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Dünner Stoff und guter Schlaf: Sechs Nächte in der Hängematte

Zwischen zwei Bäumen schweben, sanft im Wind schaukeln und selig einschlafen – so sieht mein Traum von einer Nacht im Freien aus. Bisher blieb er unerfüllt. Doch jetzt wird er wahr: mit der Eno Sub6 Hängematte.

Eine siebentägige Kajaktour in einem schwedischen Schärengarten. Das bedeutet wunderschöne bewaldete Inseln, viel Wasser – und jede Menge Moskitos und Ameisen.

Anlass dieser Reise war meine Ausbildung zum Outdoor Guide. Die Kajakwoche war für mich das letzte Modul der Ausbildung auf dem Weg zur Zertifizierung. Insgesamt rund 30 Tage und Nächte hätte ich dann ohne Zelt im Freien verbracht: im Wald, in den Bergen, am Fluss und im Schnee und Regen. Und dieses Mal am und auf dem Meer.

Wir – eine Gruppe von 22 natur- und sportbegeisterten Menschen – wollten im Schärengarten von Östergötland von einer Insel zur anderen paddeln und an immer neuen Orten unser Nachtlager aufschlagen. Deshalb nahm ich möglichst wenig Ausrüstung mit. Schliesslich musste alles, was wir in den sieben Tagen brauchten, inklusive Essen und Wasser, in den Kajaks Platz finden.

Eine Hängematte schien purer Luxus. Bisher mussten meine Hängematten bei mehrtägigen Trips fast immer zu Hause bleiben. Sie waren entweder zu schwer, zu sperrig oder zu unbequem. Die Eno Sub6 Hängematte von Eagle Nest Outfitters, auf die ich bei der Messe Outdoor by ISPO gestossen war, schien einige dieser Nachteile nicht zu haben, also war klar: Sie kommt mit.

Alles, was wir in 7 Tagen brauchen, muss in die Boote passen.
Alles, was wir in 7 Tagen brauchen, muss in die Boote passen.
Quelle: Siri Schubert

Klein, leicht und doch tragfähig

Die Eno Sub6 Hängematte ist mit 165 Gramm extrem leicht. Dank des integrierten Packsacks lässt sie sich klein und kompakt verstauen. Zusätzlich packte ich das Eno Helios Spannsystem und das Eno Guardian SL Moskitonetz ein. Schliesslich wollte ich nicht die ganze Nacht von blutrünstigen Plagegeistern genervt werden, die sich gern in wasserreichen Gegenden tummeln.

Kleines Packmass geringes Gewicht: Spannsystem, Hängematte und Moskitonetz.
Kleines Packmass geringes Gewicht: Spannsystem, Hängematte und Moskitonetz.
Quelle: Siri Schubert

Etwas skeptisch war ich allerdings, ob das dünne, leichte Gewebe der Hängematte, das sich so zart anfühlt, mich tragen könnte. Doch gemäss Herstellerangaben ist die Eno Sub6 für Personen bis 136 Kilogramm geeignet. Das ist deutlich mehr als das Doppelte meines Gewichts. Mit einer Länge von 270 Zentimeter und einer Breite von 120 Zentimetern ist sie geräumig und erlaubt auch diagonales Schlafen.

Als wir am ersten Abend auf der Insel ankamen, schwärmten alle Kursteilnehmer aus, um einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Ich hatte eine genaue Vorstellung: Nah am Wasser, mit zwei stabilen Bäumen in etwa 4 bis 6 Metern Abstand. Schnell wurde ich fündig und machte mich ans Aufhängen meines Bettes.

Beim Auspacken der Gurte erlebte ich eine Schrecksekunde: Wo in aller Welt sind die Karabiner, die bei den meisten Spannsystemen nötig sind, um Hängematte und Gurte zu verbinden? Und schon folgte der Aha-Moment: Mit Aluminium-Stiften und fest eingewebten Schlaufen hält die Verbindung. Das Aufhängen des Schlafplatzes war so in Minuten erledigt und man spart das Gewicht zusätzlicher Karabiner.

Sorgt für guten Halt: Der Aluminiumstift sitzt fest in der Schlaufe.
Sorgt für guten Halt: Der Aluminiumstift sitzt fest in der Schlaufe.
Quelle: Siri Schubert

Noch ein Feature begeistert mich: das Spannsystem, das sich mit einem einfachen Zug an den Dyneema-Schnüren (einem Hochleistungsmaterial, das auch in Hubschrauberseilen und Kletterausrüstung verwendet wird) justieren lässt. So kannst du Höhe und Spannung auf deine Bedürfnisse einstellen. Zu stark solltest du die Schnüre allerdings nicht festzurren, denn sonst lassen sie sich nur sehr schwer wieder öffnen.

Ein erstes Probeliegen bestätigte: Die Hängematte ist stabil und bietet viel Platz. Was mich besonders begeisterte: Sie zieht sich nicht in die Länge. Das ist bei Hängematten häufig der Fall. Wenn sich das Gewebe dehnt, nimmt die Matte schnell eine starke Bananenform an. Ich finde das unangenehm. Durch das 30D Diamond Ripstop Nylon bietet die Eno Sub6 einen gewissen Schutz gegen das Verziehen und hält – zumindest bei meinem Gewicht – die Form gut.

Schützendes Moskitonetz mit sehr kleinem Einstieg

Vor der ersten Nacht installierte ich das Moskitonetz, das wie eine Hülle über die Hängematte gestülpt wird. Auch hier entdeckte ich gut durchdachte Details: Die obere Spannschnur ist integriert und kann einfach am Spannsystem der Hängematte befestigt werden. So hat das Netz genügend Abstand zu Kopf und Körper und auch Mücken mit langen Stech- und Sauginstrumenten haben keine Chance.

Das Moskitonetz lässt sich wie eine Hülle über die Hängematte ziehen.
Das Moskitonetz lässt sich wie eine Hülle über die Hängematte ziehen.
Quelle: Siri Schubert

Eindeutig zu kurz geraten finde ich den Einstiegsreissverschluss. Für meine 164 Zentimeter Grösse reicht er gerade mit ein bisschen Gymnastik und ohne zu grosse Verrenkungen. Mit längeren Beinen könnte das Klettern auf die Hängematte und unter das Netz aber anspruchsvoll werden.

Gelenkigkeit ist gefragt: Der Einstiegsreissverschluss des Moskitonetztes ist knapp bemessen.
Gelenkigkeit ist gefragt: Der Einstiegsreissverschluss des Moskitonetztes ist knapp bemessen.
Quelle: Siri Schubert

Mit zusätzlicher Isolation wird's bequemer

Die erste Nacht überstand ich gut. Ich wachte erholt und ohne Verspannungen auf. Auch die nächsten Nächte bei etwas stärkerem Wind waren angenehm. Da es – wie bei allen Hängematten – bei Wind von unten etwas kühl wird, legte ich eine Isomatte, genauer gesagt die Therm-a-Rest Z-lite Sol ein. Ein Einschubfach für die Isomatte – wie bei teureren und meist etwas schwereren Hängematten – gibt es zwar nicht, aber die Matte ist nachts bei mir nicht verrutscht. Zum Zudecken nahm ich den Therm-a-Rest Vesper UL Quilt, den ich noch gesondert besprechen werde. Mit Isomatte und Quilt schlief ich auch bei Wind, hoher Luftfeuchtigkeit und abendlich kühlen Temperaturen wirklich komfortabel.

Warm und ausgeschlafen: Mit dem Therm-a-Rest Quilt ist die Übernachtung komfortabel.
Warm und ausgeschlafen: Mit dem Therm-a-Rest Quilt ist die Übernachtung komfortabel.
Quelle: Claudio Ferrari

Da die Eno Sup6 mit Spannsystem extrem leicht und einfach zu transportieren und installieren ist, eignet sie sich auch für kürzere Touren, egal ob beim Kajakfahren oder Wandern. Auch für Familien mit Kindern sehe ich einen Nutzen: Während die Eltern das Picknick auspacken, können die Kleinen sich auf der Hängematte entspannen.

Ich jedenfalls schlief während der Kajaktour gut und entspannt. Am letzten Abend fand ich noch einen besonders schönen Schlafplatz. Von meinem Nest zwischen den Bäumen schaute ich über die glatt geschliffenen Felsen auf das Meer.

In dem schwerelosen Zustand zwischen Wachsein und Einschlafen dachte ich an die erlebnisreichen Woche, die Wellen und den Wind zwischen den Inseln, das gemeinsame Lernen und Kochen, die Nachtpaddeltour. Und an die schöne Zeremonie, in der mir und zwei weiteren Lehrgangsteilnehmern, die ebenfalls ihr letztes Modul abschlossen, unsere Zertifikate als Outdoor Guides überreicht wurden. Es war die letzte von vielen Nächten, die ich während der Ausbildung im Freien verbracht habe. Das leichte Schaukeln der Hängematte erinnerte mich an Vieles, das während dieser Zeit in Bewegung geraten ist und mir dennoch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gegeben hat.

Titelfoto: Claudio Ferrari

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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