir die kleinen Plastikhaken durch welche aus Biokomposit ersetzt haben. Wir haben in der Schweiz ein Unternehmen gefunden, das daraus unterschiedliche Plastikersatzprodukte herstellt. Bei jedem Versand nehmen wir ausserdem die Haken vorher ab. Auch unsere Retailer entfernen sie in der Regel beim Verkauf und schicken sie uns zurück, damit wir sie wiederverwenden können.

Hat euch der Nachhaltigkeitsaspekt auch Steine in den Weg gelegt?

Sean Pfister: Definitiv. Die GOTS-Zertifizierung hat so einige graue Haare bei mir zu verantworten. Es reicht ja auch nicht aus, selber die Entscheidung für mehr Nachhaltigkeit zu treffen – all deine Produzenten und jeder einzelne Lieferant in der Wertstoffkette müssen mitziehen und den zusätzlichen Aufwand auf sich nehmen wollen. Da gibt es Vorschriften … Zum Beispiel muss Garn separat gelagert werden.

… weil?

Fabian Knup: Damit es nicht kontaminiert. Bei Lebensmitteln denkt man da schneller dran, aber auch bei Textilien gibt es Giftstoffe. Wenn andere Baumwollarten damit behandelt werden und sie am gleichen Ort lagern … Das hat natürlich seine Berechtigung, aber der Aufwand ist enorm. Zum Glück hatten wir schon sehr lange, sehr gute Beziehungen zu unseren Partnern, darum waren alle bereit mitzumachen.

Ihr produziert ausserdem die DillyMonkeys. Was hat es mit denen auf sich?

Sean Pfister: Restposten verkaufen sich nicht besonders gut. Darum haben wir vor etwa drei, vier Jahren dieses Projekt gestartet – auf die Idee brachte uns eine Kundin. Wir haben unterschiedliche Werkstätten gesucht, die Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigen oder solche, die wieder integriert werden sollen. Ihnen schicken wir unsere Überbleibsel und Ladenhüter und sie schenken ihnen mit den Socken-Affen ein zweites Leben.

Der DillyMonkey entsteht aus Socken, die keine Verwendung mehr finden.
Der DillyMonkey entsteht aus Socken, die keine Verwendung mehr finden.
Quelle: Christian Walker

Fabian Knup: Upcycling und eine Kreislaufwirtschaft werden immer wichtiger. Wir versuchen immer mehr in diesen Kreislauf reinzukommen, wollen zum Beispiel so viel wie möglich kompostieren, sodass gar kein Abfall mehr entsteht. Oder eben Produkte entwickeln, die anderweitig Teil des Kreislaufs werden. Für viele Brands ist das Thema Nachhaltigkeit immer noch nur eine Thematik, die es abzuhaken gilt. Aber ich denke, die Kundinnen und Kunden realisieren trotzdem, welche Marken wirklich nachhaltig und auch bereit sind, dafür neue Wege zu gehen.

Woher nehmt ihr die Inspiration für eure bunten Designs?

Sean Pfister: Alle Teammitglieder können ihre Ideen das ganze Jahr über in ein Dokument eintragen. Am Ende liegt die Kompetenz natürlich beim Designteam. Da spielen unter anderem das Search-Volumen, direkte Anfragen der Retailer und auch die Jahreszeiten mit rein. So entwickeln wir Konzepte und Themenwelten, auf denen basierend die Motive entwickelt werden. Es gibt natürlich auch Evergreens, die ständig gefragt sind und deshalb immer wieder kommen.

Gibt es einen Bestseller, der von Anfang an dabei ist?

Sean Pfister: Eindeutig der Flamingo. Der ist wirklich ein All-Time-Classic. Wir haben erst noch diskutiert, ob wir den überhaupt in die Kollektion nehmen sollen – und er geht durch die Decke! Jahr für Jahr. Auch Avocados, Chilli, Hunde und Katzen laufen immer gut. Seit Tag eins dabei ist ausserdem unser Würfelmuster «Dice».

Fabian Knup: Wir wollen vor allem eine sehr breite Auswahl anbieten. Es gibt viele Brands, die on top noch irgendwelche Socken machen – aber nur sehr wenige, die ausschliesslich Socken machen. Drum: Streifen, Punkte, schöne Farben, Motive für alle möglichen Anlässe – wir wollen, dass alle bei uns fündig werden.

Habt ihr ein persönliches All-Time-Favorite Sockenmotiv?

Sean Pfister: Es ist lustig – jedes Mal, wenn mir jemand diese Frage stellt, antworte ich etwas anderes. Gerade hab ich eine Streifenphase hinter mir. Generell versuche ich eigentlich, die neueste Kollektion zu tragen und bevorzuge dann schon die Motive. Heute zum Beispiel habe ich unsere Empowerment-Socken an. Ein kleines Statement finde ich immer spannend.

Die Socken von Gründer Sean Pfister setzen ein Statement.
Die Socken von Gründer Sean Pfister setzen ein Statement.
Quelle: Christian Walker

Fabian Knup: Bei mir wechselt es auch. Die klassische weisse Tennissocke ist natürlich wieder Trend – und man versucht ja jung zu bleiben, darum trage ich die des Öfteren. Ansonsten mag ich unsere einfarbigen Ribbed Socken sehr. Und sonst … so ein Flamingo geht eigentlich immer.

Jetzt ist Sommer – Unten-Ohne-Jahreszeit. Läuft der Laden trotzdem?

Fabian Knup: Socken soll und darf man immer tragen – ausser in Sandalen vielleicht. Und wir haben eine grosse Auswahl an Füsslingen und Sneakersocken, die im Sommer sehr gut laufen. Auch besagter Tennissocken-Trend sorgt gerade für viel Umsatz. Tendenziell spielt sich unsere Hochphase aber schon gegen Ende des Jahres und an den grossen Feiertagen ab.

Sean Pfister: Weihnachtssaison ist Hauptsaison.

Was wisst ihr 2023 über Socken, das ihr 2013 noch nicht wusstet?

Sean Pfister: So vieles! Allein über den Aufbau einer Socke. Es gibt eine Spitze. Spitze ist aber nicht gleich Spitze. Sie hat einen Abschluss – und der kann schnell für Druckstellen sorgen. Es gibt eine Ferse. Auch die ist nicht immer gleich, kann verstärkt sein oder nicht. Das musst du auch erstmal feststellen … Es gibt einen Schaft und den in unterschiedlichen Höhen. Dessen Borte kann einschneiden oder nicht einschneiden …

Fabian Knup: Es ist sogar relevant, mit wie vielen Nadeln eine Socke produziert wird. Davon hängt ab, wie klar ein Design zu erkennen ist und wie hochwertig die Socke am Ende wird.

Je mehr Nadeln desto besser?

Fabian Knup: Exakt.

Zu guter Letzt: Warum der Name DillySocks?

Fabian Knup: Das lässt sich zum Glück recht leicht beantworten. Wir haben ein Synonym für das Wort «aussergewöhnlich» gesucht. «Dilly» ist eine englische Version davon. Und es ist nicht so gängig im Sprachgebrauch, das hat uns gefallen. Es ist einfach ein cooles Wort, das sich gut spricht, für etwas steht und schön aussieht.

Die kunterbunte Welt der aussergewöhnlichen Socken.
Die kunterbunte Welt der aussergewöhnlichen Socken.
Quelle: Christian Walker
DillySocks Happy Hippie (Einzelpack, 41 - 46)
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DillySocks Water Jaguar (Einzelpack, 41 - 46)
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