Ratgeber

Drei Schweizer Weine zu Weihnachten

Schweizer Weine haben einen immer besseren Ruf. Galten sie früher als «Ranzenklemmer», können sie heute mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten. Ich mache den Anfang mit drei Schweizer Weinen, die dir das Weihnachtsfest versüssen.

Schweizer Winzer*innen haben es endlich begriffen. Nicht mit Quantität lässt sich Geld verdienen, sondern mit Qualität. Weniger Ertrag, besser gekeltert und ausgebaut. Ganz ehrlich: Ich trinke fast nur Schweizer Wein. Das hat weniger mit Lokalpatriotismus zu tun, sondern mehr mit Qualitätsanspruch. Während aus Übersee (Stichwort: «Neue Welt») hektoliterweise langweiliger Wein seinen Weg über die Grenze und zu überhöhten Preisen in unsere Gläser findet, ist der Schweizer Wein in den letzten Jahrzehnten immer spannender geworden.

Grund dafür ist paradoxerweise, dass Anfang der 2000er-Jahre der Schweizer Weinmarkt für ausländische Weine geöffnet wurde. Zuvor konnten die Schweizer Weinbauern auf Masse statt Klasse setzen, danach sahen sie sich plötzlich mit günstiger, qualitativ hochstehender Konkurrenz aus dem Ausland konfrontiert. Manch ein Winzer wurde seinen «Ranzenklemmer» nicht mehr los. Die Winzer wurden durch die Marktöffnung gezwungen, Qualität zu liefern und zu experimentieren. Diese Früchte ernten wir als Weinkonsumenten nun seit ein paar Jahren.

Es ist ein ökologischer Unsinn, Wein aus Australien zu trinken. Zum gleichen Preis bekommst du einen Schweizer Wein, der in der Qualität in nichts nachsteht. Gemeinsam mit Renato De Gennaro von «von Salis» habe ich drei Schweizer Weine zu Weihnachten ausgesucht. Er hat jeweils seinen Kommentar zu den Weinen abgegeben.

Rotwein

Das miefige Image haftet dem Schweizer Wein noch immer an. «Wäh, Pinot Noir trinke ich doch nicht! Der ist mir zu wässrig!» höre ich oft. Dabei sind es genau solche leichteren Weine, die noch richtige Geschmacksnuancen erkennen lassen und spannend verarbeitet sind. In diesem Fall wird der Wein 12 Monate im Holz gelagert. Der Wein passt hervorragend zu Weihnachtsklassikern wie Fondue Chinoise oder einem Braten.

Von Salis Fläscher Ulysses (1 x 75 cl, 2018)
Rotwein

Von Salis Fläscher Ulysses

1 x 75 cl, 2018

Die Bündner Herrschaft – Hochburg des Schweizer Pinot Noirs. Unzählige Jahre an Erfahrung, Leidenschaft und einem perfektionierten Handwerk sorgen immer wieder für absolute Spitzenweine. So auch der Fläscher Ulysses. 12 Monate im Barrique ausgebaut, schafft er eine Aromenwelt von dunklen Früchten gepaart mit Noten von Holz- und Tabak während sich die feingeschliffenen Tannine um ein Gaumenerlebnis in unglaublicher Eleganz und Länge kümmern.

Mehr Schweizer Rotwein

Weisswein

Ein Vorurteil, das mich als Welschen zur Weissglut treibt: «Chasselas ist sauer und hat keinen Geschmack.» Das mag stimmen, wenn du im Denner den 1-Liter-Kochwein kaufst. Die Schweizerischste aller Traubensorten ist eine der ehrlichsten. Ein schlechter Boden kann sich nicht hinter blumigen Noten der Traubensorte verstecken. Schlechte Verarbeitung äussert sich sofort in einem schlechten Wein. Guter Chasselas hingegen ist eine Offenbarung, ob zu Fisch, zum Apéro oder zu Raclette und Fondue.

Eine Chasselas wie er im Buche steht. Der Médinette besticht durch Grösse und Komplexität. Zu Beginn: mineralische Feuersteinnoten in Kombination mit Noten von Zitrus und Quitten, die sich dann am Gaumen zu einer perfekten Geschmacksharmonie vereinen. So darf man sagen, dass dieser aussergewöhnliche Chasselas die Romandie mit einer unglaublichen Kraft und Präsenz zu präsentieren vermag.

Mehr Schweizer Weisswein

Schaumwein

Schlechter Prosecco flutet seit zwei Jahrzehnten den Schweizer Markt. Der günstige Schaumwein aus Italien, im schlimmsten Fall aus der Dose, ist zum grössten Teil ungeniessbar. Alternativen aus der Schweiz sind nicht viel teurer, aber viel spannender. Zum Beispiel der «von Salis Bündner Brüt».

Eine Neuheit aus dem Hause von Salis: der Bündner Brüt. Dieser prickelnde Blanc de Noir überzeugt mit einer unfassbar feinen Perlage. Auf Aromen von hellen Beeren, Zitrus und dezenten Pfirsichnoten in der Nase folgt ein ungemein harmonischer und eleganter Geschmack am Gaumen. Komplettiert mit einem fruchtigen Abgang.

Mehr Schweizer Schaumwein

Mut zum Schweizer Wein

Die SBB haben letztes Jahr ihr gesamtes Angebot im Zug auf Schweizer Wein umgestellt, aus gutem Grund. Lokale Produkte sind kein ungeniessbarer Hype ewiggestriger Öko-Hippies, sondern nachhaltige, qualitativ hochstehende Erzeugnisse. Zugegeben, es braucht Mut und Entdeckungslust um Schweizer Wein schätzen zu lernen. Bist du erst einmal eingetaucht, kommst du so schnell nicht mehr aus der Faszination raus.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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