
Ratgeber
Einstieg leicht gemacht: So häkelst du dir dein Hündchen
von Stefanie Lechthaler
In der neuen Serie «DIY-Fashion für Anfänger» zeigen Anne und ich dir, wie du coole Fashion-Pieces einfach nachnähen kannst. Warum aus unserer ersten Näh-Session ein Drama in drei Akten wurde, erzähle ich dir hier.
Neulich scrollte ich im Bus durch meinen Insta-Feed und blieb an einem Bild hängen. Darauf war eine weisse Bluse zu sehen – simpel, aber mit dem gewissen Etwas. Mein erster Gedanke: «Wow, die will ich nachnähen. Das sieht gar nicht so schwer aus». Mein zweiter Gedanke: «Nein, doch nicht. Mit meinen beiden linken Daumen bringe ich nicht mal eine gerade Linie hin». Zum Glück arbeitet Anne Chapuis bei uns. Meine Kollegin aus dem Translation-Team absolviert berufsbegleitend die Schweizerische Textilfachschule. Als ich sie darum bitte, mit mir dieses Hemd nachhzunähen, willigt sie ohne zu zögern ein. Der Beginn eines Dramas und einer neuen Serie.
Nachdem ich ihr ein Bild von der Bluse gezeigt habe, erklärt sie mir den genauen Ablauf. Ich verstehe zwar Bahnhof, aber ich vertraue ihr blind, da ich im ganzen Prozess «nur» die stille Beobachterin sein werde.
Für unser DIY-Projekt habe ich mir eine weisse Bluse von Vila bestellt. Was mich im Nachhinein an der Bluse stört: Ihr Saum ist mir etwas zu stark abgerundet. Wenn du eine Bluse bestellst, dann achte auf die Länge – sie darf wegen der Schlaufe (vorne) nicht zu kurz sein.
Für das Insta-Hemd brauchst du:
Zuerst steckt Anne die linke Seitennaht mit einer Stecknadel ab, nachdem sie die Höhe für die Schlaufe abgemessen hat. Je nachdem wie bauchfrei deine Bluse sein soll, steckst du die Seitennaht höher respektive tiefer ab. Anschliessend trennt sie die Hemdnaht bis zu besagtem Güfeli auf. Damit die Naht anschliessend nicht weiter aufgeht, näht Anne mit ihrer Maschine einen kleinen Riegel. Die aufgetrennten Seiten steppt sie schliesslich mit ihrer Nähmaschine ab, sodass der Stoff später nicht ausfranst. Damit das Ganze professionell aussieht, büschelt unser tapferes Schneiderlein die Seiten mit Stecknadeln. Danach geht's ab durch die Maschine. Nun ist die Schlaufe, die wir später durchs Knopfloch ziehen, ready.
Nun wird die Mitte der neuen Knopfloch-Höhe, die später als Schlaufe für den Hemdzipfel dient, eruiert. Hierfür ziehe ich die Bluse an, damit Anne Mass nehmen kann. Damit alles akkurat aussieht, sollte die Höhe parallel zum gegenüberliegenden Knopfloch liegen. Mit einem Trickmarker wird die Stelle markiert.
Wir platzieren das definitive Schlussknopfloch, dass 3,2 Zentimeter lang ist, schliesslich 2 Zentimeter vom Knopfloch entfernt. Auf dem Insta-Bild ist das Loch zwar auf der Knopfleiste, uns persönlich gefällt es daneben respektive auf der Seite liegend besser.
Copycat kann jeder. Darum entscheiden Anne und ich, das Knopfloch farbig zu nähen, damit wir der Bluse eine persönliche Note geben. Die Wahl fällt auf Dunkelblau. Heutzutage haben die meisten Nähmaschinen eine automatische Knopfloch-Funktion, um Knopflöcher zu nähen. Weil ich Anne, während sie näht, mit Fragen löchere und sie den Turbo einlegen möchte, weil die Zeit drängt, misslingt das Knopfloch. So krumm sollte das Resultat definitiv nicht aussehen. Ich glaube, dass ich die Zusammenarbeit mit ihr nochmals gründlich überdenken muss. Oder aber ich stopfe mir ab sofort eine Socke in den Mund, damit sie sich besser konzentrieren kann.
Weil sie der Meinung ist, dass ich auch etwas machen kann – ausser zu schreiben und sie mit Fragen zu bombardieren –, darf ich die Naht für sie fertig auftrennen. Der Stoff der Bluse soll schliesslich nicht reissen, sonst müssen wir das Projekt für heute abbrechen und ein Glas Rotwein trinken. Aber nein, wir geben nicht auf... Unser Fehler: Wir haben die Bügeleinlage auf der Blusen-Rückseite vergessen. Sie sorgt dafür, dass das Knopfloch beim Nähen nicht unschön verzieht. Seid also bitte nicht so faul, wie wir es waren.
20 Minuten später bin ich fertig. Der nächste Fauxpas: Ich will die Bügeleinlage, die wie ein Stofffetzen aussieht, zusammen mit den gelösten Fäden wegwerfen. Kleine Schrecksekunde, aber Anne findet das Ding im Abfalleimer. Es kann endlich weitergehen. Doch dann: Ono, meine Kamera hat keinen Akku mehr. Ich habe diesen doch extra vor der Näh-Session aufgeladen. Bin ich in einer Sendung von «Pleiten, Pech und Pannen» gelandet?
Nachdem Anne mir ihre Kamera übergeben hat, bügelt sie die Einlage auf die Stoffrückseite auf, an der Stelle, wo anschliessend das Knopfloch genäht wird. So, jetzt versuchen wir es erneut und... es klappt! Puh. Jetzt kommt der vermeintlich gefährlichste Schritt. Ein Fehler und das Hemd ist im Eimer: Anne muss das genähte Loch für die Schlaufe in der Mitte auftrennen, damit wir später die Hemdschlaufe hindurchziehen können. Anne bewahrt zum Glück einen kühlen Kopf und meistert das Auftrennen mit Bravour.
Die Stunde der Wahrheit. Ich probiere die Bluse an und ziehe den Zipfel durch die Lasche respektive das Knopfloch. Die Spannung steigt. Anne und ich müssen im ersten Moment losprusten, weil das Ganze dann doch nicht so Insta-tauglich aussieht, wie auf dem Bild. Können wir was machen? Das Vorderteil vom Hemd ist meiner Meinung nach etwas zu lang, länger als die Schlaufe.
«Das Oberteil sieht unproportional aus», meint Anne. «Indem wir die Vorderseite nach innen umschlagen, gleichen wir die Proportionen wieder aus». Sie näht kurzerhand den Ersatzknopf unten an die Hemdrückseite an, klappt die Seite nach unten hin ab und befestigt den zu langen Saum mit dem Knopf am Knopfloch.
Im nächsten Teil unserer Serie zeigen wir dir, wie du dein Lieblingsshirt nach den Festtagen breiter machst, damit dein Guetzli-Bauch reinpasst. Folge mir mit einem Klick, damit du den nächsten Teil nicht verpasst.
Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.