
Hintergrund
Zu Besuch im Tierheim: Diese fünf Klischees stimmen nicht
von Darina Schweizer
Bürohunde sind ein strittiges Thema. Die einen freut der tierische Besuch, die anderen stören sich am Geruch. Hier erfährst du, mit welchen Regeln Digitec Galaxus den Frieden im Office wahren will – und wie Frauchen und Herrchen sie einhalten.
Nicht alle, die täglich in den Büros von Digitec Galaxus erscheinen, gehen aufrecht. Nicht, weil sie eine durchzechte Nacht hinter sich haben. Sondern, weil sie Hunde sind.
Rund 30 von 1850 Mitarbeitenden (Stand 2022) nehmen ihre Vierbeiner ins Büro mit. Genaue Zahlen gibt es nicht. Die Anwesenheit der Hunde wechselt zu oft. Während sie früher nur in Ausnahmefällen mitgenommen werden konnten, ist das seit Kurzem täglich möglich. Als Richtzahl gilt: ein Hund pro 30 Arbeitsplätze. «Das Wichtigste ist, dass die Halterinnen und Halter eigenverantwortlich und kooperativ handeln und proaktiv auf ihr Umfeld zugehen. So können Konflikte vermieden oder früh gelöst werden», sagt Christoph Fauti, Head of Engineering und Ansprechperson für Bürohunde.
Martin Walthert, Chief Marketing Officer, bezeichnet die Bürohund-Regel von Digitec Galaxus als «sehr offen». Es gebe keine Probleme, solange man sich an die Vorschriften halte:
Wie gehen Hundemütter und -väter mit diesen Regeln um? Ich habe bei zwei Frauchen und einem Herrchen nachgefragt:
Polly und Maya sind das, was man als «office buddies» bezeichnen könnte. Die zwei Hundemädels sind bei Digitec Galaxus Freundinnen geworden. Und auch Elisabeth (Lizzy) Rönz, Senior Digital Media Designer, und Clémence Censi, Graphic Designer, wurden zu guten Kolleginnen. Ihre Hündinnen kommen zwei bis maximal drei Mal monatlich mit ins Büro. Die restlichen Tage sind sie halbtags allein, bis die Frauchen am Nachmittag nach Hause kommen.
Komplett entspannt sind Lizzy und Clémence nicht, wenn sie ihre Hündinnen daheim lassen. «Bevor ich ins Büro gehe, muss ich sicherstellen, dass Maya genug beschäftigt wurde. Ausserdem braucht sie ausreichend Wasser und es darf nicht zu heiss sein in der Wohnung. Und natürlich darf ich nicht zu lange weg sein», sagt Clémence. Ähnlich geht es auch Lizzy: «Ich verspüre einen gewissen Zeitdruck, wenn ich weg bin.» Beide wünschten sich schon länger, ihre Hündinnen noch spontaner und flexibler ins Büro mitnehmen zu können. Nun hoffen sie, dass dies mit der neuen Regelung klappt. «Das würde weniger Organisation und mehr Freiheit bedeuten», findet Lizzy.
Sich im Büro zu benehmen, ist für die beiden Hündinnen kein Problem. «Polly bellt fast nie und ist immer freundlich. Den Grossteil des Tages verschläft sie», erzählt Lizzy. Clémence findet ähnliche Worte: «Maya schlummert die meiste Zeit angeleint unter dem Tisch. Wenn sie mal bellt, dann nur ganz kurz.» Beschäftigung brauchen die beiden Hündinnen nur wenig. Täglich reichen zwei bis drei kurze Spaziergänge.
Lizzy und Clémence haben ihre Hündinnen schon von klein auf an die Office-Atmosphäre gewöhnt. «Das ist sehr wichtig. Ein Mindestmass an Erziehung braucht es», findet Lizzy. Clémence sieht das genauso. Probleme im Büro von Digitec Galaxus hat es laut den beiden bisher nicht gegeben. Sowohl Maya als auch Polly bleiben wann immer möglich zu Hause, wenn jemand vor Ort ist, der Angst oder eine Allergie hat.
«Als Hundehalterin oder -halter braucht es Empathie und Verständnis. Nicht jeder mag Hunde und fühlt sich gleich schnell gestört. Die Regel mit der maximalen Hundeanzahl ist sicher nützlich», meint Lizzy. Bei ihrem früheren Arbeitgeber seien schon mal mehr als zehn Hunde herumgelaufen. «Ich hätte mir damals mehr Vorschriften gewünscht.» Auch Clémence hält Büroregeln für ein Muss. Sie könnte sich vorstellen, dass bei Digitec Galaxus bestimmte Hunde-Zonen helfen würden. Oder ein Plan, der regelmässig ausgefüllt wird, damit nicht zu viele Hunde gleichzeitig ins Büro kommen.
Unter dem Arbeitstisch tut sich was. Maya fordert eine Pause ein. Clémence kommt die Unterbrechung gerade recht. Und nicht nur ihr. Auch Lizzy, Polly und ein paar weitere Arbeitskolleginnen haben beschlossen, eine Pause einzulegen. Lizzy freut sich, dass die Hündinnen so gleich dem ganzen Team zugutekommen.
«Meine Eltern und ich hatten jahrelang den Deal: Wenn sie pensioniert werden, adoptieren wir einen Hund», erinnert sich Domagoj Belancic, Senior Editor. Vor vier Jahren war es dann so weit. Seitdem teilen sich die Belancics das Sorgerecht. Von Donnerstag bis Montag ist Lino bei Domagoj und seiner Freundin. Ins Büro kommt der Rüde nur in Ausnahmefällen. Über diese Möglichkeit ist Domagoj aber sehr froh.
Kein Wunder: Im Büro ist Lino auch pflegeleicht. «Er liegt angeleint auf seiner Decke und schläft», erzählt Domagoj. Das kommt nicht von ungefähr. Seit Lino ein Welpe ist, legen die Belancics grossen Wert auf eine gute Erziehung. Der Rüde kann deshalb fast überall hin mitgenommen werden. Aber auch, weil er viel beschäftigt wird. Im Büro gibt es zwei bis drei Pausen. Mindestens ein Mal wird ausgiebig auf der Wiese draussen gespielt. «Solche Unterbrüche tun mir auch gut. Belastend ist es höchstens an stressigen Tagen», sagt Domagoj. Am Nachmittag gibt es für Lino jeweils einen Kauartikel zwischen die Lefzen. «Ein guter Bürohund ist ein ausgelasteter Hund», findet Domagoj.
Bisher habe es im Büro noch keine Probleme gegeben. Womöglich hilft die Abmachung, die Domagoj mit seinen Arbeitskolleginnen und -kollegen getroffen hat: Nur draussen darf mit Lino gespielt werden. Im Büro wird er wie Luft behandelt und Domagoj verhindert den Kontakt zu anderen Hunden. Was hart klingt, kommt dem Rüden zugute: «Lino ist ein skeptischer Hund. Er mag es nicht, von Fremden angesprochen zu werden. Wenn sich niemand für ihn interessiert, kann er entspannen. Und er kommt nicht in stressige Situationen, in denen er bellen würde», sagt Domagoj. Ein weiterer Vorteil: Auch Personen, die Hunde nicht mögen, fühlen sich so nicht bedrängt. «Ich kann es absolut nachvollziehen, wenn jemand Angst hat. Der gegenseitige Respekt ist das Wichtigste, damit es mit den Bürohunden klappt», findet er.
Auch wenn die Erziehung in Linos Welpen- und Pubertätsphase mit sehr viel Aufwand verbunden war, sagt Domagoj heute: «Es hat sich gelohnt. Ich liebe Lino und freue mich, dass ich so ein süsses und cleveres Hündchen habe.» Domagoj schaut auf die Uhr. Es ist Zeit für eine Pause. Auf geht’s zur Spielwiese.
Fazit: Damit das Arbeitsklima nicht vor die Hunde geht, braucht es klare Regeln, gute Absprachen und gegenseitiges Verständnis. Sind die Vierbeiner gut erzogen und werden genug beschäftigt, kommt es selten zu Problemen. Im Gegenteil: Hunde können dem ganzen Büro guttun.
Wie sind deine Erfahrungen mit Hunden am Arbeitsplatz? Verrate es mir in einem Kommentar.
Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.